Piero Pesce begrüßt seine Gäste mit einem fröhlichen „Buongiorno“. Foto: Nina Ayerle

Piero Pesce hat für die Wintermonate aus der Gelateria am Marienplatz das „Salotto di Plataci“ gemacht. In dem neuen „Wohnzimmer“ des Südens serviert er italienische Klassiker wie Pasta, Antipasti und Tiramisu. Wir waren zu Besuch.

S-Süd - Die Deutschen lieben Italien. Die Sprache, das Essen und die entspannte Lebensweise unserer südlichen Nachbarn lassen seit jeher unser Herz aufgehen. Das Land ist für viele ein Sehnsuchtsort. Für die Wintermonate bringt Piero Pesce, 27, diese Sehnsucht direkt an den Marienplatz 14 im Stuttgarter Süden. Dort, wo im Sommer die Stuttgarter gerne in einer endlosen Schlange für Eissorten wie Holunder-Limette, Rhabarber-Gin oder Karamell mit Fleur de Sel anstehen, hat der Geschäftsführer des Café Kaiserbau die Glasvitrine nun vorübergehend mit Mozzarella, Salami, Artischocken sowie Bier und Wein aus Italien aufgefüllt.

Buongiorno in Italia!

Mit einem fröhlichen „Buongiorno“ begrüßt Piero Pesce die Gäste. Sie sollen sich fühlen als wären sie in Italien im Urlaub, sagt Pesce, der seit sieben Jahren in Deutschland lebt. Die zwei längeren Tafeln hat er mit rot-weiß-karierten Tischdecken, Kräutertöpfchen und Kerzenleuchtern dekoriert, der Raum ist leicht abgedunkelt und hinter dem Tresen steht sein Kompagnon, er heißt ebenfalls Piero, und zieht Spaghetti durch einen großen Parmesanlaib. Piero del Capo, 71, ist seit Jahren Stammgast im Kaiserbau und hat Pesce überredet, im Winter etwas Neues aus der Gelateria zu machen.

Neben Peroni, Aperol Sprizz und Prosecco stehen auf der Karte ein Primitivo (4,50 Euro für 0,2l) und ein Weißwein. Die Antipasti-Platte (13 Euro) verspricht unter anderem Salami, Mortadella, Mozzarella mit Tomaten und Artischocken. Und weil Italien ohne Dolci nicht Italien ist, gibt es zum Nachtisch Tiramisu (6,50 Euro) aus dem Café Kaiserbau.

Ein neues Wohnzimmer für den Stuttgarter Süden

Es ist leicht, sich dort ein bisschen wie in Süditalien zu fühlen. Jeder setzt sich einfach irgendwo an der langen Tafel dazu. „Das Flair hier ist unser großes Plus“, glaubt auch Piero Pesce, der mit seinen Besuchern immer gerne ein bisschen italienisch spricht. „Das mögen die Gäste“, weiß er. Er mag es auch, wenn sie dann selbst versuchen, etwas italienisch zu sprechen. „Ich habe den Stuttgarter nun auch ein neues Wort beigebracht“, sagt er stolz. Denn sein temporäres Restaurant hat er „Il salotto di Plataci“ getauft – das Wohnzimmer von Plataci heißt das auf Deutsch. Plataci ist ein Ort in Süditalien, aus dem Pesce und seine Familie ursprünglich kommen, bevor es sie der Arbeit wegen nach Turin in den Norden des Landes verschlagen hat. Passenderweise stammt auch sein Chef, Francesco Troiano, aus dem Örtchen in Kalabrien.

Anfang des Jahres ist Pesce bei Troiano im Café Kaiserbau und in der benachbarten Gelateria als Geschäftsführer eingestiegen. Seit über zehn Jahren betreibt Troiano das Kaiserbau, im Jahr 2013 hat er nebenan die hippe Gelateria eröffnet und sich mit den ausgefallenen Eissorten weit über den Stuttgarter Süden hinaus einen Namen gemacht. Im Jahr 2014 kam die dritte Gastronomie hinzu: das L.A. Signorina. Dort gibt es Pizzen mit – Überraschung – außergewöhnlichen Belägen.

Und weil im kalten Deutschland Eisdielen im Winter nicht so gut funktionieren, hat Troiano in dieser Zeit schon immer gerne in der Gelateria experimentiert. Vor drei Jahren gab es erstmals die Latteria für Käse, Wein und Blumen. Ohne Francesco Troiano und seine Läden wäre der Marienplatz vermutlich nie der hippe, beliebte Ort geworden, der er heute ist. „Manche nennen ihn ‚Piazza di Francesco‘“, sagt Piero Pesce und lacht.

Das kleine Restaurant überzeugt mit einem Gericht: Spaghetti aus dem Parmesanlaib

Der 27-Jährige Wahl-Stuttgarter stand schon einige Jahre im Kaiserbau hinter der Bar, bevor er dort Geschäftsführer wurde. Erfahrungen hat Pesce in anderen italienischen Restaurants in Stuttgart gesammelt. Angefangen hat er im Restaurant seines Onkels am Charlottenplatz, dem La Piazza. Danach hat er im Valle in der Innenstadt serviert. Und da hat er auch gelernt: die deutschen Gäste lieben Spaghetti aus dem Parmesanlaib mit Trüffel. „Und hier in der Nähe des Marienplatzes gibt es das kaum“, sagt er. Daraus ist seine Idee für die Winterzeit entstanden. Auf der Karte des „Salotto di Plataci“ gibt es nämlich nur ein warmes Gericht: Spaghetti mit Parmesan (10,50 Euro) und Trüffelöl oder echtem Trüffel (16,00 Euro). Aber das reicht eigentlich auch. Die sind so lecker, und die Portionen so üppig, dass man sich wünscht, der Winter möge nie vorübergehen.