Gut 25 Frauen und Männer packen in Möhringen Geschenke ein. Foto: Malte Klein

Die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ sammelt kleine Geschenke für osteuropäische Kinder ein. Manche Helfer haben selbst erlebt, wie sehr sich arme Menschen über kleine Dinge und über die liebevolle Aufmerksamkeit freuen.

Stetten - Wo sonst Mitarbeiter von Afi Solutions Mittag essen, sieht es am Freitagnachmittag aus wie kurz vor Weihnachten. Auf einem Wagen stapeln sich mehr und mehr bunte Geschenke. Gut 25 Frauen und Männer, darunter Mitarbeiter der Afi und einer Schwesterfirma, packen in der Cafeteria an der Sigmaringer Straße in Möhringen weitere ein. Es geht schon um das große Fest. Allerdings werden diese Pakete nicht unter einem hiesigen Baum liegen, sondern Hunderte Kilometer entfernt in Osteuropa ausgepackt.

Wertschätzung und Hoffnung

Das erzählt Anja Gatter, die Sammelstellenleiterin für Leinfelden-Echterdingen der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“. Sie lebt in Stetten und nimmt dort noch bis zum morgigen Donnerstag Päckchen an. Weil ihr Mann bei Afi arbeitet, hatten sie die Idee, dort mit Freunden und Mitarbeitern zu packen. „Ich beteilige mich seit 18 Jahren daran und bin seit sechs Jahren Sammelstellenleiterin.“ Das heißt, dass bei ihr Kartons mit Geschenken auch von Privatleuten abgegeben werden. Sie hat von einer Freundin von der Sammelaktion des christlichen Vereins Geschenke der Hoffnung erfahren und erzählt, für wen die Geschenke sind: „Sie gehen an Kinder in Moldawien, Rumänien und Serbien, die sonst nie Geschenke bekommen.“ Für diese jungen Menschen aus sozial benachteiligten Familien bedeute das eine besondere Wertschätzung. „Sie merken, dass jemand speziell ihnen etwas schenkt. Dadurch bekommen sie Hoffnung.“

Der Mutter schießen Tränen in die Augen

Das hat Julia Batanaras auf einer Verteilreise in Polen erlebt. Ihre Eltern nehmen seit 20 Jahren Schuhkartons mit Geschenken an und leiten sie weiter. „Als ich 16 Jahre alt war, bin ich Anfang Dezember mit zum Verteilen nach Polen gefahren“, erzählt sie. In ihrem Beisein packten bedürftige Kinder die Päckchen aus. „Als ein Kind Knetgummi geschenkt bekam, weinte die Mutter. Das Kind hatte sich lange Knete gewünscht, doch die Mutter konnte sie sich nicht leisten“, sagt Batanaras. Dann fuhr der Transporter tief in einen Wald. Mitglieder der Gemeinden vor Ort wissen, welche Familien bedürftig sind. „Nach einer halben Stunde kamen wir bei einem zerfallenen Häuschen an, in dem auch Kinder wohnten. Die Familie hatte nur ein Zimmer beheizt, weil sie kaum Geld für Heizöl hatten.“ Die Kinder hätten sich über ein eigenes Kuscheltier gefreut. Batanaras hat das sehr bewegt. „Ich habe Weihnachten immer anders wahrgenommen, als ich High-Tech-Geschenke auspackte.“ Nun wusste sie, dass es Kinder gibt, die sich sehr über weniger freuen.

Plüschtier, Shampoo, Schokolade

Jetzt packt die Stuttgarterin ebenfalls Pakete in Möhringen ein. Welche Teile verschenkt werden und ob sie an ein Mädchen oder an einen Jungen gehen, entscheiden sie und die anderen selbst. Sie achten auch auf die Mischung – es sollten Spielwaren, Hygieneartikel aber auch Süßes dabei sein.

Auf der anderen Seite des Raums hat Laura Herzig aus Stuttgart, die bei Afi arbeitet, gerade ein Päckchen fertig. „Für ein Mädchen habe ich ein Plüschtier, Shampoo, Schokolade und Stifte eingepackt.“ Als Mutter weiß sie, wie sehr sich Kinder über Geschenke freuen, besonders solche, die selten etwas bekommen.

An diesem Nachmittag haben sie sich vorgenommen, 100 Kartons zu packen, sagt Gatter. Besonders fleißig ist der Afi-Mitarbeiter Klaus Bohnet. „Es sollen insgesamt 30 werden“, sagt er und klebt Geschenkpapier auf den nächsten Karton.