In die noch leeren Schächte im Fellbacher Tower werden bald passende und der Norm entsprechende Aufzüge eingebaut. Foto: Roland Böckeler

Die Stadt Fellbach ist dem Ziel nahe, ihr Bauruinenimage loszuwerden. Der neue Investor Christoph Gröner hat eine Baugenehmigung für 194 Wohnungen im Schwabenlandtower, früher als Gewa-Tower bekannt, erhalten. Allerdings gibt es noch eine Hürde.

Fellbach - Sehnsüchtig hat der neue Turmbauer Christoph Gröner auf das Papier gewartet. Auch die Fellbach Bürger und die eigentlich schon abgefundenen Gläubiger des vor fast drei Jahren gestoppten Gewa-Towers haben auf das Ereignis geharrt. Jetzt ist die neue Baugenehmigung für das nun Schwabenlandtower genannte Wohnbauprojekt mit 107 Meter Höhe unterschrieben. Ende 2016 war die Projektfirma Gewa 5 to 1 wegen 22 unverkäuflicher Luxusapartments in die Insolvenz gerutscht. Nun werden demnächst 194 kompakte Wohnungen statt zuvor 66 großer Apartements eingebaut. Zuvor war zuerst von 192, dann von 194, von 193 und nun wieder von 194 die Rede.

An diesem Freitag übergibt die Stadt Fellbach das neue Dokument der CG-Gruppe. Erfreulich pünktlich, in der amtlichen Vorhersage aus dem Rathaus war Anfang September als Zeitpunkt genannt. Andererseits stark verzögert, wenn man die Hoffnungen des Investors Christoph Gröner betrachtet. Eigentlich hatte der tatendurstige Baulöwe schon im Frühjahr mit den Umbauarbeiten beginnen wollen. Mit der offiziellen Baugenehmigung kann die CG-Gruppe nun Aufträge an die Baufirmen vergeben. Sie geht immer noch davon aus, den „SLT 107“ Ende 2020 fertigzustellen.

Die Baufreigabe steht noch aus

Den begehrten „roten Punkt“, die Baufreigabe, gibt’s allerdings doch wieder etwas später. Als nächstes „legt der Bauherr die Statik bei einem von der Stadt benannten Prüf-Statiker vor“, teilt Marion Maiwald, Leiterin des Baurechtsamts, mit. Sobald von diesem grünes Licht kommt, wird der rote Punkt erteilt.

In den vergangenen Wochen war der Investor wenigstens nicht mehr ganz zur Untätigkeit verdammt. Baulärm drang aus dem lange unveränderten Rohbau. Aufgrund einer früheren Teil-Baugenehmigung wurde das von Gröner nicht geliebte schräge Beton-Dach in luftiger Höhe von mehr als 100 Metern Höhe abgemeißelt. Das ermöglicht den Einbau zweier zusätzlicher Wohnungen im 33. und 34. Stockwerk – was auch die bisher schwankenden Angaben zur Wohnungszahl erklärt. Arbeiten, die nicht in die tragende Konstruktion eingriffen, konnte die Firma ebenfalls ausführen. Es galt, noch vor der Insolvenz begonnene Ausbauarbeiten wie Zwischenwände und manche Rohr- oder elektrische Leitung wieder zu entfernen.

Baugenehmigung umfasst auch ein weiteres Stockwerk für das Hotel

Parallel zu den bevorstehenden Ausbauarbeiten am Wohnturm wird das Hotel, das seine unteren Stockwerke umgibt, um eine Etage aufgestockt. Die Zahl der Zimmer in der Drei-Sterne-Plus-Kategorie soll von etwa 100 auf 164 steigen.

Alt-Gläubiger hoffen auf höheren Geldrückfluss

Fellbachs Bürger hoffen nun, bald das Image einer Bauruinenstadt hinter sich zu lassen. Die Alt-Gläubiger der Gewa 5 to 1 hoffen derweil immer noch auf ein wenig mehr Geldrückfluss aus ihrer riskanten Anleihe. Ihnen und dem vom Amtsgericht Esslingen bestellten Insolvenzverwalter Ilkin Bananyarli hatte Christoph Gröner im September vorigen Jahres den Tower-Rohbau abgekauft – für 15 Millionen Euro. Das Geld floss wegen formaler Hürden zögerlich, aber zuverlässig. Zuerst mussten die ersten 44 Käufer von Apartements wieder aus ihren Verträgen herausgekauft werden. Erst am 20. Mai hat die CG-Gruppe den Anleihegläubigern nachlaufende Zinsen und Kosten von 317 743 Euro überwiesen. Das berichtet deren gemeinsamer Vertreter, der Rechtsanwalt Gustav Meyer zu Schwabedissen. Jetzt dürfte noch eine Vertragsklausel über einen zusätzlichen Kaufpreis wirksam werden. Sie versprach eine zusätzliche Million, „wenn eine positive Beurteilung der zuständigen Ämter über die geplante Änderung der Wohnungsaufteilung vorliegt“. Erlaubt werden musste eine Erhöhung auf mindestens 185 Wohnungen. Die Baugenehmigung übertrifft diese Zahl sogar. Erkauft wurde der Sprung, indem Fellbachs Stadträte für die bereits fertiggestellte Tiefgarage eine Stellplatzsatzung mit einer auf 0,8 Fahrzeuge pro Wohneinheit verminderten Quote absegneten. Mit dem Schlüssel haben also mindestens 39 Wohnungen keinen eigenen Stellplatz. Wegen der befürchteten Parkplatznot in der Umgebung hat eine Minderheit des Gemeinderats die Entscheidung scharf kritisiert.

Neue Aufzugstechnik ist kein Hindernis für die Baugenehmigung

Die Befürchtung, dass die geplanten Aufzüge wegen einer neuen DIN-Norm nicht mehr genehmigungsfähig sein könnten, hat sich übrigens in Luft aufgelöst. Der Markt bietet auch ein Lift-System, das in die vorhandenen Schächte passt.