Im Sommer summt und brummt es im Apfelbaum der Bergmanns. Im Spätsommer hat das Ehepaar die verschiedenen Apfelsorten geerntet. Jede schmeckt anders. Foto: Bergmann (z)

Christine und Lothar Bergmann haben in ihrem Garten nur einen Apfelbaum – aber zahlreiche Apfelsorten. Wie ist das möglich?

Leinfelden - Christine und Lothar Bergmann aus Leinfelden haben in ihrem Garten nur einen Apfelbaum – aber 16 Apfelsorten. Wie ist das möglich?

Die Bergmanns wenden das Verfahren des Veredelns, auch Pfropfen genannt, an. Den ursprünglichen Baum, also den Stammbaum, hat das Ehepaar 2003 gepflanzt. „Angefangen mit dem Pfropfen hat es 2008, als im Garten des Geburtshauses meines Mannes in Niederbayern ein Apfelbaum der Sorte Kaiser Wilhelm gefällt werden sollte, den dort sein Großvater 1926 gepflanzt hatte“, berichtet Christine Bergmann. „Mein Mann ist von 1952 an praktisch mit dem Baum aufgewachsen und hatte daher eine besondere Beziehung zu dem Baum und dem Ort.“

Großvaters Apfelbaum sollte weiterleben

So sei die Idee aufgekommen, von diesem Baum einen sogenannten Edelreiser zu schneiden und an den Baum zu Hause anzupfropfen. „Das hat wunderbar geklappt, und wir konnten nach kurzer Zeit Kaiser-Wilhelm-Äpfel genießen, die früher an dem alten Baum in Großvaters Garten in Niederbayern gewachsen sind. Der alte Baum ist längst gefällt, bei uns lebt er weiter und dankt es uns fast jedes Jahr mit reicher Ernte“, sagt die Leinfeldenerin.

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Nachdem das Veredeln so gut gelungen war, hat das Ehepaar nach und nach immer mehr alte Apfelsorten an den eigenen Baum im Garten angepfropft. Mittlerweile sind es 16 verschiedene alte und zum Teil sehr seltene Sorten. Nicht alle tragen jedes Jahr Äpfel, sie wechseln sich ab. Auch die Blütezeiten und das Wachstum sind unterschiedlich. An dem Apfelbaum wachsen nun die Sorten Rewena (Stammbaum), Kaiser Wilhelm, Berlepsch, Öhringer Blutstreifling, Zuccalmagglio, Berner Rosenapfel, Gravensteiner, Sonnenwirtsapfel, Süßling, Heltlina, Walderbacher Klosterapfel, Strahlfelder Großmutterapfel, Martini, Orleansrenette, Königlicher Kurzstiel und Königlicher Dickstiel. Die Befruchtung, erzählt Bergmann, übernehmen Wildbienen, für die das Ehepaar eigens zwei Insektenhotels gezimmert hat, die rege besucht werden. Und die verschiedenen Sorten befruchteten sich auch selbst untereinander.

Ein Gartenparadies

In ihrem Garten in Leinfelden mit vielen Obstbäumen, Sträuchern, Pflanzen, einem Teich und Wandbegrünungen sei ein kleines Paradies entstanden – für die Menschen, aber auch für Insekten, viele verschiedene Vögel und andere Kleintiere. „Bei uns summt’s und brummt’s, piepst’s und flattert’s fast rund um die Uhr“, sagt die Baumfreundin. Ihr Apfelbaum sei auch der Lebensraum von Amseln, Meisen, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücken und unzähligen Insekten. „Er ist für Mensch und Tier ein geselliger Treffpunkt. Im Herbst kommen die leckersten Apfelgerichte auf den Tisch – dieser Baum ist nicht zu toppen“, findet Christine Bergmann.