Silvia Forlano sagt, sie würde keine ihrer Aushilfen dazu verpflichten, an Heiligabend zu arbeiten. Notfalls macht sie es allein. Foto: Caroline Holowiecki

Nur wenige Gaststätten öffnen am Abend des 24. Dezember. Silvia Forlano, die Wirtin im Anker in Filderstadt-Bernhausen, erzählt, warum das bei ihr im Lokal trotzdem Tradition hat.

Bernhausen - Silvia Forlano feiert an Heiligabend ganz klassisch mit der Familie. Mann, Kind, Oma, zählt sie auf. Nur eben nicht am Christbaum, sondern im Anker in Bernhausen. Im Gastronomiebetrieb ist sie seit dem Jahr 1988 tätig, und „seit ich denken kann“, öffnet der Mix aus Restaurant und Kneipe am 24. Dezember um 17 Uhr die Tür. Für Silvia Forlano und ihre Familie ist das längst Tradition, und für viele Ortsansässige ebenso. Auch am ersten Weihnachtsfeiertag und an Silvester ist der Anker eine Anlaufstelle.

Sie besetzt durchaus eine Nische

Mit dem Heiligabend-Betrieb besetzt die Wirtin durchaus eine Nische. Bei Dehoga, dem deutschen Hotel- und Gaststättenverband, führt man zwar keine Statistik, dennoch glaubt der Sprecher Daniel Ohl: „Viele schließen mit Rücksicht auf Familien und Mitarbeiter.“ Der Fach- und Hilfskräftemangel setze der Branche ohnehin schon lange zu, „es ist sicher nicht einfacher geworden, Mitarbeiter zu finden, die an Weihnachten arbeiten wollen“.

Bedingt durch die Engpässe arbeiteten Gastronomie-Teams ohnehin viel, daher sei anzunehmen, dass die meisten sich eine Auszeit gönnten. Zwar gebe es durchaus Wirtshäuser, in denen eine Heiligabend-Tradition gepflegt werde, „und die finden auch ihre Gäste“, sagt Daniel Ohl, grundsätzlich aber glaubt er, dass die Angebotsmenge die Nachfrage am Markt reflektiere.

Zu essen gibt es an Heiligabend den Klassiker

Auch Silvia Forlano möchte die Aushilfen, die sie beschäftigt, nicht verpflichten, an Heiligabend zu arbeiten. „Jeder hat Familie“, sagt sie. Deswegen stemmt sie den Betrieb am 24. Dezember allein. Die Speisekarte ist abgespeckt. Serviert wird neben Getränken nur der schwäbische Klassiker: Saitenwürstle und Kartoffelsalat. Die Gästeschar an Heiligabend: bunt gemischt. Familien kommen, auch Teile der Belegschaft, ebenso Junggesellen und Einsame. „Die tun sich dann zusammen“, sagt die Wirtin. „Ich fühle mich ein bisschen verantwortlich.“ Manche kämen zum Essen, anderen zum Glühwein vor oder zum Bier nach der Bescherung, um Weggezogene auf Heimatbesuch zu treffen oder einfach nur den Abend ausklingen zu lassen. Silvia Forlano weiß aus Erfahrung: „Es wird hinten raus spät.“