Ein Demonstrant in Hongkong hält eine Tränengasgranate in der Hand Foto: dpa

Neue Eskalationsstufe in Hongkong: Protestierende durchbrechen eine Polizeisperre und versuchen in das Parlamentsgebäude einzudringen. Die Beamten schlagen zurück.

Hongkong - In Hongkong haben Demonstranten versucht, das Parlament zu stürmen. Protestteilnehmer durchbrachen am Samstag Polizeisperren vor dem Parlamentsgebäude in der chinesischen Sonderverwaltungszone. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas gegen Demonstranten ein, die sich trotz eines Demonstrationsverbots vor dem Parlament versammelt und Polizisten mit Steinen und Brandsätzen beworfen hatten.

Trotz des Verbots waren in Hongkong am Samstag erneut zehntausende Menschen auf die Straße gegangen, um mehr Demokratie zu fordern. Ein langer Protestzug verstopfte die Straßen im Hongkonger Finanzviertel. Viele Demonstranten trugen schwarze T-Shirts und hatten bunte Schirme dabei, um an den Beginn der Regenschirm-Proteste vor fünf Jahren zu erinnern.

Laserpointer und Steine gegen Schlagstöcke und Tränengas

Am Nachmittag kam es zu ersten Zusammenstößen, als Demonstranten Steine auf Polizisten warfen und sie mit Laserpointern blendeten. Bei Einbruch der Dunkelheit durchbrachen mit Steinen und Brandsätzen bewaffnete Demonstranten dann eine Absperrung vor dem Parlament.

In Hongkong gibt es seit drei Monaten Massenproteste für mehr Demokratie und gegen eine wachsende Einflussnahme Pekings. Für Samstag hatten die Organisatoren ursprünglich eine Großdemonstration angemeldet, um an den fünften Jahrestag der Regenschirm-Bewegung 2014 zu erinnern. Die Polizei hatte die Demonstration jedoch verboten. Am Freitag gingen die Behörden zudem massiv gegen Demokratie-Aktivisten vor: Die Polizei nahm die Protestanführer Joshua Wong und Agnes Chow sowie mindestens drei weitere bekannte Aktivisten und drei der Demokratiebewegung nahestehende Abgeordnete fest.

Angesichts des Drucks sagten die Organisatoren die Großdemonstration ab, kündigten aber andere Aktionen an. Viele Hongkonger setzten sich am Samstag auch mit kreativen Aktionen über das Demonstrationsverbot hinweg: Sie widmeten den Protest in nicht verbotene „religiöse Versammlungen“ um, trugen Kreuze oder Ikonen und sangen „Halleluja“.