Gerd Nefzer mit einem Plakat des Films, mit dem er den wichtigsten Filmpreis der Welt gewinnen könnte Foto: dpa

Kaum ein Spielfilm kommt heute ohne visuelle Effekte (VFX) aus. Gerd Nefzer aus Schwäbisch Hall gestaltet seit drei Jahrzehnten spektakuläre Szenen. Nun ist der 52-Jährige mit „Blade Runner 2049“ für den VFX-Oscar nominiert.

Stuttgart - Gerd Nefzer hat in mehr als 30 Jahren schon einige große Szenen für Kinofilme mitgestaltet, Brennende Häuser, explodierende Hubschrauber, zerschossene Autos. Am Superhelden-Blockbuster „Captain America: Civil War“ (2016) war er beteiligt, an Steven Spielbergs Agententhriller „Bridge of Spies“ (2015) und am artifiziellen Look von Wes Andersons Tragikomödie „Grand Budapest Hotel“ (2014). Für „Blade Runner 2049“ hat der 52-jährige Experte für Visual Effects (VFX) an etwas gearbeitet, was weniger spektakulär erscheint, aber die Atmosphäre des Films entscheidend beeinflusst: am Wetter, an Nebel, Regen, Schnee und Sturm. „Diese Wetter-Stimmungen waren dem Regisseur Dennis Villeneuve und Kameramann Roger Deakins besonders wichtig für den Look“, sagt Nefzer, der für seine Leistung nun in der Kategorie „Visual Effects“ für einen Oscar nominiert ist.

„Der Film spielt in der Zukunft und geht davon aus, dass die Umweltzerstörung schon weit fortgeschritten ist, daher gibt es nur eine Szene mit Sonnenwetter“, sagt Nefzer. Deshalb haben er und seine bis zu 52 Mitarbeiter alle Register schlechten Wetters gezogen: „Von leichtem bis dickem Nebel, von Regentropfen bis Starkregen und von Schneeflocken bis zum Schneesturm war alles dabei.“ Zu den Drehtagen gab es jeweils eine Wettervorhersage für Nefzers Team.

Zur Konkurrenz gehört „Star Wars“

Besonders schwierig sei es, dreckigen Schneematsch zu produzieren, sagt der VFX-Spezialist: „Da wird der Kunstschnee im Studio oder auf dem Außenset verteilt und anschließend mit Erde vermischt oder mit Farbe besprüht.“ Anspruchsvoll sei der Regisseur auch gewesen, was die Vorgaben für möglichst realistischen Nebel anging bei Aufnahmen im Studio, „da mussten wir mit einem speziell entwickelten Hochdruck-Wassersystem arbeiten.“ Zur größten Aufgabe aber wurde die Schlussszene, in der Harrison Ford in einem Flugbus von einer Kai-Anlage in einen aufgewühlten Ozean rutscht und langsam von den Wellen verschlungen wird. „Der Film war schon etwas ganz Besonderes“, sagt Nefzer. „und diese erste Oscar-Nominierung ist schon der pure Wahnsinn.“ Er wird zur Oscar-Verleihung am 4. März nach Kalifornien reisen, vier Konkurrenten hat er in seiner Kategorie: Die Teams von „Guardians of the Galaxy 2“, „Kong: Skull Island“, „Star Wars: The Last Jedi“ und „War for the Planet of the Apes“.

Für Nefzer wäre der Oscar die Krönung eines ungewöhnlichen Lebenswegs. Sein Schwiegervater Karl Nefzer gründete hat die Firma unter seinem Namen 1968 im baden-württembergischen Schwäbisch Hall als Verleih von Filmautos und -waffen. In den 80er Jahren baute er mit seinem Sohn Uli und Schwager Gerd die VFX-Sparte Effects auf, nach der Wende gründeten sie eine Dependance in Babelsberg.

Eigentlich ist Nefzer gelernter Landwirt

Gerd Nefzers erster Job waren Effekte für die Krimiserie „Wolffs Revier“. Später hat er an großen Kinofilmen mitgearbeitet wie Roman Polanskis Weltkriegs-Drama „Der Pianist“ (2002) oder Quentin Tarantinos Groteske „Inglourious Basterds“ (2009). Eigentlich ist Nefzer gelernter Landwirt und Agrartechniker – und damit in seinem Team beileibe kein Exot: „Wir haben hier einen Metzger, einen Schlosser, einen Bergmann und einen Landmaschinen-Mechaniker“, sagt er. „Und das wär doch was: Wenn ein Bäuerle aus dem Schwabenländle einen Oscar holt.“