Die bestehende Autobahnzufahrt in Ditzingen soll mit einem zweiten Anschluss entlastet werden.Die Wagen der Strohgäubahn sollen künftig von Heimerdingen bis Stuttgart-Feuerbach oder zum Hauptbahnhof fahren, wünschen sich die Anliegerkommunen. Foto: factum/Granville

Zweiter Autobahnanschluss und Strohgäubahn – das sind die zentralen Themen in Sachen Regionalverkehrsplan für die Kommunen. Die Gemeinderäte und Verwaltungen müssen in diesen Tagen ihre Stellungnahmen formulieren.

Strohgäu - D ie Stadt Ditzingen schlägt vor, mit höchster Dringlichkeit eine neue S-Bahn-Linie zu prüfen: Von Leonberg über Ditzingen bis nach Kornwestheim und Ludwigsburg. Das wäre die Kombination zweier Linien, die es schon gibt: Renningen-Stuttgart und Stuttgart-Ludwigsburg über den Salzweg in Zuffenhausen. Der Ditzinger Gemeinderat hat zudem der Verlängerung der Strohgäubahn von Korntal bis Stuttgart-Feuerbach im Regionalverkehrsplan die höchste Priorität zugesprochen, ebenso wie zwei neuen Straßen im Rahmen der Südumfahrung von Heimerdingen. Die seit Jahren geforderte neue Zufahrt zur Autobahn 81 wurde in die zweithöchste Priorität eingestuft.

Das bedeutet „Hohe Dringlichkeit“ für den zweiten Autobahnanschluss in Ditzingen. Dieser wird von Gerlingen ebenso vehement seit Jahren abgelehnt, wie er von Ditzingen gefordert wird. Der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath begründete im Gemeinderat, „warum ich mich dafür verkämpfe“: Er halte es „für fahrlässig, alles auf eine Karte zu setzen“, sprich den Ausbau der Siemensstraße. Erstens sei die Finanzierung dieses Ausbaus völlig unklar, und zweitens wirke auch der Ausbau nur begrenzt – weil der Verkehr laufend zunehme. Für den zweiten Autobahnanschluss wolle Ditzingen aber keine Planung betreiben, die auf Kosten anderer gehe. Der zweite Anschluss müsse im Regionalverkehrsplan festgehalten sein. Es müsse aber auch geprüft werden, wie sich diese Maßnahme auf die gesamte Gegend auswirke. Mit großen Mehrheiten stimmte der Gemeinderat für die Verlängerung der Strohgäubahn, die neue Übereck-S-Bahn und die Heimerdinger Umfahrung. Für die zweite Autobahnabfahrt gab es nur 15 Ja-Stimmen; neun Nein-Stimmen kamen von den Unabhängigen Bürgern und aus der CDU, zudem gab es zwei Enthaltungen.

Einstimmiger Beschluss

In Korntal-Münchingen sieht man der Durchbindung der Strohgäubahn nach Feuerbach ungeduldig entgegen. Die Räte haben in der vergangenen Gemeinderatssitzung den Beschlussantrag der Verwaltung mit deutlicher Unterstützung einstimmig angenommen. Im Übrigen wurde an den Landkreis appelliert, sich dem diesbezüglichen Votum der Strohgäuanlieger-Gemeinden anzuschließen. „Die Strohgäubahn ist für unsere Stadt das wichtigste öffentliche Verkehrsmittel – dies einerseits als Verbindung zwischen den beiden großen Stadtteilen Korntal und Münchingen, andererseits aber auch ins Strohgäu hinein“, so der Korntal-Münchinger Bürgermeister Joachim Wolf.

Korntal sei zwar mit der S-Bahn bereits gut an Stuttgart angebunden. „Von Münchingen oder Korntal-West aus ist dann aber bisher ein Umsteigen in Korntal von der Strohgäubahn auf die S 6/S 60 unumgänglich.“ Dies würde sich auch mit einer Durchbindung der Strohgäubahn nur bis Feuerbach nicht ändern. Deshalb denkt Wolf bereits über den übernächsten Schritt nach: „Die Vision für den Endausbau muss eine durchgehende Verbindung bis Stuttgart Hauptbahnhof sein.“

Der Hemminger Gemeinderat hatte sich bereits zwei Wochen zuvor vehement für die Strohgäubahn bis Feuerbach ausgesprochen – auch wenn das bedeute, dass in Zuffenhausen wegen zu hoher Bahnsteige entweder nicht gehalten werden kann oder der Bahnhof umgebaut werden muss.

Gerlingen ist vehement dagegen

Von der Strohgäubahn sei Gerlingen weit weg, meint Martin Prager vom Baurechtsamt Gerlingen, zu dem auch die Verkehrsbehörde der Stadt gehört. Insofern sei das einzige Thema, das die Kommune unter der Schillerhöhe in Sachen Regionalverkehrsplan betreffe, der zweite Anschluss an die Autobahn 81. Die Meinung in der Stadt dazu ist hinlänglich bekannt: Man ist vehement dagegen – nicht nur Verwaltung und Gemeinderat. Es gab in der Vergangenheit zahlreiche Gespräche und Schriftwechsel, auch mit Behörden und Ministerien in Stuttgart. Sogar der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath kam kurz vor Weihnachten 2014 in den Gerlinger Gemeinderat zu einem Gedankenaustausch. Der Gerlinger Bürgermeister Georg Brenner hatte Anfang Januar 2015 in einem Gespräch mit dieser Zeitung gesagt, er sei dankbar für die klare Aussage des Verkehrsministers Winfried Hermann: Der von Ditzingen angedachte zweite Autobahnanschluss lasse sich nicht realisieren. Nun sei es die Sache von Ditzingen, die Straßen in der Stadt für den zusätzlichen Verkehr zu ertüchtigen.

Mit dem Regionalverkehrsplan wird sich der Technische Ausschuss des Gerlinger Gemeinderats am Dienstag nach Ostern befassen. Die Sitzung ist öffentlich, sie beginnt am 18. April um 14 Uhr.