Die Stadtwerke Stuttgart haben in Windenergieanlagen investiert. Doch nicht immer drehen sich die Rotoren. Foto: dpa

Im Stuttgarter Gemeinderat gibt es Kritik am Tempo der Energiewende und dem schleppenden Aufbau von Solaranlagen. Der CDU-Fraktionschef hat ein bestimmtes Problem ausgemacht.

Stuttgart - Nicht nur der Haushalt hat sich bei der Landeshauptstadt im vergangenen Jahr mit einem Überschuss von 383 Millionen Euro sehr gut entwickelt. Auch die Rendite der Geldanlagen, die die Stadt in der Stuttgarter Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (SVV) gebündelt hat, zog an. In Gegenzug schwächeln aber die Stadtwerke.

Insgesamt 430 Millionen Euro (Buchwert) hat die Stadt in der SVV in vier Fonds angelegt. Deren Rücknahmewert lag Ende 2017 bei 496,1 Millionen Euro. Zwischen 18 bis 20 Prozent des Geldes steckt in Aktien, der große Rest in Staatsanleihen, Pfandbriefen und Unternehmensanleihen. Die Fonds legten zwischen 1,5 und zwei Prozent zu, sie entwickelten sich in der Summe besser als 2016. Das Finanzergebnis erreichte 20,7 Millionen Euro. Damit und mit dem Gewinn aus der Hafengesellschaft (6,2 Millionen) können die Verluste der Stuttgarter Straßenbahnen AG (19 Millionen) und der höher als erwartet ausgefallene Verlust der Stadtwerke (2,1 statt geplanter 1,3 Millionen) ausgeglichen werden. Insgesamt brachten die Fonds seit ihrer Auflegung eine jährliche Verzinsung zwischen 3,1 und vier Prozent.

Kundenzahl wächst langsam

Während das Management der Geldanlagen im Gemeinderat keinen Anlass zur Kritik gibt, geraten die Stadtwerke in den Fokus der Räte. Denn die Gesellschaft hatte im Jahr 2017 Gegenwind: Die 31 Windenergieanlagen schwächelten dem Vernehmen nach, und die Kundenzahl wuchs zwar auf 20 800 Strom- und Gasbezieher, geplant waren aber 21 700. Der Zuwachs schwächte sich mit im Saldo 2335 Neukunden damit gegenüber 2016 mit 3780 deutlich ab.

Nach dem Kauf diverser Windräder läuteten die Stadtwerke 2015 einen Strategiewechsel ein. Der Schwerpunkt solle auf urbanen Energiesystemen liegen, konkret auf Nahwärmenetzen und Fotovoltaikanlagen. 50 davon konnten im Jahr 2017 auf Dächern von Privat- und Gewerbekunden verkauft, zehn verpachtet werden.

Windräder ein Problem

„Die Windräder sind ein Problem. Da hat man uns andere Zahlen prognostiziert“, kommentiert CDU-Fraktionschef Alexander Kotz die Entwicklung. Es gebe eine „gewisse Unzufriedenheit“, sieht Kotz die CDU bestätigt, die nie ein Treiber der Windthematik gewesen sei. Bessere Ergebnisse könnten die Stadtwerke durch die Übertragung des Hochspannungs- und Gashochdrucknetzes von der EnBW erzielen. Dazu soll am 26. Juli am Oberlandesgericht eine Entscheidung fallen.

Er wünsche sich von den Stadtwerken „mehr Tempo“, sagt Björn Peterhoff für die Grünen, „da muss mehr gehen“. Bei der Fotovoltaik müsse das Potenzial ausgeschöpft werden. Dazu seien die Dächer im Eigentum der Stadt untersucht worden. Insgesamt sieht Peterhoff hier bisher nur ein Prozent der Möglichkeiten genutzt, auch wenn der Marktanteil der Stadtwerke mit ihren 60 Anlagen in 2017 hoch gewesen sei.

Die Umsetzung der urbanen Energiewende stehe aus, kritisiert SPD-Fraktionschef Martin Körner. Beim Thema Solarstrom erwarte er eine „deutlich besserer Zusammenarbeit“ zwischen Stadtwerken und Stadt.