Der Gewaltpräventionsberater Michael Stahl spricht vor fast 150 Schülern Foto: Sascha Sauer

Michael Stahl hat früher Prominente wie Heino und Vitali Klitschko als Bodyguard beschützt. Heute hält er Vorträge über Gewaltprävention in Schulen, Heimen und Gefängnissen.

Fellbach - Wenn Michael Stahl spricht, dann hören die Schüler so gespannt zu, als würde Dieter Bohlen höchstpersönlich vor ihnen stehen. Auf den Entertainer hat Stahl früher übrigens mal aufgepasst. Auch den Sänger Heino sowie die Boxer Muhammad Ali und Vitali Klitschko beschützte er als Bodyguard.

Am Freitag steht Stahl – Kapuzenpulli, raspelkurze Haare, wache Augen – vor fast 150 Sechstklässlern des Friedrich-Schiller-Gymnasiums (FSG) und sagt Sätze wie: „Macht die Dinge, die in eurem Herzen sind.“ Auch wenn solche Lebensweisheiten kitschig klingen können, aus dem Mund von Stahl tun sie es nicht. Vielleicht liegt es daran, dass er ein guter Geschichtenerzähler ist. Vielleicht aber auch daran, dass man spürt, dass dieser Mann authentisch ist.

Stahl ist mit viel Gewalt aufgewachsen

Stahl, so erzählt er, ist in ärmlichen Verhältnissen und mit viel Gewalt aufgewachsen. Auch auf der Hauptschule hatte er immer wieder Probleme mit Mitschülern. Wie man sich als Mobbing-Opfer fühlt? Stahl weiß es. Aber er weiß auch, wie man sich aus der Rolle befreit. „Stärke hat nichts mit Muskeln zu tun“, sagt er. Man müsse seinem Gegenüber mit einem festen Blick und Händedruck begegnen.

Seit 23 Jahren ist der ehemalige Personenschützer unterwegs. Er hält Vorträge über Selbstverteidigung und Gewaltprävention in Schulen, Heimen, Gefängnissen und Kindergärten. Und er versorgt Kinder und Jugendliche mit Lebenstipps wie: „Wir brauchen Wertschätzung von den anderen“ oder „Seid echt!“. Vor allem Echtheit sei wichtig. „Viele Prominente waren plötzlich ganz anders, als die Kameras und Scheinwerfer aus waren“, erzählt er.

Ein Gegner von Playstation und Xbox

Stahl ist ein absoluter Gegner von Computer- und Videospielen. Playstation und Xbox sind für ihn nur „Kisten, die leer und kalt“ sind. Lieber sollen die Schüler ein Baumhaus bauen, Fußball spielen, Drachen steigen lassen oder Kuchen backen. „Das ist echtes Leben“, sagt er. Selbstbewusstsein sollen die Schüler bei verschiedenen Ballspielen tanken. Auch dabei weiß er die Sechstklässler zu motivieren: „Bei dieser Übung hat der Boxer Vitali Kitschko nur vier von zehn Versuchen geschafft“, sagt er beispielsweise.

Der ehemalige Bodyguard hat sichtlich einen Draht zu seinen Zuhörern. Es ist mucksmäuschenstill in der Schulaula. Seine Botschaften weiß er geschickt zu verpacken. Wenn er beispielsweise die Schüler motivieren will, dass sie öfters Oma und Opa besuchen, hört sich das so an: „Alte Menschen sind cool, die machen inzwischen im Seniorenheim zur Begrüßung die Ghettofaust.“

Im Rahmen der Gewaltprävention für die sechsten Klassen ist Stahl ins Friedrich-Schiller-Gymnasium geholt worden. Und er versteht sein Handwerk. Dabei zeigt er Herz statt Härte. „Schaut, wem es in eurer Klasse nicht gut geht und helft ihm“, sagt Stahl. „Wir sollten nämlich alle Personenschützer sein.“