Viel Frust bei Tobias Feisthammel: Sein erstes Stadtderby im Kickers-Dress hatte er sich ganz anders vorgestellt. Foto: Baumann

Ausgerechnet der Kickers-Neuzugang Tobias Feisthammel fabriziert im Spiel gegen sein Ex-Team ein Eigentor. Der VfB gewinnt mit Berkan Özcan und Jacob Bruun Larsen aus dem Profikader 1:0.

Stuttgart - Erst ging’s zum Gedankenaustausch mit den frustrierten Fans vor den B-Block. Nach einem kurzen Abstecher in die Kabine und dem folgenden knapp 20minütigen Auslaufen, nahm sich Tobias Feisthammel Zeit für die Analyse. „Das ist natürlich doof gelaufen“, sagte der Abwehrchef des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers nach dem 0:1 (0:1) im Stadtderby gegen den VfB II. Dann sprach er vom „worst case“, vom schlechtesten anzunehmenden Fall. Er meinte die 25. Minute: Da köpfte er eine Freistoßhereingabe von VfB-Techniker Nicolas Sessa ins eigene Netz. „Ich musste rangehen, hinter mir standen zwei VfB-Spieler und dann hatte der Ball irgendwie einen komischen Drall“,erklärte Feisthammel.

Dass in den folgenden 65 Minuten vor der trostlosen Kulisse von 1345 Zuschauern (Minusrekord im Stadtderby) kein weiteres Tor mehr fiel, machte die ohnehin bescheidene Situation für den 30-Jährigen noch viel beklemmender. Denn dadurch hatte diese unglückliche Aktion das Spiel entschieden. Und diese Geschichten, die nur der Sport schreibt, waren um ein weiteres Kapitel reicher: Ausgerechnet der Mann, der 17 Jahre den VfB-Dress trug und in der Vorrunde noch der Kapitän der zweiten Mannschaft war, der den 5:1-Hinrundentriumph im Gazistadion für den VfB II mitgefeiert hat, macht nun in seinem ersten Stadtderby im Kickers-Dress ein entscheidendes Eigentor.

Hammel vergibt Großchance zur Kickers-Führung

Natürlich gab es von Paco Vaz keine Vorwürfe. „Wenn viele Spieler in der Box sind, kann das mal passieren“, nahm der Kickers-Coach seinen Neuzugang in Schutz. Feisthammel machte ansonsten kein schlechtes Spiel. Zwar ließen die Blauen noch vier Aluminium-Treffer der Weiß-Roten zu, doch die Hauptprobleme lagen im Spiel nach vorne. Nachdem Daniel Hamel freistehend nur die Latte (16.) getroffen hatte, wirkte danach vieles planlos und wenig geordnet. Zu hektisch, mit zu vielen langen Bällen versuchten die Kickers zum Erfolg zu kommen. Häufig fehlte beim entscheidenden Pass die Genauigkeit. Wie der Präsident die Lage einschätzt? „Es wird nicht viel anders werden, als im vergangenen Jahr“, glaubt Rainer Lorz. Soll heißen: Kampf gegen den Abstieg bis zum letzten Spieltag. 42 Punkte braucht man, rechnet der Kickers-Chef vor. 24 Zähler haben die Blauen. Also brauchen sie noch 18 aus zwölf Partien. Wovon die nächsten beiden Heimspiele gegen die Spitzenteams Kickers Offenbach (3. März, 14 Uhr) und 1. FC Saarbrücken (6. März, 19 Uhr) sind.

VfB II kommt stark aus der Winterpause

Der VfB II bekommt mit seinen 34 Punkten nach menschlichem Ermessen nichts mehr mit dem Abstieg zu tun. „Wir sind sehr froh, dass wir so gut aus der Winterpause gekommen sind“, freute sich Trainer Andreas Hinkel. Jahresübergreifend ist sein Team schon seit fünf Spielen unbesiegt, trotz des engen Kaders. Gegen die Kickers halfen Berkay Özcan und Jacob Bruun Larsen aus dem Profikader aus, wobei vor allem Özcan wertvolle Impulse setzte. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger legt VfB-Profi-Trainer Tayfun Korkut Wert darauf, dass Bundesliga-Reservisten in der vierten Liga Spielpraxis sammeln. Und mit ihren 20 und 19 Jahren passt das Duo Özcan und Bruun Larsen ja auch in die künftige U-21-Philosophie des VfB für seine Regionalligamannschaft.

Feisthammel passte da nicht mehr rein. „Aber bei den Kickers fühle ich mich trotz allem sehr wohl“, sagte der Unglücksrabe und wollte dann nur noch nach Hause: Seine beiden Kindern (2 und 4) würden ihn aufmuntern: „Für sie ist Papa immer der Beste.“