Noch sitzt der Vorstand der Volksbank Stuttgart in der Stadtmitte. Im zweiten Halbjahr zieht er nach Cannstatt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Zur Jahresmitte übergibt der Vorstandsvorsitzende Hans Zeisl den Stab an seinen designierten Nachfolger. Er übernehme ein „aufgeräumtes Haus“, sagt dieser.

Stuttgart - Bei der Volksbank Stuttgart kommt es nach sechs Jahren zum Wechsel an der Spitze: Zum 1. Juli übergibt Hans Zeisl (64) den Vorstandsvorsitz an Stefan Zeidler (55). Der gebürtige Cannstatter war vor vier Monaten vom Vorstand der DZ Bank in Frankfurt als designierter Nachfolger zur Volksbank nach Stuttgart gekommen. „Für mich ist es ein Heimkommen“, sagte Zeidler, der seine berufliche Laufbahn einst bei der Cannstatter Volksbank, einem Vorgängerinstitut der Volksbank Stuttgart, begonnen hat. Seine beruflichen Stationen führten ihn über ABN Amro, LBBW bis zur DZ Bank, dem genossenschaftlichen Spitzeninstitut. Während all der Zeit habe seine Familie immer hier in der Region gelebt, sagte Zeidler.

Die Volksbank erlebe er als eine sehr aufgeräumte Bank. Seine Aufgabe umriss Zeidler mit der Frage: „Was müssen wir ändern, damit wir bleiben, was wir sind.“ Die anhaltende Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank und die Digitalisierung seien große Herausforderungen für eine Bank. Beide Themen böten jedoch auch Chancen. „Viele Banken glauben, anhand von Algorithmen Kreditrisiken einschätzen zu können. Das glaube ich nicht“, sagte Zeidler. Die Volksbank verfüge über langjährige Kundenbeziehungen, kenne die Geschäftsmodelle und die Eigner. Die Beurteilung von Kreditrisiken „ist eine Kernkompetenz der Volksbank“. Auch das digitale Zeitalter schreckt ihn nicht. „Wir können persönliche Beratung und digitale Möglichkeiten kombinieren“, sagte Zeidler. Es gebe bereits 80 Möglichkeiten, wie Kunden mit seinem Haus Bankgeschäfte tätigen können.

Solider Wachstumskurs

Zeisl, der 21 Jahre im Vorstand der Volksbank Stuttgart und ihrer Vorgängerinstitute war, die letzten Jahre als Vorstandsvorsitzender, wertete 2018 als erfreuliches Geschäftsjahr. Der solide Wachstumskurs sei fortgesetzt worden. So seien Kredite im Volumen von 4,2 Milliarden Euro an private und gewerbliche Kunden herausgegeben worden. Das entspricht einem Plus von 5,2 Prozent. Dem standen Einlagen im Umfang von 5,7 Milliarden Euro gegenüber, ein Plus von 5,4 Prozent. Großanleger waren nicht darunter. Die Volksbank gibt die Negativzinsen, die die Europäische Zentralbank (EZB) von Banken für Einlagen fordert, an Großanleger im gewerblichen Bereich weiter. Im privaten Bereich fordert die Volksbank keine Negativzinsen. „Wir hoffen, das auf Dauer beibehalten zu können“, sagte Zeisl.

Im Zinsüberschuss – der wichtigsten Einnahmequelle der Volksbank – wirkte sich die Nullzinspolitik der EZB aus. Hier hatte die Volksbank einen Rückgang um 1,7 Prozent auf 133,6 Millionen Euro hinzunehmen. Der Rückgang wurde aber durch Kostenbewusstsein und durch die Erhöhung der Provisionserträge mehr als ausgeglichen. Das Betriebsergebnis vor Bewertung kletterte um 4,1 Prozent auf 56,6 Millionen Euro, der Jahresüberschuss sank um 3,8 Prozent auf 20,9 Millionen Euro. Durch zurückliegende Fusionen und infolge der Digitalisierung hat die Volksbank nach seiner Einschätzung zu viele Mitarbeiter. „Wir werden die natürliche Fluktuation auch in Zukunft ausnutzen“, sagte Zeisl. In diesem Jahr wolle man 70 Mitarbeitern Altersteilzeit anbieten.

Umzug nach Cannstatt

Mit dem Ausscheiden Zeisls zum 30. Juni steht die neue Vorstandsriege. Bereits zum ersten Januar sind die beiden ehemaligen Vorstände der Kerner Volksbank, Andreas Haas und Michael Huppert neu in den Vorstand aufgerückt. Die Stuttgarter und die Kerner Volksbank haben 2016 fusioniert. Mitte des Jahres wird auch das neue Dienstleistungszentrum Neckarpark in Cannstatt fertig, wo neben rund 400 Mitarbeitern auch der Vorstand künftig sitzt.