In Nordirland sind künftig Homo-Ehen erlaubt. (Symbolbild) Foto: /dpa

In Nordirland sind künftig Abtreibungen unter bestimmten Bedingungen und Homo-Ehen erlaubt. Für die katholischen Bischöfe Nordirlands seien die Veränderungen „ein trauriger Tag für die Demokratie“, wie es in einer Erklärung heißt.

London - In Nordirland ist in der Nacht zum Dienstag eine neue Gesetzgebung in Kraft getreten, nach der künftig Abtreibungen unter bestimmten Bedingungen und Homo-Ehen erlaubt sind. Die Änderungen waren zuvor im Sommer vom britischen Unterhaus in London beschlossen worden. Dadurch werden die Regelungen denen in den anderen Teilen Großbritanniens angepasst.

Erste gleichgeschlechtliche Eheschließungen würden zum Valentinstag im kommenden Jahr erwartet. Bei Abtreibungen galten in Nordirland bisher strenge Gesetze aus dem 19. Jahrhundert, die Schwangerschaftsabbrüche nur bei ernsthaften Gesundheitsgefährdungen der Mütter erlaubten.

Bischöfe veröffentlichen Erklärung

Die katholischen Bischöfe Nordirlandshaben in einer gemeinsamen Erklärung die aktuellen Gesetzesänderungen mit deutlichen Worten kritisiert. Mit der am Dienstag in Kraft getretenen weitreichenden Legalisierung von Abtreibungen habe man nun „potenziell eines der liberalsten und unreguliertesten Abtreibungsregime der Welt“, heißt es in der Erklärung der Bischöfe. Abtreibungen blieben „eine brutale Verletzung der kostbaren Gabe des Lebens“.

Die Veränderungen seien „ein trauriger Tag für die Demokratie“, heißt es weiter in der Erklärung. Die zerstrittenen nordirischen Parteien hätten „die Zeit und Macht gehabt, diese drakonischen Westminster-Gesetze“ zu verhindern.

Britische Parlamentarier weiten Gesetz aus

Britische Parlamentarier hatten im Sommer entschieden, Großbritanniens Gesetzgebung zu Abtreibung und gleichgeschlechtlicher Ehe ab 22. Oktober auch auf Nordirland auszuweiten. Grund dafür ist das herrschende Machtvakuum in Nordirland. Das Land ist seit Januar 2017 ohne Regierung, weil sich die protestantische Democratic Unionist Party (DUP) und die katholisch-republikanische Sinn Fein nicht über die Eckpunkte einer neuen Koalitionsvereinbarung einigen können.

Anders als im Rest Großbritanniens waren Schwangerschaftsabbrüche in Nordirland bislang nur erlaubt, wenn das Leben der Mutter in unmittelbarer Gefahr war. Wenn eine Frau aus Nordirland zur Abtreibung nach Großbritannien reiste, führte der staatliche Gesundheitsdienst den Eingriff seit 2017 kostenfrei durch. Jüngsten Angaben zufolge nutzten dies im vergangenen Jahr 1.053 Frauen, 192 mehr als 2017.