Während der Saison lief es für Benningens Fußballer richtig gut – jetzt darf vermutlich der Aufstieg bejubelt werden. Foto: Archiv (avanti)

Der TSV 1899 Benningen, FV Oberstenfeld und der FC Biegel-kicker II steigen wahrscheinlich „am Grünen Tisch“ auf.

Benningen/Oberstenfeld/Erdmannhausen - Glückwünsche nimmt Thomas Lembeck noch nicht entgegen. Zwar scheint es nur noch eine Formsache, dass der Außerordentliche Verbandstag dem empfohlenen Saisonabbruch und der Quotientenregelung zustimmt. Der TSV 1899 Benningen
würde als klarer Spitzenreiter der Fußball-Kreisliga A1 Enz-Murr in die Bezirksliga aufsteigen. „Aber ich möchte hundertprozentig sicher sein, jetzt sehe ich es bei 95 Prozent“, sagt Trainer Thomas Lembeck. Und auch im höchstwahrscheinlichen Fall, dass der Aufstieg bald amtlich ist, wird es wohl keine ausschweifende Feier geben. „So richtig freuen kann man sich nicht, wenn das am Grünen Tisch entschieden wird. Das ist etwas anderes als wenn ein Schiedsrichter abpfeift und man in dem Moment weiß, dass man es geschafft hat. Da fehlen jetzt doch die Emotionen.“

Dass der Verband die Saison wohl abbricht und die Tabelle anhand des Quotienten aus Punkten und der Anzahl der absolvierten Spiele errechnet, hält Lembeck zumindest „nicht für falsch. Es ist sicher nicht falsch, dass eine gute Leistung belohnt wird. Und wenn man sieht, wie eng es bei uns in der Staffel unten drin zugeht, ist es sicher auch nicht falsch, dass es keine Absteiger gibt. Wenn ich allerdings sehe, dass Besigheim II in der Staffel A2 mit null Punkten und 13:111 Toren Letzter ist, dann frage ich mich schon, ob es Sinn macht, wenn die weiterhin in dieser Liga spielen.“ Letztlich habe sich der Verband wohl für das kleinste Übel entschieden. „Wenn es auch Absteiger gegeben hätte, dann wäre es wohl zu einer Flut von Klagen gekommen“, glaubt Lembeck, für den eins feststeht: „Eine Annullierung der Saison wäre sicher falsch gewesen.“

Der Benninger Coach wäre auch bereit gewesen, die Saison zu Ende zu spielen. „Aber das wäre mit den ganzen Auflagen wohl nicht machbar gewesen.“ Immerhin wird er mit seinem Team wohl demnächst unter Auflagen trainieren können – auch wenn es sportlich gesehen wohl nicht mehr nötig ist. „Aber es wird Zeit, dass die Spieler mal wieder was anderes machen als Laufen oder Radfahren. Fußballer sind einfach gestrickt, die wollen gegen einen Ball treten“, sagt er schmunzelnd. Das Konzept zur Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs habe der Verein erstellt, Lembeck hofft, dass es zeitnah umgesetzt werden kann.

Und natürlich plant man beim TSV auch schon für die nächste Saison – so sie denn wie geplant starten kann – in der Bezirksliga. Der Kader soll weitgehend zusammen bleiben. „Wir werden sicher keine ,zehn neuen Söldner’ holen. Es gibt bei uns keinen einzigen Söldner“, sagt er in Anspielung auf einen Leserbrief vor einigen Tagen in dieser Zeitung. Mehr oder weniger unverrichteter Dinge wieder verlassen wird den Verein Winterneuzugang Jonathan Klett. „Er geht studienbedingt nach Regensburg. Das ist schade, aber verständlich. Und der ebenfalls im Winter gekommene Ivano D’Ambrosio hatte eine Knie-Operation. Da muss man mal schauen, ob er noch mal angreift“, erklärt Lembeck. Ansonsten werde es drei Abgänge geben: Benedikt Schreckenberger kehrt zurück zum FC Marbach (wir berichteten) und Nico Ferrara wechselt zu Landesligist Germania Bietigheim. „Er möchte noch mal schauen, was geht, und da habe ich volles Verständnis für“, sagt Lembeck, der zudem künftig auch auf Maximilian Moser verzichten muss. „Er wird beruflich bedingt aufhören. Er hat einfach Arbeitszeiten, aufgrund derer er überhaupt nicht trainieren könnte. Da macht es keinen Sinn.“

Kompensieren wollen die Benninger die Abgänge mit drei internen Neuzugängen aus der Jugend: „Zunächst einmal kommt Torhüter Giovanni Trovato dazu. Er wäre zwar noch ein Jahr A-Jugendlicher. Da wir in dieser Altersklasse aber keine Mannschaft haben werden, wird er bei den Männern spielen“, erklärt Lembeck. Außerdem werden Verteidiger Phil Huber und Mittelfeldspieler Luca de Capua, der jüngere Bruder von Torjäger Angelo, zum Kader stoßen. Darüber hinaus habe man „nicht vor, noch groß tätig zu werden“, so Lembeck.

Beim B2-Ligisten FV Oberstenfeld
wartet man hingegen ab – auch wenn man damit rechnet, dass die Saison nicht fortgesetzt wird. „Die Zeit ist abgelaufen“, findet der Vorsitzende Ceyhan Kaplan, zumal ein Weiterspielen im Herbst zu einem Chaos in Bezug auf die neue Saison führen würde. Da Oberstenfeld, das drei Punkte vor dem Club L’Italiano Großbottwar steht, in die Kreisliga A zurückkehren würde, kann man natürlich mit einem Abbruch leben. „Das können aber sicherlich alle außer vielleicht denen, die Zweiter oder Dritter sind. Die verstehe ich aber auch.“ Eine Lösung, mit der jeder zufrieden wäre, gebe es nicht. „Würde es weitergehen, wäre das bei uns wieder anders. Wir waren im Wintertrainingslager, haben dafür Geld investiert und waren topfit“, macht er deutlich und fügt an, dass Oberstenfeld gerne sportlich gewonnen hätte. „Es wäre komisch nach zehn Spielen aufzusteigen. Es steht sogar ein Hinrundenspiel aus.“ Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit sei es aber richtig abzubrechen. „Aber da sind wir als B-Liga ja eh das kleinste Problem.“ Kaderveränderungen gebe es bislang nicht. „Wir warten ab, Abgänge wird es aber keine geben.“

Gemischt ist die Gefühlslage auch bei den Fußballerinnen des FC Biegelkicker Erdmannhausen II,
der aus der Bezirks- in die Regionenliga aufsteigen würde. In einem Vierkampf stehen die Biegelkicker einen Punkt vor dem TSV Ludwigsburg und drei Punkte vor Rang vier. „Diesmal wären wir die Glücklichen und wir würden uns schon darüber freuen“, sagt Trainerin Vanessa Hartwig. „Es fühlt sich aber komisch, nicht so richtig an. Und da wir kaum feiern könnten, würde es dauern, bis das jedem wirklich bewusst ist.“