Mit Stauden kennt sich Heidrun Rohse aus. Die Autofahrer danken ihr teils beim Vorbeifahren für ihren Einsatz. Foto: Kanter

In einer Serie erzählen Menschen auf der Filderebene und aus den Schönbuchgemeinden, warum sie sich dem Gärtnern verschrieben haben. Diesmal: Heidrun Rohse, die sich ehrenamtlich um öffentliche Blumenbeete in Waldenbuch kümmert.

Waldenbuch - Manchmal, wenn Heidrun Rohse in der Mitte des Kreisverkehrs an der Liebenau kniet und Löwenzahn aus der Erde zupft oder verblühten Lavendel zurückschneidet, dann werden Autofahrer langsamer, lassen das Fenster herunter und rufen: „Das sieht wunderschön aus.“ Das ist ihre Entschädigung für die viele Arbeit. Für diese Momente hat es sich gelohnt, zur Harke zu greifen, die Schere in die Hand zu nehmen, den Gartenschlauch zu entrollen oder sich beim Rosenschneiden die Arme zu zerkratzen. Ein Ehepaar hat Rohse sogar einmal eine Flasche Wein vorbeigebracht. Und es sollen Dankeschön-E-Mails bei der Stadtverwaltung eingegangen sein: für die schöne Durchfahrt in Waldenbuch.

Sie kümmert sich auch bei glühender Sommerhitze

Dabei kümmern sich nicht städtische Mitarbeiter, sondern die SPD-Stadträtin um den Blumenschmuck. Und das auch bei glühender Sommerhitze. Denn gerade dann brauchen die Rosen, die Fackellilien, die Blauraute und der Hibiskus Pflege – und vor allem Wasser. Heidrun Rohse setzt einen Sonnenhut auf, bevor sie schnellen Schrittes über die Straße läuft und auf die Mitte des Rondells steigt. Den typischen Gärtnersonnenbrand hat sich die studierte Biologin natürlich schon geholt: „Hinten am Hals oder unten am Rücken, wenn das T-Shirt beim Bücken verrutscht.“

Im Innenraum zweier Kreisel, dem Liebenau-Kreisel und jenem vor der Sparkasse, sowie dem Garten-Quadrat vor dem Museum Ritter arrangiert die Waldenbucherin, die aus Augsburg stammt, unterschiedliche Stauden nach Wuchshöhe, nach Farben und dem Zeitpunkt ihrer Blüte: Frühling, Sommer und Herbst. Schließlich soll ihr Werk zu jeder Jahreszeit gefallen. Nicht einfach nur bunt, sondern am liebsten Ton in Ton, kombiniert mit einem Farbklecks in der Kontrastfarbe, so gefällt es der Frau, die sich mittlerweile als Gartengestalterin und -beraterin selbstständig gemacht hat, am besten. Dann kann sie sich selbst aus vollem Herzen an der Blütenpracht erfreuen.

Jahrzehntelang hat Heidrun Rohse das Pflanzen und die Pflege von Stauden im eigenen Garten und in jenem der Schwiegereltern ausprobiert und sich damit so ein Wissen angeeignet. „Mit Stauden kenne ich mich einfach aus“, sagt sie. Sie hat sich quasi spezialisiert. In ihren Gärten verirren sich keine Kartoffeln, keine Zucchini und auch keinerlei Kräuter. „Hier gibt es nichts zu ernten“, sagt sie trocken. Allein die Menschen, die tagtäglich an den öffentlichen Beeten vorbeibrausen, sollen sich an der Blütenpracht erfreuen. Etwa 90 Stunden im Jahr macht sie Waldenbuch etwas hübscher. 6000 Euro spart sie der Kommune so.

Angefangen hat alles mit dem „toten Brunnen“

Angefangen hat alles vor mehr als sieben Jahren mit einem „toten Brunnen“ am Waldenbucher Hallenbad, wie sie sagt. Diesen hat sie zunächst bepflanzt. Damals gehörte Heidrun Rohse noch nicht dem Waldenbucher Gemeinderat an, sondern leitete die Lokale Agendagruppe. Ein Mitstreiter der Gruppe hatte später die Idee, auch den Liebenau-Kreisel mit seiner markanten Brötchenform zu bepflanzen. Die Verwaltungsspitze hätte dies lieber den städtischen Bauhof machen lassen, erinnert sich Heidrun Rohse. Doch die Mehrheit des Gemeinderats sah dies anders. So ist sie zu diesem ungewöhnlichen Hobby gekommen.

Zunächst haben zwei Damen sie bei der Gartenarbeit unterstützt. Unkraut jäten, das war in den ersten Jahren, als die Stauden noch klein waren, die Hauptaufgabe des Teams. Dann machte Heidrun Rohse die Arbeit irgendwann allein. Und das, obwohl allein die Mitte des Liebenau-Kreisels mehr als 200 Quadratmeter Fläche umfasst. Seit Kurzem unterstützt eine Flüchtlingsfrau aus dem Irak sie. Nur wenn Rohse in den Urlaub fährt und zwei Wochen lang lieber steile Berge bezwingt, als sich um Waldenbuchs Grünanlagen zu kümmern, gießen die Mitarbeiter des Bauhofs die blühenden Kreisel.