Das Erdgeschoss des Hofbräu-Eckhauses an der Königstraße ist noch leer. Zieht Blockhouse ein? Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Eine Filiale der Steak-Restaurantkette Blockhouse ist im Gespräch fürs Hofbräu-Eckhaus an der Königstraße. Unterzeichnet ist jedoch noch nichts. Bereits geöffnet hat hingegen ein neues veganes Restaurant.

Stuttgart - Die Büros im Hofbräu-Eck sind längst bezogen, das Erdgeschoss steht noch leer. Für Heike Barth war es in der Corona-Pandemie nicht einfach, einen Mieter für die Fläche in der oberen Königstraße zu finden. „Wer unterschreibt in diesen harten Zeiten einen langfristigen Vertrag?“, fragt die Vorstandsvorsitzende des Immobilieninvestors Stinag. Unzufrieden ist sie nicht mit der Situation, immerhin bestehe nun die Chance, einen finanzstarken Partner zu finden, „der auch nach Corona die Miete noch bezahlen kann“. Gerüchteweise handelt es sich dabei um die Hamburger Steak-Restaurantkette Blockhouse, was aber keiner der Beteiligten bestätigen will, so lange die Verhandlungen nicht abgeschlossen sind. Während Fleisch bei den Gästen weiterhin hoch im Kurs steht, gibt es gleichzeitig die dritte vegane Neueröffnung in der Stadt zu vermelden.

Steakhäuser weiter hoch im Kurs

Blockhouse hat bereits zwei Filialen in Stuttgart: In der Eberhardstraße wird seit November 1988 Fleisch gegrillt, ein Jahr später folgte eine weitere Eröffnung am Arnulf-Klett-Platz. Ob mit dem Einzug in die obere Königstraße einer der bedien Standorte geschlossen werden würde, verrät das Unternehmen natürlich ebenso wenig wie seine Pläne für das Hofbräu-Eck. Der Hunger auf Steaks scheint in der Stadt jedenfalls weiterhin groß genug zu sein für mehrere Mitbewerber. Maredo ist nach einer Corona-bedingten Insolvenz wieder ins Geschäft am alten Ort in der Langen Straße zurückgekehrt. In der Meatery können die Gäste seit acht Jahren der Fleischeslust frönen, das Abacco’s, ganz in der Nähe vom Hofbräu-Eck am Rotebühlplatz gelegen, serviert seit 2015 Edelfleisch.

Junge Gäste, Frauen in der Mehrheit

Dass die die Steakhäuser Zukunft haben, kann Abacco’s mit Zahlen belegen, denn das Durchschnittsalter der Restaurantbesucher liegt bei dem Anbieter bei 29,6 Jahre. Erstaunlich ist, dass außerdem die jungen Frauen in der Mehrheit sind, mit 50,5 Prozent jedenfalls knapp. Denn laut der Statistik sind sie auch beim Fleischverzicht viel stärker als Männer vertreten: 71 zu 29 Prozent lautet das Verhältnis bei Vegetariern, unter den Veganern sollen laut einer Studie von 2019 sogar nur ein Fünftel männlich sein. Im Hofbräu-Eck könnte laut Heike Barth frühestens Ende April ein neues Restaurant seine Türen öffnen. So viel Zeit benötigt der Innenausbau bei den aktuellen Lieferengpässen vermutlich. „Es ist gut für das Objekt und für die Belebung der Stadt“, sagt die Stinag-Chefin über die Gastronomiepläne an dem historischen Standort.

Seit dem Lockdown haben drei vegane Restaurants eröffnet

In Botnang hat Vera da Silva-Hermer am 1. Oktober den Betrieb aufgenommen. Die Brasilianerin serviert vegane und auf Wunsch vegetarische Speisen und ist damit nach Bellevue und Vhy! das dritte Restaurant dieser Art, das seit dem jüngsten Lockdown neu eröffnet hat. Als Trendsetterin versteht sich die 54-Jährige nicht: Weil ihre Söhne vor langer Zeit die Ernährung umgestellt hatten, verzichtet sie seit zehn Jahren ebenfalls auf tierische Produkte. Was den Söhnen immer schmeckte, gibt es nun in ihrem kleinen Restaurant namens V-Food by Vera: Enchiladas, Burger oder Bowls. „Die ersten Tage waren supererfolgreich“, berichtet sie, „alle haben ihre Teller leer gegessen, das hat mich glücklich gemacht.“

Keine brasilianischen Gerichte

Vera da Silva-Hermer ist Quereinsteigerin. Die Juristin arbeitet zuletzt im Vertrieb eines Konzerns. Aber sie stammt aus einer Gastronomenfamilie und arbeitete in den Ferien immer in dem Lokal mit. „Ich liebe es“, sagt sie. Die 54-Jährige wartete noch ab, bis die Pandemie abgeklungen war, und kündigte dann ihren Job, um sich ihren Traum vom eigenen Restaurant wahr zu machen. Mitten in Botnang betreibt sie nun ihren Ein-Personen-Betrieb in dem urig-schwäbischen Ambiente der Vorgängerkneipe. Bisher waren ihre wenigen Plätze immer ausgebucht. Momentan befinde sie sich noch in der Probezeit, was die Speisekarte angeht, will sie hören, was die Gäste sagen und sich wünschen. Nur brasilianisch wird Vera da Silva-Hermer nicht kochen, denn in ihrer Heimat wird zu viel Fleisch gegessen.