Proteste gegen den Hebammenmangel hat es in Stuttgart schon einige geben. Foto: Lichtgut/Zweygarth

Um neue Hebammen gewinnen zu können, führt das Charlottenhaus nun auch Schichtdienste ein. Damit fällt für werdende Mütter ein Unterscheidungskriterium zwischen den Geburtskliniken weg. Aber die Umstellung hat auch Vorteile für sie, meint Viola Volland.

Stuttgart - Wo soll das eigene Kind auf die Welt kommen? In Stuttgart konkurrieren fünf Geburtskliniken miteinander, hinzu kommen die antroposophische Filderklinik in Filderstadt und das Geburtshaus. Schwangere haben also die Auswahl. Die einen wünschen sich ein kleineres, familiäres Haus wie das Charlottenhaus oder die St.-Anna-Klinik, den anderen ist die Größe egal. Ihnen ist vielleicht die Entfernung von ihrer Wohnung zur Klinik wichtiger oder das Thema Sicherheit. Was ist, wenn mit dem Kind etwas ist? Die Frauenklinik punktet hier, weil sie eine Babyintensivstation hat.

Mit der Entscheidung des Charlottenhauses, bei den Beleghebammen Schichtdienste einzuführen, fällt nun ein Unterscheidungskriterium im Wettbewerb weg. Wer in der Klinik entbinden will, kann sich nicht mehr die Hebamme aussuchen, die das eigene Kind auf die Welt bringt. Wie wichtig dieser Aspekt den Eltern überhaupt war, wird die Zukunft zeigen. Einen Vorteil hat die Umstellung in jedem Fall für die angehenden Mütter: Sie müssen nicht mehr befürchten, dass ihre Hebamme durchgearbeitet haben könnte, weil bei mehreren „ihrer“ Mütter hintereinander die Wehen eingesetzt haben.

Arbeitsbedingungen sind wichtig

Auch junge, gut qualifizierte Hebammen schauen sich natürlich ganz genau an, wo sie arbeiten wollen. Angesichts des Hebammenmangels, der in Stuttgart bereits zu spüren ist, haben sie nämlich ebenfalls die Wahl. Da kommt es auf die Arbeitsbedingungen an. Dass es an der bei Schwangeren beliebten Frauenklinik weiterhin nicht gelungen ist, alle Hebammenstellen zu besetzen, gibt deshalb zu denken. Zum Glück können die anderen Kliniken das abfedern und die Frauen versorgen.

Doch was ist, wenn die Mütter mit ihren Babys nach Hause gehen? Auch hier zeigt sich in Stuttgart inzwischen der Hebammenmangel. Nicht jede Frau findet mehr eine Hebamme für die Nachsorge. Das ist problematisch. Denn Hebammen leisten unverzichtbare frühe Hilfen – die können auch so löbliche Projekte wie das Team Familienunterstützung, das die Stadt Stuttgart jüngst vorgestellt hat, nicht ersetzen.