Die Leihräder sollen auch am Neuen Platz aufgestellt werden. Foto: factum/Bach

Um mobil zu sein, ist bald kein eigenes Rad mehr nötig. Miet-Bikes sind das Modell der Zukunft. Gerlingen will sich einem neuen Leihsystem der Stadt Stuttgart anschließen und drei Stationen einrichten.

Gerlingen - In der Innenstadt wird es künftig einen Fahrrad-Verleih mehr geben, und das ohne einen Radladen. Die Räder, auch mit Stromantrieb, sollen an einem Standort in unmittelbarer Nähe zum öffentlichen Nahverkehr zu haben sein – sprich, neben einer Haltestelle. Darin sind sich alle einig. Auf dem Weg dahin aber ist der Technische Ausschuss jetzt umgeschwenkt. Er will die E-Bike-Station nicht mehr, wie noch vor einigen Wochen, im Rahmen eines Versuches des Regionalverbandes (Namoreg) einrichten. Als Standort war die Tiefgarage in der Schillerstraße neben der U-6-Endhaltestelle angedacht. Vielmehr soll es oberirdische Mietstationen geben, womit man sich einem Modell der Stadt Stuttgart anschließt. Dieses sei flexibler, hieß es. In der Stadt sollen drei kleine Radstationen entstehen.

Start im Jahr 2017

Namoreg ade, es lebe das konkurrierende Stuttgarter Verleihsystem, das allerdings erst 2017 an den Start gehen soll. Diese Marschrichtung hat der Technische Ausschuss in seiner jüngsten Sitzung also vorgegeben. Namoreg steht für nachhaltige Mobilität in der Region Stuttgart. E-Bike-Stationen mit Stromrädern nach diesem Modell gibt es bereits, unter anderem in Schwieberdingen, Bietigheim-Bissingen oder Herrenberg. Der Projektleiter der Region hatte jüngst für das kommende Frühjahr eine Flut von Neueröffnungen angekündigt. Doch mit Gerlingen wird es nun nichts. Das Ausleihsystem der Stadt Stuttgart erscheint in Gerlingen sowohl der Verwaltung als auch den Stadträten praktikabler zu sein. Dazu braucht es kein teures Gebäude für die E-Bikes, sondern nur offene Fahrradständer mit einem Elektroanschluss. Am Neuen Platz, so schlug die Verwaltung vor, sollen zehn Räder deponiert werden, fünf mit Akku und fünf normale. Weitere Stationen könnten im Gehenbühl bei der U-Bahn-Haltestelle, sowie auf der Schillerhöhe sein – dort jeweils mit drei Pedelecs und zwei normalen Rädern. Die Ausleihkonditionen werden noch erarbeitet. Kommunen, die bis zum Januar 2016 beitreten, seien ein Jahr später von Anfang an dabei, hieß es. Das System soll dem Verkehrsverbund VVS angeschlossen sein; dessen Kunden hätten mit ihrer Kundenkarte die Ausleihberechtigung.

Mehr Pedelecs als normale Räder gewünscht

Das Stuttgarter Modell scheint auch billiger zu sein als Namoreg. Die E-Bike-Station in der Tiefgarage hätte etwa 100 000 Euro gekostet. Bei der nun gewählten Stuttgarter Variante indes sind laut Verwaltung nur Kosten von etwa 1000 Euro pro Rad und Jahr zu erwarten. Bei einer Befragung von 2637 Gerlingern hätten mehr als 500 Bürger geantwortet, hieß es. Das Interesse sei „nicht überschwänglich“ gewesen, sagte Martin Prager vom Baurechtsamt; „aber auch beim Carsharing oder dem Stadtbus gab es nicht von Anfang an ein großes Interesse“.

Die Antwortenden wollten mehr Pedelecs als normale Räder, die sie in der Freizeit oder für kleinere Besorgungen nutzen wollen. „Wir sollten dies den Gerlinger Bürgern anbieten“, sagte Prager. Namoreg sei auf zweieinhalb Jahre begrenzt und ende im Jahr 2018. Das Stuttgarter System sei deutlich variabler als das der Region, meinte der Bürgermeister Georg Brenner. Dafür votierten dann auch alle im Ausschuss.