Der Fahrer eines getunten AMG-Mercedes war mehrmals zu schnell unterwegs. Nun hat ihn ein Gericht zur Rechenschaft gezogen (Symbolbild). Foto: picture alliance/dpa/Nicolas Armer

Ein offenbar unbelehrbarer Autofahrer hat wiederholt und ohne Führerschein mitten in Kornwestheim aufs Gaspedal gedrückt und etliche Fußgänger gefährdet. Das Ludwigsburger Amtsgericht schickte den 26-Jährigen für ein Jahr und drei Monate hinter Gitter.

Kornwestheim - Es müssen Szenen gewesen sein wie aus einer 80er-Jahre-Actionserie, die sich im vergangenen Jahr am 26. Juli in der Kornwestheimer Innenstadt abgespielt haben – allerdings mit moderneren Autos. Der Polizei fiel am Nachmittag der Fahrer eines getunten AMG-Mercedes auf: ein großer Mann in einem unbescheidenen Fahrzeug mit auffälligem Nummernschild. Bei den Beamten klingelte es sofort: Der hat doch schon lange keinen Führerschein mehr.

Aber kontrollieren lassen wollte sich der junge Mann nicht – er wusste wohl, warum nicht – und drückte aufs Gas. Mit 80, 90 Sachen fuhr der damals 25-Jährige durch die Bahnhofstraße, erlaubt ist hier teilweise nur Tempo 30. Rote Ampeln ignorierte er. Die Polizei düste mit Blaulicht und Martinshorn hinterher. „Es war schwierig, den Anschluss zu halten“, berichtete ein Beamter. „Am Bahnhof ist viel los, es war Glück, dass niemand zu Schaden kam.“ Der Fahrer fuhr am Salamander-Areal rechts ab, dort versperrte ein zweiter Streifenwagen Fahrbahn und Bürgersteig. Die Flucht war zu Ende.

Der Vater hat seinem Sohn das Auto überlassen

Den 26 Jahre alten Verkehrsrowdy hat das Amtsgericht in Ludwigsburg nun verurteilt. Wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und einem „verbotenen Kraftfahrzeugrennen“ muss er für ein Jahr und drei Monate ins Gefängnis. Sein Vater, 54 Jahre alt, saß mit auf der Anklagebank und wurde zu drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Er hatte seinem Sohn den Wagen zur Verfügung gestellt, obwohl er wusste, dass dieser nicht fahren darf.

Für die Richterin Carolin Brenner war der Fall klar: Der Wagen gehörte eigentlich dem Sohn, der Vater trat nur als Halter auf, weil der Jüngere seinen Führerschein schon anno 2014 hatte abgeben müssen. „Man darf davon ausgehen, dass diese Fahrt nur die Spitze des Eisberges war“, sagte die Vorsitzende.

Der Pflichtverteidiger des Mannes gab sich in seinem Plädoyer alle Mühe, auf dass sein Mandant noch mal mit einer Bewährungsstrafe davonkommen möge. Er warf argumentativ viel in die Waagschale: Der 26-Jährige habe seinen Traumjob als Mechaniker bei Porsche, wo er der Auto-Leidenschaft „legal“ nachkommen könne. Eine Haftstrafe würde ihn „beruflich aus der Bahn“ werfen. Außerdem studierten beide Schwestern, überhaupt sei die Familie intakt. Für den jungen Mann – eine körperlich beeindruckende Gestalt – spreche außerdem, dass er sich widerstandslos habe festnehmen lassen. Das bestätigen auch die beiden Beamten im Zeugenstand. „Er war kooperativ.“ Sein Mandant habe „sein Hirn nicht eingeschaltet“, so der Anwalt, der die Richterin bat, noch einmal „alle Augen zuzudrücken“.

Auch einen Versicherungsbetrug hat er bereits begangen

Das Problem des beherzten Plädoyers: Es wurde in ähnlicher Form bereits vor etwa einem Jahr vorgetragen, als schon einmal, und auch da nicht zum ersten Mal, vor dem Stuttgarter Amtsgericht gegen den Angeklagten verhandelt wurde. Damals schon drückte eine Richterin „alle Augen zu“. Denn: Der heute 26-Jährige ist mehrfach vorbestraft, und immer spielten Fahrzeuge eine Rolle. Sogar von einer „PS-Sucht“ war im Gerichtssaal die Rede. Mit einem Freund versuchte er etwa 2015, für einen Versicherungsbetrug einen Unfall vorzutäuschen. Und immer wieder fuhr er ohne Führerschein, den er nicht ernsthaft versuchte, auf legalem Wege wieder zu bekommen.

„Sie sind Bewährungsbrecher“, stellte die Richterin klar und sah keine Möglichkeit, als diesmal eine Gefängnisstrafe zu verhängen, wie auch von der Staatsanwaltschaft gefordert. Das Gericht zeigte sich insofern gnädig, als dass die Strafe noch so gering ausfiel, dass der junge Mann eventuell schnell auf den offenen Vollzug hoffen kann – und so seinen geliebten Job vielleicht nicht verliert.