Das Lokal Heuss hat einen Hauch von großer weiter Welt. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Optisch ist vieles beim Alten im ehemaligen Scholz am Park, doch die kulinarische Ausrichtung ist neu.

Stuttgart - Das „Killesberg Baby“ wurde schon 1997 von Thomas D, damals aus Heslach, besungen. Das Mitglied der Fantastischen Vier erinnerte darin an das Stuttgarter Stadt-Stadt-Gefälle. Und der Buckel im Norden der Stadt ist bis heute ein Ort der Hautevolee, der Klischees und der Ausflügler. Dass sich dort das Lokal Scholz am Park nicht halten konnte, ist vielen ein Rätsel. Fakt ist, dass das schicke Restaurant in dem Gastronomen Christian List (unter anderem VfB-Clubrestaurant 1893 und Der Rote Hirsch) einen neuen Betreiber hat. Die Inneneinrichtung ist geblieben. Das Lokal hat nach wie vor einen Hauch von großer weiter Welt, auch wenn am Nebentisch über die Kehrwochengepflogenheiten der Mieter gesprochen wird. Ohren zu, Augen auf. Man sitzt hier einfach schön, in der Abendsonne oder drinnen im hohen Raum, in dem eine der Kabinen der einstigen Sesselbahn aus dem Höhenpark an der Decke hängt.

Besucht man ein neues Restaurant, gibt es zwei Fragen aus dem Freundeskreis. Wie war’s? Und: Was hat’s gekostet? Kurz und knapp: gut. Und: viel. Eins vorneweg, das Essen war topp, es gab nur Kleinigkeiten zu bemängeln, das Preis-Leistungs-Verhältnis ist bei den Speisen in Ordnung. Doch bei den Getränkepreisen muss vielleicht sogar die Schickeria schlucken. Ein Saftschorle (0,4 l) zu 4,80 Euro, ein Radler (0,5 l) zu 4,90 Euro, offene Weine 7 bis 10,40 Euro. Wahrscheinlich ist das die Killesberglage-Zulage. Der Heuss Sprizz (8,50 Euro), eine Mischung aus Secco, Erdbeeren und Passionsfrucht, ist ein fruchtig-frischer Auftakt. Fruchtig schmeckt auch das Craft Beer Hop Stuff (6,30 Euro) von der Welde-Brauerei.

Beim Killesburger stimmt alles

Kulinarisch beginnt der Abend mit zwei der drei angebotenen Vorspeisen. Diese Übersichtlichkeit ist gut, so liegt die Vermutung nahe, dass frisch gekocht wird. Die Calamaretti sind von einer krossen, hauchdünnen Panade überzogen und liegen auf Kopfsalat, dazu gibt es eine quietschgelbe Aioli. Alles wird auf tiefschwarzen Tellern serviert. Auch die cremige Burrata (10,90 Euro) mit knusprigem Brot, Tomaten und Basilikum. Auch bei den Hauptgerichten gilt: Weniger ist mehr. Es gibt drei vegetarische (Risotto, Nudeln, Couscous) und vier weitere Gerichte (Burger, Bœuf, Loup de Mer und Zwiebelrostbraten) sowie einige Fleischspezialitäten vom Lavasteingrill. Zum perfekt gegrillten Entrecôte empfiehlt die freundliche Dame im Service eine rezente Jus, zudem wählen wir Grillgemüse, das etwas zu ölig geraten ist.

Beim mächtigen Killesburger (17,90 Euro) stimmt alles: das schmackhafte Brioche-Bun, das medium gebratene Patty und die Pommes, die aus frischen Kartoffeln gemacht sind. Die Litschi-Crème-Brûlée dürfte eine festere Konsistenz haben, aber das Schokotörtchen mit flüssigem Kern ist perfekt. Dazu gibt es weißes Schokoladeneis – von der Theo’s Eisdiele gegenüber, die ja auch zum Lokal dazugehört.

Heuss am Killesberg, Am Höhenpark 2, 70192 Stuttgart, Tel. 25 37 72 20, Öffnungszeiten: Mo bis Fr 14 bis 23, Sa und So 11.30 bis 23 Uhr, www.heuss-am-killesberg.de

Bewertung: Küche 3,5 Sterne, Service 3 Sterne, Ambiente 4 Sterne

5 Sterne = herausragend4 = überdurchschnittlich3 = gut2= Luft nach oben1 = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigtr auch das Preis-Leistungs-Verhältnis und gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.