Viele Arbeitsschritte am Rechner sind nötig, um die Maschinen für das neue Labor zu vernetzen. Foto: Gewerbliche Schule Geislingen

Als Glücksfall für Geislingen betrachten die Schulleiter die neue Lernfabrik. Die hochmoderne digitale Lernumgebung schult die Fachkräfte von morgen.

Geislingen - Wie sieht der digitale Berufsalltag künftig genau aus? Was steckt hinter Schlagworten wie Vernetzung, Automation und künstliche Intelligenz? Antworten auf diese Frage soll die Lernfabrik Wirtschaft 4.0 liefern, die gerade in Geislingen, gefördert von Land, Kreis und Wirtschaft, eingerichtet wird. Spannend macht das Projekt vor allem die Zusammenarbeit der Gewerblichen mit der Kaufmännischen Schule. Und diese beiden Schulen wollen die Schüler und Auszubildenden so vorbereiten, dass die Betriebe im Kreis unmittelbar vom digitalen Wissen des beruflichen Nachwuchses profitieren.

Kleine Betriebe können sich ein Beispiel nehmen

„Die Kleinbetriebe im oberen Filstal müssen konkurrenzfähig bleiben, wenn sie weiterhin Bosch und Mercedes beliefern wollen“, sagte Helmut Kölle. Der Konrektor der Gewerblichen Schule beschreibt das Konzept der Lernfabrik als modellhaft. Das neue Labor wolle zeigen, wie vorhandene Fertigungsmaschinen fit gemacht werden können für die digitalen Anforderungen. Denn gerade kleine Betriebe könnten ihre bestehenden Maschinen nicht einfach wegwerfen. Und profitieren sollen natürlich auch die Fachkräfte von morgen aus der Metall- und Elektrotechnik.

Kommunikation zwischen unterschiedlichen elektronischen Sprachen sei das Entscheidende. Auch für die Gewerbliche Schule, die die Lernfabrik vorantreibe, sei dies mit die größte Herausforderung gewesen. Über Kontakte in die Wirtschaft und einen Zufall verfüge die Schule inzwischen über die richtige Software, mit der die schuleigenen CNC-Dreh-, Fräs- und 3-D-Messmaschinen miteinander vernetzt werden können. Außerdem sollen für die Lernfabrik zwei Roboter angeschafft werden, die Werkzeuge und Werkstücke transportieren und platzieren sollen. Die Getriebeteile, die in der Schule für Lernzwecke produziert würden, müssten zwar nicht auf dem Markt bestehen, doch als Vorbild für die Wirtschaft müssten sie auf jeden Fall taugen. Schon heute könnten sich Betriebe keinen Ausschuss mehr leisten, und ein 100-prozentiger Ausstoß von fehlerlosen so genannten Gutteilen sei auf hohem Niveau gefordert.

Involviert sind auch Kaufleute, die die Daten verwerten

Und an diesem Punkt kommen die künftigen Kaufleute der benachbarten Kaufmännischen Schule ins Spiel. Sie sollen von der Datenmenge profitieren, die an den digitalisierten Maschinen anfallen. Interessant seien Daten zur Laufleistung, Zuverlässigkeit, Produktionsdauer und vieles mehr, erläuterte Kölle. Und an Stelle theoretischer Werte könnten die Kaufleute künftig ihre Angebote, Aufträge und Rechnungen auf der Basis echter Werte im Unterricht erstellen.

Das freut auch Roland Rimbach. Der Rektor der Kaufmännischen Schule nennt die Kooperation einen Glücksfall. Obwohl sie auf dem gleichen Campus angesiedelt sind, schafften die Azubi bisher eher nebeneinander her. Mit dem Zuschlag durch das Wirtschaftsministerium sei das Projekt ins Rollen gekommen.

„Bis es im Labor endlich soweit ist, wird es noch etwas dauern“, meinte sein Kollege Kölle – derzeit werde noch ein wenig umgebaut. Vom neuen Schuljahr an sollen die Schüler der Gewerblichen Schule dann die Roboter auf ihren Wegen zwischen den Maschinen begleiten. Und in einer zweiten Ausbaustufe sollen so genannte Handhabungsroboter beispielsweise Werkzeuge selbstständig in dem Magazin einer Bearbeitungsmaschine platzieren.

Auch die lokale Wirtschaft wird wohl von diesen Lernschritten profitieren, mit denen das Labor weiter ausgebaut wird. Gedacht ist an Fortbildungen mit Hilfe des Landesnetzwerks Mechatronik, der Industrie- und Handels- sowie der Handwerkskammer und dem Schulförderverein, mit denen die Lernwerkstatt kooperiert. Ansprechen möchte Kölle in diesem Zusammenhang vor allem die Inhaber und Ausbilder von kleineren Betrieben.