Die Geschäftsführerin Isabell Noether weiß, Äpfel von Streuobstwiesen und Produkte von der Ziege lösen Heimatgefühle aus. Foto: Horst Rudel

Sägeraue Bretterwände und ein Ziegenbock aus Plastik verbreiten mitten im Geislinger City Outlet eine heimelige Wohlfühl-Atmosphäre. Dazu sollen kulinarische Genüsse neugierig auf mehr Heimat machen.

Geislingen - Die Geislinger Fabrikverkäufe bei der WMF-Fischhalle, die neuerdings als City Outlet firmieren, sind wieder ein Stück gewachsen – auf jetzt 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Mit dem Fall der alten Mauer an der Bundesstraße 10 öffnet sich das Outlet nun auch Richtung Innenstadt. Die Stadt Geislingen hat die Chance erkannt und gemeinsam mit dem Tourismusverband Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf dort den ersten Albtrauf-Store eingerichtet. Dabei handelt es sich um einen bis Weihnachten befristeten Probelauf. Neben Broschüren rund ums Wandern und Urlauben in der Fünftälerstadt und oberen Filstal, Goißatäle genannt, bietet der Laden kulinarische Kostproben zum Mitnehmen. Das Heimatlädle und die neuen Outletflächen werden am kommenden Donnerstag eröffnet.

Sägeraue Bretterwände und ein Ziegenbock aus Plastik

Heimelig ist der Albtrauf-Store eingerichtet, der sich noch etwas unauffällig in die vorderste Reihe des Outlets an der B 10 gegenüber der Geislinger Jahnhalle schmiegt. „Wir haben für den Laden einfach unsere CMT-Ausstattung verwendet“, erklärt Isabell Noether mit Blick auf die Albtraufkorb genannte Sitzgelegenheit aus Holz, die sägerauen Bretterwände und den Ziegenbock aus Kunststoff. Die Geschäftsführerin der Tourismusregion ist überzeugt von dem Konzept, mit dem die Touristiker potenziellen Kunden noch näher kommen wollen.

„Wir wollen hier ein Stück Heimat nach außen tragen“, beschreibt Noether das Ladenkonzept, das die klassische Touristen-Information mit der Vermarktung regionaler Produkte kombiniert. Obwohl er nur 40 Quadratmeter groß ist, verbinden sich mit dem ersten Heimat-Shop im Kreis Göppingen offenbar große Hoffnungen. Hier wollen sich nicht nur die 29 Mitgliedskommunen der Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf vorstellen, auch die Stadt Geislingen hofft, einen Teil der Besuchermassen von hier aus mit einem eigens ausgewiesenen Fußweg in die nahe Fußgängerzone lotsen zu können. Den optischen Impuls dazu soll das neue Großplakat an der Jahnhalle setzen, das mit den Reizen der Altstadt wirbt.

Eine Burgruine und die Fußgängerzone in Gehweite

Die passenden Prospekte dazu hat Stephan Durant mitgebracht. „Vom Outlet aus geht man in wenigen Minuten bis in die Stadtmitte“, berichtet der junge Mann, der in der Geislinger Stadtverwaltung die Themen Tourismus und Stadtmarketing voran treibt. Und für einen Blick über Geislingen empfiehlt Durant eine auch für Kinder spannende Runde bis zum Ödenturm und weiter zur Ruine Helfenstein. „Ich bin ganz verliebt in den Laden“, bekennt unterdessen Noether und räumt Hochprozentiges von der Destillerie Gansloser aus Bad Überkingen und Prisecco der Manufaktur Jörg Geiger aus Schlat in die Regale.

Eigentlich liegt Noethers Dienstsitz rund 13 Kilometer talaufwärts in der Geschäftsstelle des Vereins Erlebnisregion Schwäbischer Albtrauf in Bad Ditzenbach. Weil der Albtraufstore aber bis Weihnachten befristet im Probebetrieb läuft, und mit möglichst geringen Personalkosten auskommen soll, wechseln sich die Touristiker der Mitgliedskommunen freitags und samstags hinter der Theke im Outlet ab. Mehr Öffnungstage seien halt leider nicht zu stemmen, bedauert Noether.

Hoffen auf umsatzstarke Adventswochen

Am Ende des Jahres soll Bilanz gezogen werden. Dabei werde es auch darum gehen, welchen Anteil die Verkaufserlöse beim Unterhalt des Albtrauf-Stores spielen können, erklärt Noether. Pro Jahr vertreibe man in der Bad Ditzenbacher Geschäftsstelle und in den Rathäusern schon jetzt rund 13 000 so genannte Albtraufsäckle (Preis 7 Euro), in denen Blütenhonig, Hägenmark, Pflegecremes und anderes in Probiergrößen enthalten ist. Gerade in den umsatzstarken Adventswochen möchte die Tourismusfachfrau einiges vom Outletzulauf mit rund 800 000 Besuchern pro Jahr abbekommen. Ein limitiertes Weihnachtssäckle (Preis 9 Euro) sei eigens aufgelegt worden. Und pünktlich zur Eröffnung belieferten die Direktvermarkter den Albtrauf-Store auch mit regionalen Produkten in Originalgrößen, freut sich Noether.

Von der Fischhalle zum City Outlet

Im Jahr 1912 eröffnete die WMF für ihre Mitarbeiter ein Auslieferungslokal für Seefische. Ende der20er Jahre wurde der Fischverkauf eingestellt, und der Verkauf von WMF Produkten in 2a-Qualität hielt Einzug.

Seit 2008 firmierte die Fischhalle mit ihrem WMF-Sortiment sowie den Markentöchtern als Fabrikverkäufe Geislingen. Die Verkaufsfläche für Produkte rund um Wohnen, Haus und Garten für rund 16 Marken betrug 2000 Quadratmeter. Im Jahr 2012 wurde die Fläche auf rund 4000 Quadratmeter mit 18 Outlet-Stores und rund 30 Marken erweitert.

Im Frühjahr 2015 verkaufte die WMF die Fischhalle samt Fabrikverkäufen an die Mutschler-Gruppe aus Ulm und mietete die Fischhalle für 15 Jahre zurück. Neuerdings firmiert der Standort als City Outlet Geislingen. Betreiber ist die ROS Retail Outlet Shopping Gesellschaft in Wien. Am Donnerstag, 27. Oktober werden die Investorin Sylvie Mutschler und der Oberbürgermeister Frank Dehmer die Erweiterung auf rund 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche eröffnen.

Weil die Kommune dem Bauantrag zur Outleterweiterung zustimmte und den Weg freimachte für den Verkauf von Textilien im Outlet, rumorte es im Geislinger Einzelhandel, der Kaufkraftabfluss fürchtet. Die IHK Bezirkskammer forderte eine Entwicklung mit Augenmaß und eine zeitliche Streckung des Ausbaus.

Die Stadt Geislingen und die Händler versuchen gleichzeitig die Fußgängerzone in der Altstadt attraktiver zu machen. Grundlage dafür sind das städtische Marketingkonzept und mehrere Sanierungsprogramme.