Fußgänger! Nein, Zufußgehende! Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Im Zuge der geschlechtergerechten Sprache ersetzen die Grünen den Fußgänger durch den Zufußgehenden – Stoff für eine Glosse.

Stuttgart - Liebe Lesende, wenn Ihnen die folgenden Zeilen seltsam verquast vorkommen, dann liegt das möglicherweise daran, dass sie in einer Sprache abgefasst sind, die oft benutzt, aber wenig gesprochen wird – wegen ihrer gefühlten Ferne zur Wirklichkeit. Die Sprache heißt Gender-Deutsch und ist geschlechtsneutral. Das (einzig) Schöne daran ist, dass sie jedem Diskriminierungsverdacht entgeht – um den Preis, dass Männlein und Weiblein neutralisiert werden. Wundern Sie sich also bitte nicht, wenn Ihnen Arzneikundige (statt Apotheker), Bankausraubende (statt Bankräuber), Fachforschende (Fachwissenschaftler) oder sonst wie Seiende begegnen.

In einem aktuellen Antrag der grünen Gemeinderatsfraktion treten weitere unspezifische Wesen in Erscheinung; man kann sie unter dem Begriff Verkehrsteilnehmende bündeln: „Der Schwabtunnel“, so formulieren es die Volksvertretenden Christine Lehmann und Andreas Winter auf Basis der geschlechtsneutralen Straßenverkehrsordnung „ist nicht nur für Autofahrende, sondern auch für Radfahrende und Zufußgehende eine gute Verbindung zwischen West und Süd. Leider benutzen Radfahrende häufig regelwidrig den Gehweg, weil sie auf der Fahrbahn Angst haben. Das wiederum stört zu Recht die Zufußgehenden . . .“

Ampeln könnten Abhilfe schaffen, meinen diverse Politikbetreibende. Leider bleiben die Antragstellenden an dieser Stelle sprachlich hinter den Erwartungen zurück. Sie hätten ruhig darauf hinweisen dürfen, dass in einer Stadt mit grüner Sprachfärbung nicht nur Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger keine Zukunft mehr haben, sondern auch die ein überkommenes Rollenbild verkörpernden „Ampelmännchen“. Das Gender-Wörterbuch schlägt stattdessen „Ampelfigürchen“ und „Ampelmenschlein“ vor. Man hätte auch noch ein Wort über die „ Anwohnenden“ verlieren können. Wenn schon, denn schon, liebe Grünenden.