Ein Zug der Gäubahn hält im Bahnhof Böblingen. Foto: factum/Simon Granville

Die Debatte um einen zusätzlichen Gäubahntunnel zum Flughafen befremdet den Fahrgastverband Pro Bahn. Er befürchtet, dass wegen des vom Bund platzierten Vorschlags, der von der Bahn zurückhaltend aufgenommen wird, die Planungen von Stuttgart 21 am Flughafen in einer Sackgasse enden.

Stuttgart - Der Fahrgastverband Pro Bahn warnt vor der Gefahr, dass es wegen der Debatte über einen neuen Tunnel zum Flughafen zu einem Stillstand bei der Anbindung der Gäubahn an den neuen S-21-Tiefbahnhof kommt. Der Bund, allen voran Verkehrsstaatssekretär Steffen Bilger (CDU), hatte den Vorschlag gemacht, die Gäubahn nicht wie im Projekt Stuttgart 21 geplant über die bestehenden S-Bahngleise an den Flughafen anzubinden, sondern dafür einen neuen, elf Kilometer langen Tunnel zu bauen – das ermögliche einerseits die enge Zugfolge im Deutschland-Takt, andererseits verhindere es Nachteile wie den störanfälligen Mischverkehr auf der S-Bahn-Strecke. Doch die Bahn scheint davon wenig begeistert, jedenfalls sprach Technikvorstand Ronald Pofalla in den „Stuttgarter Nachrichten“ von einer „planerischen Fiktion“.

Weiter im Bummeltempo?

Für Pro Bahn ist damit klar, dass die Bahn versucht, die auch vom S-21-Ideengeber Gerhard Heimerlbefürwortete Neuplanung mit dem Tunnel als Druckmittel im Finanzstreit mit Land, Region und Stadt um die Beteiligung an den S-21-Mehrkosten zu nutzen, wodurch ein „jahrelanger Stillstand auf den Fildern“ drohe. Zudem spricht der Fahrgastverband von einem „dreisten Versuch“ des Bundesverkehrsministeriums, Gelder für den dringend benötigten Gäubahnausbau im Süden des Landes abzuziehen und für die S-21-Flughafenanbindung einzusetzen. „Die Anlieger der Gäubahn und die zahlreichen Fahrgäste dieser internationalen Schienenverbindung sollen noch weit bis ins nächste Jahrzehnt auf eingleisiger, kurviger Strecke im Bummeltempo fahren“, so die Befürchtung von Pro Bahn.

Gäubahn weiter bis Hauptbahnhof

Die Konsequenz aus „diesem Planungswirrwarr“ sei, dass die Unterbrechung der Gäubahn nach Inbetriebnahme des S-21-Tiefbahnhofs (sie fährt dann nur bis Bahnhof Stuttgart-Vaihingen, wo die Fahrgäste in Regionalzüge, S- und Stadtbahnen umsteigen sollen, um weiter nach Stuttgart zu kommen) „sich jahrelang hinziehen wird“. Deshalb erneuert der Fahrgastverband seine Forderung, dass die Gäubahn auf der heutigen Trasse bis zum Hauptbahnhof fahren soll, auch wenn S 21 fertig ist. Dies würde die Absichten der Stadt Stuttgart, das Gebiet zu nutzen, nicht groß beeinträchtigen. Später könne auch ein unterirdischer Ergänzungsbahnhof, wie er von Landesverkehrsminister Winfried Hermann befürwortet, von Stadt und Region aber abgelehnt wird, gebaut werden, der für die S-Bahn bei Störungen „gute Dienste leisten würde.“