Mit einer Pflanzen-Musik-Performance von Karel Haker eröffnete im Frühjahr das Labor Süd des Mütterzentrums Süd. Das ehemalige Ladenlokal im Gebäude Böblinger Straße 44 dient als Treffpunkt, Basislager und Besprechungsraum Foto: Sybille Neth

In einem offenen Brief fordern Initiativen und Gruppen aus S-Süd, dass das Gemeinwesenprojekt Kugel dauerhaft finanziert werden soll. Viele Projekte hätte es ohne Kugel gar nicht gegeben.

S-Süd - In einem offenen Brief fordern Initiativen, soziale Einrichtungen, Vereine und bürgerschaftlich Engagierte aus dem Stuttgarter Süden, dass das Stadtteilprojekt Kugel (Kulturen gemeinsam leben in der Trägerschaft des Internationalen Bundes) fortgesetzt wird. Mit nur einer Stelle leistet Kugel seit fünf Jahren in dem Bezirk Gemeinwesenarbeit, führt Menschen und Projekte zusammen. Engagierte und Gruppen tauschen dadurch Know-how aus oder Werkzeug, stimmen ihre Aktionen aufeinander ab oder setzen sich mit vereinter Kraft für eine Sache ein. Die Kugel-Leiterin Anthea Engelhardt fungiert dabei als Vermittlerin. Ihre Arbeit findet allenthalben großen Zuspruch. Nur steht die Finanzierung seit jeher auf tönernen Füßen und wird auch Ende dieses Jahres, wenn die aktuelle Förderung ausläuft, abermals zur Verhandlungssache.

Viele Fürsprecher

In ihrem offenen Brief an den Bezirksbeirat Süd, den Sozialausschuss des Gemeinderates sowie die Betreuungsstadträte von Stuttgart-Süd, fordern die Verfasser eine Verstetigung des Projektes. Sie setzen sich ein für „die Fortführung der Gemeinwesenarbeit und für die Finanzierung sowie Weiterentwicklung“. Zur Begründung heißt es, dass es im Süden viele Projekte, Initiativen, Vereine und engagierte Bewohner gebe, „die ihren Stadtteil bewusst wahrnehmen und anpacken, um ihr Umfeld zu gestalten“.

Eine Voraussetzung dafür sei eine kontinuierliche und langfristige Vernetzung zwischen der Zivilgesellschaft, lokalen Einrichtungen, Gruppen und Akteuren im Bezirk. In Anbetracht städtebaulicher Entwicklungen etwa auf dem Schoettle-Areal oder an der Paulinenbrücke bedürfe es der Mitwirkung der Bewohner. Die gemeinwesen- und sozialraumorientierte Stadtteilarbeit fördere lokale ehrenamtliche Strukturen und schaffe Begegnungsräume, so die Unterzeichner, zu denen unter anderem Vertreter und Mitarbeiter des MüZe Süd Familienzentrums gehören, des Freundeskreises Flüchtlinge, der Initiative Solidarische Nachbarschaft Schoettle-Areal, des Pauline Netzwerks- und Straßensozialarbeit des Caritasverbandes, des Sozialdienstes für Flüchtlinge der Evangelischen Gesellschaft, der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Süd, der Teams von Wanderbaumallee und Casa Schützenplatz sowie Bezirksbeiräte, Geschäftsleute, Kunst- und Kulturschaffende aus dem Bezirk.

Vorbild für Gemeinwesenarbeit

Die von Kugel in den vergangenen fünf Jahren aufgebaute gemeinwesenorientierte Koordinierungs-, Vernetzungs- und Beziehungsarbeit habe maßgeblich dazu beigetragen, dass Ideen überhaupt realisiert werden konnten. Beispiele seien das Open-Air-Kino und Südfeuer auf dem Südheimer Platz, Willkommensfest, Stadtteilspaziergänge, Schoettle-Platz-Fest oder das Projekt „Ein Teller Heimat“.

Kugel selbst passt sich dabei den aktuellen Bedürfnissen des Bezirks an. Zwar spielt die interkulturelle Begegnung weiterhin eine Rolle, doch stehen seit der Corona-Pandemie neue Themen im Fokus. So will das jüngst vom MüZe Süd mit der Künstlerin Uta Weyrich initiierte Austauschformat „Labor Süd“ den Sozialraum stärken. Kugel begleitete ferner die Suppenküche „Supp_optimal“ und reagierte auf die intensivere Nutzung des öffentlichen Raums mit einem Workshop, bei dem Experten von Spacepraxis den Bau mobiler Sitzgelegenheiten anleiteten. Auch bei der Wanderbaumallee, die demnächst in Heslach gastiert, hat Anthea Engelhardt ihre Finger mit im Spiel.

Es wäre „fatal“, müsste Kugel mangels Anschlussfinanzierung Ende des Jahres beendet werden, heißt es in dem offenen Brief. Viele Projekte würden abbrechen. „Dies wäre ein herber Verlust für das soziale Miteinander im Stadtbezirk Stuttgart Süd.“ Vielmehr sollte das Projekt „als Vorbild für weitere quartiersnahe Strukturen zur Stärkung der Zivilgesellschaft dienen“.