Manche Berger Badegäste schwören auf die gelben Gesundheitsliegen, andere wünschen sich die alten aus Plastik wieder. Foto: Max Kovalenko

Veränderungen nehmen die Stammgäste des Mineralbads Berg nicht gerne hin. Erst kürzlich protestierten sie, weil das Bäderamt neue Regelungen bei den Gesundheitskursen beschloss. Jetzt wollen sie Unterschriften sammeln, weil das Amt die rund 60 Plastikliegen gegen 24 Gesundheitsliegen ausgetauscht hat.

Stuttgart - Seit über 20 Jahren ist Werner Naumer Gast im Bad Berg. Zweimal die Woche – immer mittwochs und samstags – fährt er aus Botnang hierher. Punkt neun macht er es sich auf einer der Kunststoffliegen am Beckenrand gemütlich, wagt einen ersten Sprung ins kalte Mineralwasser, bis eine Stunde später seine Freunde eintreffen.

Dann geht’s zum Match an die Tischtennisplatte und zwischendurch immer wieder zum Ausruhen auf die Liege: mal im Schatten, mal in der Sonne, mal auf dem Rücken, mal auf dem Bauch. „Mit diesen Liegen ist das gar kein Problem, die kann man verschieben und verstellen, wie man es gerade braucht“, sagt der 71-Jährige.

Doch als Naumer vergangenen Mittwoch die Sommersaison im Bad auf seinem gewohnten Plätzchen einläuten möchte, stellt er fest: Die Liegen sind noch nicht aufgebaut. Auf Nachfrage erklärt ihm die Dame an der Kasse, dass es diese in Zukunft auch nicht mehr geben wird. „Die werden überall rumgeschoben, das will die Stadt jetzt nicht mehr“, soll sie gesagt haben. Dabei, so der Rentner, seien die Liegen so gemacht, dass man sie schieben kann. „Deshalb gibt es doch das Rädchen am Kopfende“, sagt er.

Bei den Bäderbetrieben hält sich die Aufregung in Grenzen. „Abgeschafft haben wir die Liegen nicht, wir haben sie nur ersetzt, weil die Badegäste die alten hässlich und ungemütlich fanden“, sagt Anita Grube, stellvertretende Leiterin der Bäderbetriebe Stuttgart. Statt der bisher 60 Plastikliegen stehen seit Freitag 24 sogenannte Gesundheitsliegen am Beckenrand. Die sind ergonomisch geformt wie ein Sessel und mit Gummibändern bespannt. Verlagert der Gast sein Gewicht, kippen sie nach hinten in die Liegeposition. Außerdem hat die Stadt die für das Bad Berg so typischen Holzpritschen erweitert. Auch das angeblich auf Wunsch der Badegäste.

Ältere legen sich nicht einfach auf die Wiese oder Holzpritsche

Werner Naumer stimmt das nicht zufrieden: „Versuchen Sie mal, sich in so einer Liege auf den Bauch zu legen, außerdem sind 24 Stück viel zu wenig. Die sind ja Punkt sieben schon alle belegt.“ Das Mineralbad lebe vor allem von den Stammgästen, die eben schon etwas älter sind. „Da legt man sich nicht mehr so einfach auf die Wiese oder die Holzpritsche“, sagt Naumer. Er denkt darüber nach, Unterschriften für die alten Liegen zu sammeln, denn „was das jetzt plötzlich soll, verstehen wir nicht“.

Protestaktionen von Stammgästen im Bad Berg gab es in der Vergangenheit schon häufiger. Zuletzt wehrten sich Senioren gegen eine neue Regelung bei den Gesundheitskursen. Diese durften die Teilnehmer bisher in einem Parallelkurs an einem anderen Tag kostenlos nachholen. Im Februar beschlossen die Bäderbetriebe: Versäumte Stunden fallen ins Wasser. Die Teilnehmer gingen auf die Barrikaden und erreichten zumindest, dass sie die versäumten Stunden der letzten Kursperiode noch nachholen dürfen.

Ob Naumers Unterschriftenaktion von Erfolg gekrönt sein wird ? Mehr als 24 Liegen – das stellt Anita Grube gleich klar – wird es fürs Bad Berg nicht geben. „Dann beschweren sich wieder die Gäste, die gerne auf der Wiese liegen“, sagt sie.

Andere Bäder sind von der Liegen-Aktion nicht betroffen. „Im Außenbereich vom Leuze und vom Mineralbad Cannstatt bleibt alles wie gehabt“, sagt Norbert Paydl, Leiter der Mineralbäder. Am 1. Mai beginnt dort offiziell die Badesaison im Außenbereich. „Wir sind aber jetzt schon vorbereitet, schließlich ist es ja immer mal wieder warm.“