Marcus Hofmeister gemeinsam mit seinem Sohn Lucas vor seiner Brennerei. Foto: Ingrid Sachsenmaier

In einer Serie stellen wir Menschen vor, die für besondere Produkte aus der Region stehen. Marcus Hofmeister, von der Destillerie & Genussmanufaktur Rieger & Hofmeiste aus Fellbach räumt regelmäßig bei der alle zwei Jahre stattfindenden Landesprämierung für Destillate und Liköre des Landesverbands der Klein- und Obstbrenner Nord-Württemberg ab.

Fellbach - Auf der Theke im Laden von Marcus Hofmeister liegen reihenweise goldene und silberne Medaillen, an der Wand im Verkaufsraum hängen zahlreiche Urkunden. Der 42-Jährige aus Fellbach räumt regelmäßig bei der alle zwei Jahre stattfindenden Landesprämierung für Destillate und Liköre des Landesverbands der Klein- und Obstbrenner Nord-Württemberg ab. 2018 wurden 2000 Produkte angestellt und von 36 geschulten Prüfern sensorisch bewertet.

Seit 2009 ist er staatlich geprüfte Fachkraft für das Brennereiwesen

Etwa 250 Brenner wurden ausgezeichnet, Marcus Hofmeister spielt mit seinen Destillaten in der obersten Liga – einer der drei ersten Plätze in der Kategorie „Brände und Geiste (ungezuckert)“ ging an ihn. Insgesamt erhielt er für seine Erzeugnisse 7-mal Gold, 8-mal Silber und 4-mal Bronze. Marcus Hofmeister hat 2005 seine eigene Brennerei in der Rommelshauser Straße in Fellbach eingerichtet. Auf den Geschmack gekommen war er über seinen Stiefvater Albrecht Rieger, „der hat auch gebrannt und tut es noch heute, aber vor allem hilft er mir im Betrieb“, sagt Marcus Hofmeister, der das Brennen von der Pike auf gelernt hat. Den Grundstock für seinen Betrieb – Weinberge und kultivierte Obstanlagen – hat er von seinem Stiefvater bekommen, das Know-how fürs Brennen hat er in Geisenheim, Hohenheim und zuletzt in Weinsberg gelernt.

Vor zwei Jahren kam die Ausbildung zum Edelbrand-Sommelier dazu

Seit 2009 ist er staatlich geprüfte Fachkraft für das Brennereiwesen. Davor war er in Geisenheim und hat Weinbau und Getränketechnologie studiert und als Diplom-Ingenieur (FH) abgeschlossen. Danach hat er an der Uni Hohenheim den Master in Agrarökonomie draufgesattelt. Vor zwei Jahren kam die Ausbildung zum Edelbrand-Sommelier dazu. Rund 20 Hektar Wein- und Obstflächen bewirtschaftet er mit seiner Frau Stephanie, die an der Loreley aufgewachsen ist. Mittlerweile reicht das Sortiment der Destillerie & Genussmanufaktur Rieger & Hofmeister – so der wohlklingend vielversprechende Betriebsname – weit übers Schnapsglas hinaus. Schon im Studium ist er neugierig geworden aufs Herstellen von Gin und macht ihn seit 2011, „weil wir ihn selbst gern trinken und die Nachfrage bei den Kunden groß ist“.

Drei Jahre später konnte er den ersten Fellbacher Whisky nicht nur seiner Freundesrunde präsentieren

Fünf Jahre vorher wurde eine wegweisende Entscheidung getroffen, mit Studienkollegen beim geselligen Verkosten von Obstbränden. Auf die Frage, warum er eigentlich nicht auch Whisky herstelle, wusste er keine bessere Antwort, als sich alle Zutaten für das Ansetzen eines Whisky zusammenzusuchen und ihn anzusetzen. Fellbach ist eine Wein- und Obststadt, Malz zum Bierbrauen – unbedingt notwendig für Whisky – musste Hofmeister lange suchen und fand schließlich einen schwäbischen Lieferanten.

Drei Jahre später konnte er den ersten Fellbacher Whisky nicht nur seiner Freundesrunde präsentieren, sondern auch der Fachwelt. Mittlerweile stehen vier verschiedene, eher fruchtige Whisky-Sorten im Regal des Hofladens – auf den Single Malt folgten der Malt & Grain und der Rye Malt – dazu nimmt Hofmeister Roggenmalz – sowie der „Whisky N°4“, ein „Single Gran Whisky“ aus ungemälztem Weizen.

Dennoch bleibt Hofmeister den Obst- und Edelbränden treu

Er lässt sie in Spätburgunder Barriquefässern und während der letzten Monate in gebrauchten Bourbon-Fässern reifen. Das verleiht ihnen Eleganz. „Auf über 40 % Vol. kommen sie alle“, sagt Hofmeister, der inzwischen den meisten Umsatz mit Gin und Whisky macht. Das stachelt natürlich seine Fantasie an. Noch vor Weihnachten wird er seinen fünften Whisky in den Verkauf bringen – den „Rauchmalz Whisky“. Das Malz dazu kommt aus Franken. Spätestens Anfang 2020 wird sich zu Gin und Whisky noch ein Rum aus Fellbach gesellen. Die Zuckerrohr-Melasse gibt es nicht in Fellbach, aber beispielsweise in Jamaika.

Dennoch bleibt Hofmeister den Obst- und Edelbränden treu. Angefangen bei Trestern aus Weintrauben bis hin zu edlen Bränden aus Schlehen, Stuttgarter Gaishirtle, Mirabellen, Zwetschgen, dem alten Apfel, Gewürzluiken, der Wahlschen Schnapsbirne und natürlich Kirschen. Letztere lässt er in Kirchholzfässern reifen, Birnen beispielsweise in Kastanienholz, damit der „filigrane Ton“ zum Ausdruck kommt. Leider, so Hofmeister, wird das Publikum, „das nach dem Essen ein Schnäpsle getrunken hat“, älter. „Das ist wie beim Trollinger“, sagt er. Bei den Jüngeren ändert sich der Geschmack. „Der Trend geht zu leicht gesüßten Produkten mit Fruchtauszug“. Dem „Williams Gold“ von Hofmeister, „der absolute Renner“ wird beispielsweise Birnensaft zugesetzt.

Mit dem Brennen allein ist es in einer Destillerie nicht getan

Wichtig bei allen Bränden ist, dass die zu verarbeitenden Früchte frisch, vollreif und gesund sind. In der Erntezeit hat Hofmeister auf den kultivierten Plantagen in Fellbach bis zu 15 Erntehelfer. „Streuobstwiesen haben wir nur ganz wenige.“ Ansonsten stemmt er den Betrieb mit seiner Frau, dem Stiefvater und einem festangestellten Mitarbeiter. Sobald die Weinlese zu Ende ist, heizt er den Brennkessel jeden Tag morgens um 6 Uhr an und verfeuert das Holz, das aus dem eigenen Wein- und Obstbau abfällt, und Waldholz aus Rommelshausen, das er in geringem Maß dazukauft. Hofmeister besitzt das landwirtschaftliche Abfindungsbrennrecht.

Mit dem Brennen allein ist es in einer Destillerie nicht getan – wie beim Weinbau muss man beim Ausbau der Produkte Geduld und Fingerspitzengefühl haben. Über beides verfügt Marcus Hofmeister, dessen leiblicher Vater Elmar übrigens Metzgermeister war, in Fellbach. Dieses Berufsbild wäre für Marcus nie in Frage gekommen, er hatte eher einen Faible für Zahlen und Rechtstexte. Spätestens wenn er die Alkoholmengen gegenüber dem Fiskus abführen muss, holt ihn das ein. In den Venen der beiden Söhne Lucas (10) und Maximilian (8) scheint dagegen eher das Blut der Eltern zu fließen – einer geht gerne der Mutter in der Küche von der Weinstube „Moiakäfer“ zur Hand und der andere dem Vater.