Der Jahreswechsel bringt für viele Haushalte deutliche Aufschläge. Foto: Christin Klose/dpa

Höhere Gas- und Strompreise sind die hauptsächliche Ursache für den Schwund im Geldbeutel, aber auch viele Gebühren in Stuttgart steigen. Welche genau?

Alle Jahre wieder flattern um den Jahreswechsel etliche Rechnungen ins Haus. Dieses Mal sind darunter auch viele Schreiben zu Gebühren- und Preiserhöhungen. Im Jahr 2023 sind die Steigerungsraten in Stuttgart dabei teils deutlich höher als in den Vorjahren. Sie belasten das (Familien-)Budget erheblich.

Gas- und Strompreis-Sprünge Wen nicht schon unterjährig der Strom- und Gaspreisschock traf, der konnte zum Jahreswechsel fest damit rechnen. Die Stadtwerke Stuttgart verlangen ihren Bestandskunden beim Strom rund 56 Prozent (14,23 Cent) mehr pro Kilowattstunde (kWh) ab. Sie kostet dann 39,75 Cent. Beim Gas sind es 44 Prozent mehr (dann 11,15 Cent pro kWh). Der Stuttgarter Grundversorger ist die Energie Baden-Württemberg (EnBW). Sie schlug im Oktober beim Strom (Grundversorgung) um 31 Prozent auf 37,31 Cent auf, beim Gas zum 1. Dezember um 38 Prozent (3,86 Cent) auf 13,54 Cent je kWh. Über 12 Cent greift von Januar an die Preisbremse des Bundes, der noch höhere Kosten übernimmt, allerdings nur für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs. Nimmt man den Tarifrechner der Stadtwerke und deren Preise zur Hand, belaufen sich die Preissprünge für eine vierköpfige Familie auf 100 Quadratmetern Wohnraum beim Strom (4000 kWh Verbrauch) auf 569,20 Euro, beim Gas (16 000 kWh) auf 553,60 Euro pro Jahr.

Trinkwasser wird deutlich teuerer Knapp einstellig bleibt der Aufschlag für 2023 beim Trinkwasser. Die großen Zweckverbände, die Stuttgart beliefen, haben hier vorgelegt. Die EnBW gibt ihre höheren Einkaufskosten und zudem die allgemeine Preissteigerung weiter. Macht 9,8 Prozent oder 29 Cent mehr als bisher für den Kubikmeter, der dann 3,191 Euro kostet. Der Grundpreis pro Jahr steigt entsprechend auf 57,69 Euro. Bei einer Familie mit 150 Kubikmeter Jahresverbrauch summiert sich der Aufschlag für 2023 auf 46,52 Euro.

Aus Trinkwasser wird Abwasser, und auch dessen Entsorgung knabbert stärker am Familienbudget: 4,2 Prozent Aufschlag von 1,66 auf 1,73 Euro pro Kubikmeter teilt die Stadtentwässerung Stuttgart als neuen Preis für 2023 mit. Das macht bei einer Beispielfamilie mit 150 Kubikmeter Abwasser 10,50 Euro im Jahr zusätzlich. Erhoben wird auch eine Niederschlagswassergebühr, die von der überbauten Fläche abhängig ist. Diese – kein Schreibfehler – sinkt von 70 auf 68 Cent pro Quadratmeter. Die Stadt rechnet pro Gebührenzahler mit 80 Quadratmeter anrechenbarer Grundstücksfläche, macht also 1,60 Euro Einsparung.

Müllgebühren steigen An der Preisschraube dreht auch der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb (AWS). Der Restabfall in der schwarzen Tonne wird im Schnitt um 6,4, der Bioabfall um im Schnitt 5,8 Prozent teurer. Weit verbreitet sind beim Restmüll die 120-Liter-Tonnen, deren Abfuhr alle zwei Wochen künftig 243,60 Euro kostet, übers Jahr 15 Euro mehr als bisher. Beim Biomüll setzen die Stuttgarter überwiegend auf die 60-Liter-Tonne, für die nun 49,80 und damit drei Euro mehr als bisher fällig werden.

Neue VVS-Tarife seit 1. Januar Bereits nach neun Monaten endet beim Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) die Schamfrist für einen Aufschlag auf die Tickets. Die Fahrkarten verteuerten sich zum 1. Januar im Schnitt um 4,9 Prozent. Wer ein Jahresticket Plus für den Stadtkreis, also eine Zone, löst, bezahlt mit 72,98 im Monat nun 2,91 Euro mehr als bisher, im Jahr wären es 34,92 Euro. Hilfe kommt hier voraussichtlich ab April mit dem Deutschlandticket für 49 Euro, was 23,98 Euro pro Monat und damit für den Rest des Jahres 215,82 Euro spart. Da die Mehrkosten bis April bei 8,73 Euro liegen, bleiben 207,09 Euro im Geldbeutel. Wer Bus und Bahn fahrende Kinder hat, kann von März an das neue Landes-Jugendticket für 30,42 Euro im Monat wählen. Dieser Preis soll bis Ende 2025 gelten, die Karte muss als Jahresabo gelöst werden. Eine Einsparung ist damit nicht verbunden, da die Stadt bereits das Schüler- und Azubi-Abo auf 365 Euro im Jahr subventionierte. Mit der neuen Jugendkarte fährt man aber nicht nur im VVS-Netz, sondern landesweit im Nahverkehr.

Fazit In der Summe steigt die Belastung für eine Beispielfamilie im Jahr 2023 um nahezu 1200 Euro im Jahr, die mit Abstand stärksten Treiber sind die Energiekosten. Wer bisher schon öffentlich fuhr, kann auf eine Entlastung durch das Deutschlandticket bauen, es kann die Summe der Zusatzbelastung auf rund 990 Euro drücken.