Drei dicke Chancen allein für ihn, aber kein Tor: Daniele Cardinale. Foto: Yavuz Dural

Die Echterdinger müssen trotz eines Chancenübergewichts ihre erste Auswärtsniederlage seit gut einem Jahr hinnehmen. Vor allem einem fehlt im Abschluss die Fortune.

Neu-Ulm - Kopfschütteln, Unverständnis, Ratlosigkeit – und allen war nach dem Abpfiff die gleiche Frage ins Gesicht geschrieben: „Wie konnte das passieren, dass sie dieses Spiel verloren hatten?“ Drei Pfostentreffer wies die Statistik für die Verbandsliga-Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen aus. Mehrere weitere dicke Möglichkeiten hatten sie sich herausgespielt. Und die Defensive, das Prunkstück der vergangenen Wochen, die war erneut als Wand gestanden, an der demgegenüber nahezu alles abprallte. Und dennoch: am Ende waren es nicht die Gäste von den Fildern, die jubelten, sondern der Gegner. Mit einem 0:1 im Nachholspiel bei Türkspor Neu-Ulm mussten die Echterdinger am Dienstagabend ihre zweite Saisonniederlage hinnehmen. Auswärts gingen sie zum ersten Mal seit fast genau einem Jahr wieder als Verlierer vom Platz. Letztmals war dies noch vor der Coronapause der Fall gewesen, am 10. Oktober 2020 in Wangen, seinerzeit ein 0:2.

Kein Wunder, dass sich der Trainer Francesco Di Frisco erst einmal sammeln musste. Sein Fazit lautete: „8:2 Torschüsse, in der Abwehr auch diesmal überragend, aber wir gehen mit null Punkten nach Hause – das ist sehr ärgerlich.“ Insgesamt haben die Seinen die gute Form von zuletzt bestätigt, ihr Vormarsch in der Tabelle ist jedoch gestoppt. Ein weiterer Sieg hätte den Sprung auf den sechsten Platz bedeutet, also sogar den Vorstoß ins obere Drittel.

Sonntagsschuss am Dienstag

Doch wie es schon eine alte Fußballerweisheit besagt: Wer seine Torchancen nicht nutzt. . . Der kann halt erstens nicht gewinnen – und wird zweitens im schlechtesten Fall dann vielleicht sogar noch bestraft. Eben so geschah es in der Endphase der Partie. 80. Spielminute: Andre Sirianni verlor bei einem unnötigen Dribbling im eigenen Strafraum den Ball. Die Folge war ein Eckstoß für die Gastgeber, und nach jenem kam der eine große Türkspor-Moment: Burak Tastan hielt aus 20 Metern Entfernung einfach mal drauf, und die Kugel schlug fulminant im Torwinkel ein. Ein Sonntagsschuss am Dienstag. Und zugleich handelte es sich um ein Déjà-Vu-Erlebnis für Calcio. Beim 0:1 zuhause gegen den FC Wangen am siebten Spieltag, der bis dato einzigen Niederlage der laufenden Runde, war der entscheidende Gegentreffer auf nahezu identische Weise gefallen.

Dreimal steht der Torpfosten im Weg

Pech derweil, dass die Echterdinger ihrerseits wie gesagt gleich dreimal am Aluminium scheiterten: Bei den Schüssen von Felix Gerber, Lukas Zweigle und Daniele Cardinale stand ein jedes Mal das Torgebälk im Weg. Überhaupt Cardinale. Der Angreifer hatte in Calcios bester Phase nach der Pause insgesamt dreimal die Führung auf dem Fuß. Allein, gefallen ist sie nicht.

So ist die Vorgabe für die nächste Aufgabe klar: „Wir dürfen vorne nicht mehr so viel verschenken“, sagt Di Frisco. Gefordert sind die Echterdinger schon am Freitag wieder, erneut auswärts, dann in Rutesheim. Ob der Abwehrchef Josip Pranjic und der Angreifer Joao Victor Schick hierbei wieder zur Verfügung stehen, ist noch offen. Aktuell fehlten beide beruflich bedingt.

Calcio-Spieler des Spiels

Muamer Adzem
Seine Position war diesmal eine andere: zentraler statt rechter Innenverteidiger. Eines aber blieb gleich: Muamer Adzem erwies sich in der Calcio-Defensive als Bank. Der 28-Jährige gewann seine Zweikämpfe, strahlte Sicherheit aus und dirigierte die Mitspieler. Dass er als Neuankömmling in hiesigen Landen die deutsche Sprache noch nicht beherrscht? Egal. Es geht offensichtlich auch so. (Nominierungen: 1).

Türkspor Neu-Ulm: Özer – Pangallo (59. Owusu), Tuna, Kücük, Evens – Tastan (90.+1 Haxhijaj), Weibler, Kajan, Barwan (90.+3 Schmitz) – Fidan, Bagceci (85. Sahin). Calcio Leinfelden-Echterdingen: Berisha – Sirianni, Buqaj, Adzem, Zweigle, Gerber (80. Aziz) – Candan (87. Dodaj) – Ribeiro (67. Pescione), Popescu (57. Avdiu), Bahm – Cardinale.