Er hat an der Grünen-Geschichte mitgeschrieben: Rezzo Schlauch Foto: dpa

Die Geschichte der Grünen in Baden-Württemberg liegt jetzt in Buchform vor. Und ein Schwarzer stellte sie nun vor.

Stuttgart - Grün und Schwarz – diese Farbkombination beflügelt in Baden-Württemberg seit langem die Fanatsie des landespolitisch interessierten Publikums. Was wäre wenn ... Eine hypothetische Frage. Bisher kam es nie dazu. Berührungspunkte gibt es freilich viele – auch auf persönlicher Ebene. Das zeigte jetzt eine grün-schwarze Buchvorstellung im Buchhaus Wittwer. Christoph Palmer (CDU), ehemals Staatsminister, stellte dort am Freitag ein Buch vor, das aus der Feder des Grünen-Urgesteins Rezzo Schlauch und des Zeitgeschichtlers Reinhold Weber stammt.

Der Titel „Keine Angst vor der Macht“. Palmer hat seinerseits keine Angst vor den Grünen, schon gar nicht vor Schlauch, mit dem 1996 als Wahlkampfchef des damaligen Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) die Klingen kreuzte. Längst duzt man sich und redet gut übereinander.

Palmer redet auch gut über das Buch, das laut Klappentext eine „abwechslungsreiche, kritische und auch augenzwinkernde Reise durch mehr als 35 Jahre grüne Parteigeschichte“ verspricht.

„So harmlos waren die Grünen in der Frühphase nicht“

Der ehemalige CDU-Politiker nennt es „eine treffende Beschreibung grüner Realpolitik in Baden-Württemberg“. Ergänzt um sechs Interviews – darunter mit dem früheren CDU-Ministerpräsidenten Erwin Teufel, der feststellt: „So harmlos waren die Grünen in der Frühphase wahrlich nicht.“

Das bestätigen auch die Autoren Weber und Schlauch. Dass die heutigen Superrealos auch in Baden-Württemberg einst erhebliches Störpotential entfalteten, ist angesichts ihrer heutigen „Politik mit Maß und Mitte“ (Palmer) demnach etwas aus dem Blick geraten. Endgültig vorbei sind allerdings die Zeiten, in denen die Grünen den Schwarzen unheimlich waren. Palmer erzählt von dem früheren Landtagspräsidenten Fritz Hopmeier (CDU), der über Rezzo Schlauch sagte: „Er sieht aus wie ein Räuberhauptmann aus den Abruzzen.“

Nach der Lektüre der bunten Grünen-Geschichte hat Palmer nach eigenen Worten ein klarerers Bild von den baden-württembergischen Grünen. Ihren Erfolg im Südwesten erklärt er sich mit der „sozioökonomischen Lage des Landes“, dem grünen „Wurzelgeruch“, ihrer „Typenvielfalt“, ihrem pragmatischen Kurs („Politik statt Esoterik“) und dem Willen zur Macht. In Letzterem sieht Palmer im übrigen eine Verwandtschaft zur CDU.

Neben vielen Stärken benennt er auch Schwächen des Buches – etwa die Verbindungen in die Tagespolitik hinein. Schlauchs Charakterisierung der aktuellen CDU-Politik als „konzeptionslose und inhaltsarme Fundamentalopposition“ empfindet er als unpassend. Bei aller Freundschaft: Ganz so grün ist man sich dann doch nicht ...

Rezzo Schlauch/Reinhold Weber: Keine Angst vor der Macht,. Die Grünen in Baden-Württemberg. Emons-Verlag, 240 Seiten, 22,95 Euro.