Gartenschau-Geschäftsführer Thorsten Englert hofft auf begeisterte Remstäler. Foto: Jan Potente

In dreieinhalb Monaten eröffnet die interkommunale Gartenschau. Der Geschäftsführer Thorsten Englert freut sich darauf – und auf den Urlaub danach.

Schorndorf - Sechs Stunden pro Woche, mehr Zeit würde er für seine zusätzliche Aufgabe nicht benötigen. So wurde Thorsten Englert vor vier Jahren der Job als Geschäftsführer der Remstal-Gartenschau von seinem Oberbürgermeister Matthias Klopfer schmackhaft gemacht.

Nun, so ganz geht diese Rechnung nicht auf – es ist eher das Zehnfache an Stunden, das der Schorndorfer Finanzbürgermeister derzeit in die Gartenschau 2019 investiert. Kein Tag ohne Termin: „Den Geschäftsführer möchte jeder gerne dabei haben“, sagt er und erzählt von den Sitzungen, den lokaen Spatenstichen und den Sponsorengesprächen, die er absolviert.

Inspiration auf der Gmünder Gartenschau

Die Gartenschau, sie ist unendlich anstrengend für den 46-Jährigen. Trotz der Belastung hat sich Thorsten Englert seine Begeisterung bewahrt. Er braucht kein Manuskript, um die Geschichte des Großereignisses zu skizzieren, das eigentlich einmal nur als ein gemeinsames Grünprojekt im Remstal begonnen hatte. Um es voranzubringen, wurde vor vier Jahren eine Gartenschau-Gesellschaft gegründet. Damit war die Form klar, „aber das Konzept irgendwie nicht so richtig“, sagt Thorsten Englert. Woher sollte es auch kommen – noch nie hatte es zuvor eine Landesgartenschau mit 16 beteiligten Kommunen über eine Länge von 80 Kilometern gegeben.

Eine große Inspiration war für Thorsten Englert die Landesgartenschau in Schwäbisch Gmünd. Im Sommer 2014 hatte er dort so etwas wie ein Erweckungserlebnis. Selbst wohnhaft in Gmünd, zog er nach Feierabend mit seiner Familie los und erlebte eine Gartenschau voll Musik, voll guter Laune, „und mit einem neuen Wir-Gefühl in der Stadt. Da war klar, wir brauchen auch eine ‚Schau’“, erzählt er im Rückblick.

Die Remstal-Gartenschau löste sich deswegen von der ersten Idee, jede Kommune mit einer Perle, einem Themenschwerpunkt zu besetzen. „Wir wollten den Gemeinden mehr Spielraum geben“, erläutert Englert. Trotzdem mussten gemeinsame Oberbegriffe, musste eine gemeinsame Linie gefunden werden. „Wir hatten erst mal zu klären, für was das Remstal eigentlich steht“, erzählt Thorsten Englert. Natur und Kultur, Genuss und Bewegung: aus diesen vier Wörtern wurde schließlich das Grundgerüst gebaut.

10 000 Veranstaltungen im Programm

So richtig aber wollte er noch nicht fliegen, der zündende Funke. Das einzige, was immer wieder aufloderte, war die Diskussion über die Kosten der Gartenschau. „Es fehlte noch ein Projekt, das alle Kommunen miteinander verknüpfte“, erzählt Englert. Das so genannte weiße Band wurde aus Kosten- und Naturschutzgründen verworfen, dafür kamen die weißen Stationen. Als das Architekturprojekt in der Gesellschafterversammlung vorgestellt wurde, da habe er zum ersten Mal richtig gute Stimmung gespürt, erzählt Thorsten Englert.

Weil es lange gedauert hat, bis das Verbindende und die vier Themenschwerpunkte gefunden waren, ist es erst im vergangenen Jahr darum gegangen, den Konzepten und Begriffen Leben einzuhauchen. 10 000 Veranstaltungen füllen den Kalender der Remstal-Gartenschau, darunter viele interkommunale Ereignisse: vom Tag des Singens bis zur Nacht der Kirchen reicht das Spektrum der Veranstaltungen. Bei wie vielen Spatenstichen Thorsten Englert in den vergangenen Monaten war, kann er kaum zählen: In allen Kommunen wird gebaggert und gebaut.

Und vor fast genau einem Jahr, da hatte er schon wieder eine Art Erweckungserlebnis – dieses Mal auf der Urlaubsmesse CMT. „Die Leute haben uns die Bude eingerannt. Die Themen Bewegung und Genuss haben voll eingeschlagen“, erzählt er. Und deswegen will er auch noch größer denken, will er die Gartenschau als Motor nutzen, um die Tourismusregion Remstal voranzubringen. Auch wenn noch nicht klar ist, wie viele Besucher diese etwas andere Gartenschau anlocken wird, schon jetzt gibt es aus seiner Sicht einen Gewinner: „Das ist das Remstal. Hier wird ein hoher dreistelliger Millionenbetrag investiert“, erzählt er.

Es bleiben noch Hausaufgaben zu machen

Das liebe Geld bereitet ihm aber auch bisweilen schlaflose Nächte: „Ich weiß noch nicht, ob die Kalkulation hinhaut“, sagt Englert, der sich zwar mit Finanzen auskennt, aber sonst eben nur für das Controlling einer und nicht gleich von 16 Kommunen zuständig ist.

Und der 46-Jährige weiß, wie viele Hausaufgaben in den verbleibenden dreieinhalb Monaten noch zu erledigen sind. „Wir müssen die CMT super gut vorbereiten“, erzählt er. Auch eine Überarbeitung der Homepage und die Ausarbeitung des Hauptflyers stehen auf der Agenda. Ob jedes Bauprojekt vor der Eröffnung fertig wird? „Wenn es nicht klappt, ist das nicht schlimm. Wir können trotzdem in den Betrieb gehen“, gibt er sich entspannt.

Ob er sich mehr auf den 10. Mai, den Start der Gartenschau, oder den 20. Oktober, das Ende, freut? Thorsten Englert muss lächeln und sagt: „Auf den 10. Mai. Da können wir die Früchte ernten“, sagt Englert. Er hofft, dass die Remstäler sich begeistern lassen und sich neu in ihre Tal verlieben. „Ich habe selbst einen neuen Blick auf das Tal bekommen“, berichtet Englert und rät dazu, sich vor allem die Standorte der Stationen anzuschauen und die manchmal unbekannten Ausblicke zu genießen.

Thorsten Englert hat in den vergangenen vier Jahren nicht nur das Remstal neu kennengelernt, sondern auch sonst viel neues Wissen erworben. Und er weiß mittlerweile, was er anders machen würde: „Die Gartenschau hätte einen 100-Prozent-Geschäftsführer verdient“, sagt er. Und deswegen freut er sich bereits jetzt auf 2020: Da möchte Thorsten Englert richtig Urlaub machen. Und sich (un)endlich erholen.