Kathleen Weiß wird nicht für den deutschen Meister Allianz MTV Stuttgart aufschlagen. Foto: dpa

Kathleen Weiß war der vermeintliche Königstransfer beim deutschen Volleyball-Meister Allianz MTV Stuttgart. Stattdessen beendet sie ihre eindrucksvolle Karriere. Wir haben die Hintergründe.

Stuttgart - Sie hätte einer der Fixpunkte im neuen Kader des deutschen Volleyball-Meisters Allianz MTV Stuttgart werden sollen – stattdessen beendet die 35-Jährige ihre Laufbahn und bereitet sich auf das Leben nach der Volleyball-Karriere vor. Die Rede ist von Kathleen Weiß, mehrfache deutsche Meisterin, 311-malige Nationalspielerin und Weltenbummlerin im Zeichen des Volleyballs.

„Mir tut das unheimlich Leid für Stuttgart“, sagt die Zuspielerin Weiß nun im Gespräch mit unserer Redaktion und fügt an: „Der MTV ist eine Top-Adresse und ich hätte gerne noch eine Saison in Deutschland gespielt.“ Aber anstatt zu versuchen, den Titel mit dem MTV in der Landeshauptstadt zu verteidigen, ist sie mittlerweile bei der Polizei angestellt und beginnt am 1. Oktober mit ihrem Studium für die gehobene Beamtenlaufbahn in ihrer mecklenburgischen Heimat.

Wie kam es zur Vertragsauflösung?

Wie aber um Himmels Willen kam es zu dieser Entscheidung, zwei Wochen vor Vorbereitungsbeginn um eine Vertragsauflösung bei der Sportlichen Leitung des Allianz MTV um Kim Renkema zu bitten?

„Ich hatte bereits im vergangenen Jahr den Wunsch, nach Deutschland zurückzukehren und anschließend über die Sportfördergruppe in den Polizeidienst einzusteigen“, sagt Weiß. Da sich dieser Plan damals nicht umsetzen ließ, wechselte sie zum bulgarischen Erstligisten Maritza Plowdiw, wo sie wiederum im Frühjahr 2019 das Interesse aus Stuttgart erreichte.

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Ihren Wunsch, nach der Karriere in den Polizeidienst einzusteigen, teilte sie auch den Verantwortlichen beim MTV mit, die sich daraufhin bemühten, für die 35-Jährige eine Ausnahme vom Beamtengesetz in Baden-Württemberg zu erwirken. Ein Eintritt in die Beamtenlaufbahn ist in Baden-Württemberg nach dem 33. Lebensjahr normalerweise nicht mehr möglich. Aufgrund des Personalmangels bei Polizei- und Lehrkräften im Land sind solche Ausnahmen aber nicht ausgeschlossen. „Hätte das geklappt, wäre ich auf jeden Fall gekommen“, sagt Weiß, die sich trotz der offenen Fragen bezüglich der Polizei-Laufbahn am Saisonende innerhalb eines Tages für oder gegen den MTV entscheiden musste. Bekanntlich sagte sie zunächst zu.

Anfragen in Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern

Parallel zur Anfrage des MTV in Baden-Württemberg prüfte Weiß, ob sie in ihrer Heimat Mecklenburg-Vorpommern eine Ausnahme vom Beamtengesetz (dort ist ein Eintritt in die Beamtenlaufbahn nach dem 34. Lebensjahr normalerweise nicht mehr möglich) erhalten könne. Da sie aus ihrer Heimatstadt Schwerin – nach einer bestandenen Aufnahmeprüfung – einen positiven Bescheid erhielt, lag der Ball wieder beim MTV, etwas Vergleichbares beim Land Baden-Württemberg zu erreichen. Am Ende bekanntlich ohne Erfolg. „Wir waren lange Zeit guter Dinge. Leider hat es aber nicht geklappt“, so Weiß.

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Den Frust beim MTV kann sie verstehen, wenngleich sie den von Kim Renkema geäußerten Vorwurf („einigermaßen unprofessionell“) nicht nachvollziehen kann: „Der MTV war seit einem Monat von meinem Wunsch informiert und wurde nicht erst vergangene Woche damit konfrontiert.“ Renkema wiederum betont gegenüber unserer Zeitung: „Menschlich kann ich die Entscheidung nachvollziehen. Aber wenn ich einen Vertrag abschließe, erwarte ich, dass dieser auch eingehalten wird – so wie das die Spielerinnen von mir auch erwarten.“ Dass es nun schwieriger sei, einen adäquaten Ersatz auf der Zuspielerinnen-Position zu finden, weiß auch Kathleen Weiß, betont aber: „In Pia Kästner hat Stuttgart eine exzellente Zuspielerin, die gegen Ende der vergangenen Saison fast 80 Prozent Spielanteile hatte und mit ihren 21 Jahren auch noch Potenzial hat, sich weiterzuentwickeln.“

„Ich hatte schlaflose Nächte“

An der allgemeinen Entwicklung des MTV hätte Weiß gerne mitgewirkt, sagt aber: „Ich musste eine Lebensentscheidung treffen.“ Für ein Leben nach dem Sport, gegen den von ihr immer noch geliebten Volleyball-Sport. „Ich hatte mehrere schlaflose Nächte“, gesteht sie und sagt: „Eine solche Entscheidung trifft man sicher nicht aus dem Bauch heraus.“

Beim MTV ist man zuversichtlich, die Planstelle zeitnah zu schließen. „Ich hoffe, dass wir diese oder nächste Woche Vollzug melden können“, sagt Kim Renkema.