Die Gastronomen Petra Etzel und Thorsten Obergfell bewirten in ihrer Weinstube Kleine Traube in der Esslinger Altstadt vor allem Stammgäste. Foto: Horst Rudel

Die Esslinger Gastro-Szene wandelt sich und kommt dank vieler Neueröffnungen noch internationaler daher. Doch was sagen die alteingesessenen Wirte schwäbischer Lokale dazu? Wir haben uns umgehört und auch hier Neuigkeiten erfahren.

Esslingen - Die Stadt Esslingen ist ein Magnet für Besucher und Touristen. Das hat die kürzlich veröffentlichte Tourismus-Bilanz an Zahlen verdeutlicht. Wer zum Übernachten in die Stadt kommt, der isst auch häufig hier. Und was macht eine Stadt für Auswärtige und Gäste authentischer als historische Gebäude und typisch regionale Restaurants? Kein Wunder also, dass es hier viele alteingesessene, schwäbische Lokale gibt. Da wären etwa das Goldene Fässle, die Kleine Traube oder Kielmeyers Besen am Marktplatz. Im letzten Jahr schlossen jedoch auch einige Lokale ihre Türen.

Die Gastro-Szene hat sich gewandelt und Esslingen kommt nun dank einiger Neueröffnungen kulinarisch internationaler daher: Das Fleischmanns im Dick-Areal bietet neben Fleischspezialitäten auch Hawaiianisches, im neuen Lokal Cengiz Grillland kommen Fans von mediterranen Fisch- und Fleischgerichten ebenfalls auf ihre Kosten, im Kitchen finden Burgerfreunde Erfüllung, im Lokal Kouzina wird moderne griechische Küche geboten, im schicken Café Kauz stehen Selbstbedienung und Kaffeekunst hoch im Kurs. Von bevorstehenden Neueröffnungen ganz zu schweigen. Esslingen scheint für Gastronomen ein ausgesprochen gutes Pflaster zu sein. Doch wie kommen die neuen Entwicklungen bei den alteingesessenen Gastronomen an?

Neuer Schwabe am Marktplatz

Gabriele Kielmeyer betreibt am Marktplatz das Lokal Kielmeyers Besen. „Ich merke, dass in Esslingen die Nachfrage nach Restaurants enorm hoch ist. Wenn irgendwo ein Lokal schließt, macht an anderer Stelle etwas auf, das ist ganz normal und gut so“, sagt die 57-Jährige, die den Besen seit drei Jahren erfolgreich führt. Und so soll es, wenn es nach ihr geht, weitergehen. Auch die Schwaben machen vor Neueröffnungen nicht halt. Im Kielmeyer Haus hat vor Kurzem ein Wollegeschäft geschlossen. Dort wollen die Kielmeyers Ende des Frühjahrs ein weiteres Lokal eröffnen. „Die Lage am Marktplatz ist toll und der Standort Esslingen sowieso. Wir haben viele Geschäftsleute aber auch Stammkunden“, so die Wirtin. Da der Betrieb so gut laufe, stiegen auch die Söhne mit ein. Sie sollen das neue Lokal führen und setzen auch dort auf regionale Küche.

Esslingen als gastronomisches Highlight

Von ihrem Standort überzeugt sind auch die Wirte der kleinen Traube, Petra Etzel und Thorsten Obergfell. „Ob alteingesessen oder neu, ein Selbstläufer ist die Gastwirtschaft nie. Mehr Auswahl ist gut, das macht die Stadt attraktiver“, sagt Obergfell. „Nur ein paar alte Häuser reichen allerdings nicht. Die Lage kann gut sein, aber das Essen muss die Gäste überzeugen“, meint er. Etzel findet: „Esslingen ist für mich ein gastronomisches Highlight und sogar schöner als Stuttgart. Da wüsste ich nicht, wohin ich gehen sollte, wenn ich gemütlich essen will.“

Ein paar Ecken weiter, am Rande der Altstadt, betreibt Frank Wurm seit 30 Jahren das Goldene Fäßle. Auch hier stehen Rostbraten, Maultaschen und Kässpätzle auf der Karte. Mittlerweile hat Wurm seine Öffnungszeiten eingeschränkt. Laufkundschaft kehre bei ihm nicht sehr häufig ein. Beschweren will er sich jedoch nicht. „Es gibt viele Ecken in Deutschland, in denen es die Betreiber schwerer haben als wir in Esslingen“, so der Wirt, der auch das kollegiale Miteinander mit den anderen Gastronomen in der Stadt schätzt. Der gute Wirtschaftsstandort mache sich bei ihm ebenfalls in Firmenfeiern und Geschäftsessen bemerkbar. „Ein Mix ist gut. Manche Konzepte finde ich zwar mutig, aber wer heute etwa zum Italiener geht, kommt morgen vielleicht zu mir“, sagt Wurm.

Hier gibt es eine Übersicht über schwäbische Lokale in Esslingen.