Eher selten tagt der Gemeinderat der Großen Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen (hier im Kleinen Saal der Filderhalle) vor einer großen Zuschauerkulisse. Im Mai finden Neuwahlen statt. Foto: Norbert J. Leven

Parteien und Wählervereinigungen in Leinfelden-Echterdingen bereiten sich auf die Gemeinderatswahl vor. Die Piraten treten zur Wahl an.

Leinfelden-Echterdingen - Die Piraten, genauer der Verein Filderpiraten, machen sich auf, den Gemeinderat von L.-E. zu entern. „Wir werden antreten“, sagt Ingo Mörl. Unklar ist zurzeit allerdings noch, mit wie vielen Personen. Eine Liste der bereits im vergangenen November nominierten Bewerber umfasst zurzeit nur neun von 26 möglichen Namen. „Wir können noch nachnominieren“, sagt Mörl und hört sich dabei recht entspannt an. Spitzenkandidat ist Joachim Findling aus Musberg, Schriftführer des im vergangenen Jahr gegründeten Vereins Filderpiraten.

Stück für Stück lichtet sich derweil auch der Nebel, mit dem sich Parteien und Wählervereinigungen seit Monaten umgeben, damit die Namen ihrer Kandidaten für die Gemeinderatswahl am 25. Mai nicht zu früh öffentlich bekannt werden. Nun aber rüsten sie sich. Eine Gruppierung nach der anderen wird in den nächsten Wochen Nominierungsversammlungen ansetzen.

Vier Aussteiger stehen fest

Nur vier altgediente Stadträtinnen und Stadträte kehren im Sommer nicht an den Ratstisch zurück, das sind wesentlich weniger als in Spekulationen der vergangenen Monate aufgetaucht waren. Bei der CDU gehen der Fraktionsvorsitzende Harry Sandlaß und Walter Reiff in den kommunalpolitischen Ruhestand. Bei den Grünen nimmt die frühere Fraktionsvorsitzende Hilde Mezger ihren Abschied. Und die Freien Wähler müssen künftig wohl auf Joachim Beckmann verzichten. Er bekräftigte am Donnerstag gegenüber unserer Zeitung seinen schon vor Monaten intern verkündeten Ausstieg: „Die Familie hat jetzt, nach 20 Jahren im Gemeinderat, ein Anrecht auf mich.“

Trotz der Klarheit dieser Aussage will sich der Vorsitzende der Freien Wählervereinigung in L.-E., Eberhard Wächter, noch nicht geschlagen geben: „Wir halten Joachim Beckmann bis zur Nominierungsversammlung einen Platz auf unserer Liste offen.“ Diese soll Ende Januar/Anfang Februar stattfinden, sagt Wächter, der möglicherweise noch weitere personelle Aderlässe wird verkraften müssen. Einerseits seien „bei einigen Fraktionskollegen die Würfel noch nicht gefallen“. Andererseits hat es etwa von Fraktionschef Hans Huber bis dato aber auch kein öffentliches Signal in Richtung Rückzug aus der Politik gegeben.

Dritter Abgang bei der CDU

Verkraften muss die CDU, die am heutigen Freitag ihren Mitgliedern die Wahlvorschläge des Vorstand präsentieren und an einem späteren Termin offiziell nominieren will, einen dritten Abgang: Ralf Bauer will nicht mehr auf der Liste der Partei kandidieren, aber gern im Gemeinderat bleiben. Er wechselt deshalb zu den Freien Wählern, was die Vorsitzende Ilona Koch ausdrücklich bedauert. Die Gründe liegen laut Bauer vor allem im Privaten, aber auch an den Anforderungen der Partei an die Präsenz, die er als allein erziehender Vater und selbstständiger Handwerker nicht mehr wie gewünscht erfüllen könne. Er sei überzeugt, dass er bei den Freien Wählern „deutlich weniger Verpflichtungen übernehmen“ müsse, sagt er.

Die Grünen wollen in der nächsten Woche ihre Kandidatenliste aufstellen. Mit Ausnahme von Hilde Mezger würden alle aktuellen Stadträtinnen und Stadträte wieder kandidieren, berichtet der Parteivorsitzende Uwe Janssen. Wie gewohnt sollen jeweils 13 Frauen und 13 Männer nominiert werden. Die Sozialdemokraten, bei der Kommunalwahl 2009 hinter die Grünen zurückgefallen, können auf alle aktuellen Gemeinderatsmitglieder als Kandidaten bauen. Sie wollen ihre Liste am 30. Januar aufstellen. Der Ortsvereinsvorsitzende Jörg Pauly spricht von einem „bunt gemischten Portfolio“ an Kandidaten.

Haug hat noch Lust auf Politik

Bei der FDP deutet vieles darauf hin, dass der langjährige Stadt- und Kreisrat Wolfgang Haug noch einmal kandidieren wird. „Lust und Motivation ist noch vorhanden“, sagt er. Ebenfalls wieder mit an Bord sein wird die aus dem Bundestag ausgeschiedene Abgeordnete Judith Skudelny. „Drei Personen fehlen uns noch“, sagt der Vorsitzende Axel Dörr. Er sei zuversichtlich, bis zur Nominierung am 20. Januar entsprechende Zusagen zu erhalten.

Die L.E.-Bürger, die im Gemeinderat mit der FDP eine Fraktionsgemeinschaft bilden, treten erneut mit einer eigenen Liste zur Wahl an. Sprecher Jürgen Kemmner will die Nominierung erst in der zweiten Februarhälfte durchführen. „Wir sind mit Hochdruck dabei, unsere Liste voll zu bekommen“, sagt er. Auch wenn ihm zurzeit noch keine 26 unterschriebenen Erklärungen vorlägen, sei er optimistisch: „Wir werden mit einer vollen Liste antreten.“