Die Topfproduktion zählte zum Kerngeschäft des Traditionsherstellers WMF – nun droht ihr das Aus am Stammsitz und die Verlagerung ins Ausland. Foto: dpa/Uwe Anspach

In einer Resolution verurteilen Gemeinderat und Stadtverwaltung den angekündigten Stellenabbau der WMF am Stammsitz – und mahnen die Einhaltung der WMF-Werte an.

Geislingen - „Wir, der Gemeinderat, die Stadtverwaltung und auch ich persönlich machen uns große Sorgen um die Zukunft der WMF in unserer Stadt und um die Entwicklung der Arbeits- sowie Ausbildungsplätze. Die WMF ist untrennbar mit Geislingen verbunden.“ Das schreibt der Geislinger Oberbürgermeister Frank Dehmer im Zusammenhang mit einer einstimmig vom Gemeinderat verfassten Resolution. Darin geht es um die drohende Streichung von rund 400 Arbeitsplätzen bei der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF).

Bis zu 400 Arbeitsplätze sind von der Streichung bedroht

Mitte Juli hatte die Geschäftsführung des französischen Eigners Groupe SEB die Schließung der Kochtopfproduktion in Geislingen angekündigt. Seither treibt die WMF-Beschäftigten die Sorge um ihre Arbeitsplätze um: Immer montags gehen sie in der Mittagspause zum Protestmarsch unter dem Motto „Mondays for Jobs“ auf die Straße. Und nun meldet sich auch der Geislinger Gemeinderat zu Wort.

In der Resolution heißt es, der Geislinger Gemeinderat könne die Dimension der geplanten Schließung der Kochgeschirr-Produktion in Geislingen und die Verlagerung an andere Produktionsstandorte innerhalb der Groupe SEB nicht nachvollziehen und sei besorgt um die Zukunft des Standorts. Der geplante massive Stellenabbau von bis zu 400 Mitarbeitern innerhalb der WMF Group schockiere das städtische Gremium und werfe die Frage auf, wie viele Arbeitsplätze tatsächlich in Geislingen auf dem Spiel stehen.

Der Gemeinderat erinnert die WMF-Eigner an deren Verhaltenskodex

Dies sei nicht nur ein herber Schlag für alle betroffenen Mitarbeiter und deren Familien, sondern auch für die Stadt selbst, deren Entwicklung knapp 170 Jahre lang eng mit der Entwicklung der WMF am Standort Geislingen verbunden sei: „Die Geislinger und auch die Vertreter der Stadt waren schon immer und sind auch heute noch stolz darauf, die Weltfirma WMF – „ihre“ WMF – und ihre Produktion hier vor Ort zu haben.“ Aus diesem Grund appelliere der Gemeinderat an die Verantwortlichen der Groupe SEB, die Geschäftsführung der WMF Group und deren Aufsichtsräte, sich an den eigenen Verhaltenskodex der Groupe SEB zu halten, aus dem folgendermaßen zitiert wird:

„Wir stehen zu unserer wirtschaftlichen und sozialen Verantwortung in den Regionen, in denen wir arbeiten. Wir schaffen nicht nur Arbeitsplätze, sondern unterstützen die Entwicklung von Unternehmen am Ort, darunter auch solche, die eine Schlüsselrolle für eine soziale und solidarische Wirtschaft spielen.“

Daraus folgernd heißt es in der Resolution weiter: „Wenn Sie die von Ihnen selbst propagierten Werte wirklich leben wollen, dann ist das geplante Vorgehen bei der WMF Group in Geislingen damit nicht zu vereinbaren.“

Unterzeichner erinnern an die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern

Gespräche mit der Geschäftsführung und dem Betriebsrat hätten den Eindruck erweckt, dass man hier, gemeinsam mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern auch andere Lösungen finden könne, um die wirtschaftlichen Ziele der WMF Group und der Groupe SEB zu erreichen ohne die Kochgeschirrfertigung am Standort Geislingen zu schließen und hunderte Arbeitsplätze abbauen zu müssen. „Zeigen Sie Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern der WMF Group, die sich mit Ihrer Arbeitskraft schon über Jahre und teilweise Jahrzehnte hinweg für das Unternehmen einbringen – zum Wohle ihrer WMF und seit der Übernahme eben auch Ihrer Groupe SEB. Treten Sie dieses Engagement nicht mit Füßen. Das haben die Mitarbeiter nicht verdient. Die Menschen, die Stadt und die Region hier brauchen auch weiterhin die Arbeits- und Ausbildungsplätze der WMF Group hier am Standort Geislingen“, appellieren die Unterzeichner an die Geschäftsführung. Und: Man sichere dem Management Gesprächsbereitschaft zu.