Die aktuelle Grippewelle hat ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Foto: dpa

Die aktuelle Grippewelle hat auch Stuttgart erreicht. Das Gesundheitsamt hat bisher 854 Fälle von Influenza registriert. Auffallend viele Fälle von Influenza B Yamagata sind darunter, gegen die der von den Kassen gezahlte Dreifachimpfstoff nicht wirkt.

Stuttgart - Die aktuelle Grippewelle hat auch die Landeshauptstadt erfasst. Das Gesundheitsamt der Stadt hat seit Jahresbeginn insgesamt 854 Fälle von Influenza registriert, 522 davon vom Typ B. Ein Todesfall aufgrund einer Grippeinfektion wurde dem Amt gemeldet.

Diese Zahlen liegen damit deutlich über den meisten der Vorjahre. So wurden in der gesamten Grippesaison 2013/2014 nur 108 Fälle gemeldet, im Jahr darauf dann 819. In den kalten Monaten 2016/2017 hat das Gesundheitsamt insgesamt aber 1097 Grippefälle registriert. Ob diese Zahl übertroffen wird, lässt sich noch nicht sagen. Martin Priwitzer, der Abteilungsleiter Gesundheitsschutz, geht jedoch davon aus, dass diese Saison „durch das Influenza-B-Geschehen relativ heftig ausfallen wird“.

Höhepunkt kurz nach Fasching

Nach den Erfahrungen des Cannstatter Allgemeinmediziners Markus Klett, der Vorsitzender der Stuttgarter Ärzteschaft ist, erlebt die Grippewelle in aller Regel ihren Höhepunkt „kurz nach der Faschingswoche“. Diesmal sei die Welle aber „deutlich stärker ist als in den vergangenen Jahren“, so Klett. „Die Leute sind schwerer erkrankt.“ Häufig seien die oberen und die unteren Atemwege betroffen. Selbst starke Entzündungen der Nasennebenhöhlen seien nicht selten, auch mit Komplikationen wie einer Mittelohrentzündung oder sogar einer Lungen- oder Rippenfellentzündung.

Klett führt dies auch darauf zurück, dass der von den gesetzlichen Kassen finanzierte Dreifachwirkstoff, den die meisten der geimpften Menschen bekommen haben, nicht gegen den ursprünglich aus Japan stammenden Influenza-Typ B-Yamagata hilft. Anders als der andere, „tetravalente“ Impfstoff. Die Kosten für diesen übernimmt die gesetzliche Kasse aber nur bei sogenannten multimorbiden Patienten mit Mehrfacherkrankungen. Markus Klett fordert, man müsse den Ärzten bei der Wahl des Impfstoffes „mehr Freiheit lassen“.

Viele Fälle in den Kliniken

Die geschilderte Entwicklung macht sich in den Krankenhäusern bemerkbar. So hat das städtische Klinikum in dieser Saison bisher 259 stationäre Fälle mit Influenza festgestellt (davon Influenza B: 141). Von den 192 Fällen des Vorjahrs zählten 184 zum Typus A. Im Robert-Bosch-Krankenhaus hat man bisher 190 Influenza-Fälle gehabt (Typ B: 138), im Vorjahr waren es 335 (davon 316 vom Typ A). Geringer sind die Zahlen im Marienhospital mit 25 Fällen seit Jahresbeginn, mehrheitlich des Typs B. Im Diakonie-Klinikum waren es seit Jahresanfang knapp 50 Fälle, 39 vom Typ B.

In allen Kliniken werden die Influenza-Fälle in Einzelzimmern isoliert und nach höheren Hygienestandards behandelt. Vereinzelt kommt es zu Todesfällen von Patienten mit einem Grippevirus. In aller Regel handle es sich aber um Menschen mit schweren Mehrfacherkrankungen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit alleine an diesen verstorben wären, so die Kliniken einhellig.