Der Dax fährt seit Wochen Achterbahn. Foto: dpa/Arne Dedert

Die Aktienkurse sind wegen der Corona-Krise drastisch eingebrochen. Doch nicht alle Anleger lassen sich davon abschrecken: Viele Finanzinstitute verzeichnen eine steigende Zahl von Depot-Eröffnungen.

Frankfurt - Trotz des Kurseinbruchs an den Aktienmärkten verzeichnen viele Geldhäuser ein steigendes Interesse an Wertpapierdepots. Das geht aus einer Umfrage unserer Zeitung unter Banken und Online-Brokern hervor.

Seit Mitte März, also seit Beginn der Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgrund der Corona-Pandemie, sei „ein Zuwachs bei der Eröffnung von Wertpapierdepots zu beobachten“, teilte beispielsweise die Commerzbank-Tochter comdirect mit. „Im Schnitt liegen die Depoteröffnungen zur Zeit etwa 50 Prozent über dem üblichen Durchschnitt“. Ähnlich äußerte sich die Geno Broker GmbH, die Kundenwertpapierdepots für Banken der genossenschaftlichen Finanzgruppe verwaltet: „Die Anzahl der eröffneten Kundenwertpapierdepots im Monat März 2020 betrug ein Vielfaches von dem eines normalen Monatsdurchschnitts.“ Auch die BW Bank teilte mit: „Auffallend ist, dass aktuell deutlich mehr Kunden als gewöhnlich ein Wertpapierdepot neu eröffnen, um die gefallenen Kurse an der Börse als Einstieg zu nutzen.“ Die Postbank erklärte, die Zahl der online eröffneten Depots sei „deutlich“ angestiegen. Die Hypovereinsbank und die Deutsche Kreditbank (DKB) verzeichnen ebenfalls einen Anstieg.

Im Februar waren die Börsen noch in Feierlaune

Einige Institute bezogen sich in ihrer Antwort auf das gesamte erste Quartal – im Januar und Februar war der Deutsche Aktienindex (Dax) noch von einem Rekord zum nächsten geeilt. Bei der größten Direktbank hierzulande, ING Deutschland, haben sich die Depoteröffnungen im abgelaufenen Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum „fast vervierfacht“. Die kleinere Consorsbank meldet eine Verfünffachung. Beim Online-Broker der Sparkassengruppe, S Broker, eröffneten drei Mal so viele Kunden ein Depot wie im Vorjahreszeitraum. Von einem „Rekordquartal im Hinblick auf Neukundenzahlen“ spricht der Online-Broker Flatex.

Aus der Deutschen Bank war allgemeiner zu hören, man habe im Wertpapiergeschäft „einen guten Jahresstart hingelegt, der sich bis in den März hinein fortsetzte“. Ob sich diese Entwicklung auch in Kundenzuwächsen niederschlug, blieb offen. Die Targobank erklärte: „Einen Run auf Depots können wir nicht feststellen“, wohl allerdings verstärkte Handelsaktivitäten der Bestandskunden. Dass Anleger, die bereits ein Wertpapierdepot besitzen, bei Marktturbulenzen verstärkt handeln, war auch schon in früheren Krisen zu beobachten und wurde für den aktuellen Zeitraum von allen befragten Finanzinstituten bestätigt.