Zweites Spiel, dritter Treffer: Emre Yildizeli (l.) schloss seinen Alleingang über den halben Platz mit dem Tor zum 1:0 an. Foto: Tom Bloch

Der SC Stammheim hat sich schnell in der Fußball-Landesliga akklimatisiert. Er lieferte am zweiten Spieltag eine vorbildliche Darbietung in Sachen Taktik ab und siegte mit 2:0 beim hoch gewetteten Team von Calcio Leinfelden-Echterdingen.

Stammheim/Echterdingen - Nur wenige Mannschaften in der Fußball-Landesliga sind annähernd so gut besetzt wie das Team von Calcio Leinfelden-Echterdingen. Kein Wunder, dass der Club von den Fildern mit dem Aufstieg liebäugelt und von der Konkurrenz zum Kreis der Titelanwärter gezählt wird. Doch das individuelle Klasse allein nicht immer ausreicht, zeigte sich im Spiel gegen den Aufsteiger SC Stammheim. Die Nord-Stuttgarter setzen auf ein funktionierendes Kollektiv – und das erfolgreich. Der Neuling gewann beim Meisterschaftsaspiranten verdient mit 2:0, weil er erstens eine überragende taktische Disziplin an den Tag legte und zweitens im Vergleich zur Auftaktpartie schon einiges dazugelernt hat.

Es waren 38 Minuten gespielt, als sich Emre Yildizeli ein bisschen ärgern musste. Denn der Stürmer der Stammheimer verpasste einen gut gedachten, aber schlecht gespielten Pass in die Schnittstelle der Abwehr von Calcio. „Geduld, Geduld“, mahnte Stammheims Trainer Thomas Oesterwinter von der Bank aus. Geduld? Womit? Wie lange es dauert, bis die hoch gewetteten Gastgeber den massiven Abwehrriegel der Nord-Stuttgarter geknackt haben? Denn bis zur 38. Minute hatte die Partie vorwiegend in der Hälfte der Gäste stattgefunden. Und daran sollte sich bis zum Pausenpfiff wenig ändern. Allerdings bedeutet klare Feldüberlegenheit nicht zwingend Torgefahr. Zwar traf Calcio-Stürmer Fatih Özkahraman schon nach zwei Minuten, stand bei der Aktion aber im Abseits. Bei Özkahramans Doppelchance in der 40. Minute verhinderte SC-Keeper Milan Jurkovic einen Treffer der Gastgeber. Dazu kam noch ein Schlenzer von Gökhan Gümüssu, der sein Ziel verfehlte – das sollte es dann erst einmal an Möglichkeiten für Calcio gewesen sein. Ein karger Lohn, gemessen an dem Aufwand, den die Mannschaft bis dahin betrieben hatte. Allerdings stand das Stammheimer Team auch derart gut gestaffelt, dass es für die recht einfallslos agierenden Platzherren kaum ein Durchkommen gab. Und so beschränkte sich der Favorit ab Mitte der ersten Halbzeit darauf, den Ball einfach weit nach vorne zu dreschen und zu hoffen, dass diese Methode Erfolg haben würde. Hatte sie nicht.

Da klappte das Stammheimer Konzept schon besser, das sich die Nord-Stuttgarter wohl von ihrem Gegner im Auftaktspiel, dem SV Ebnat, abgeschaut hatten: Praktisch aus dem Nichts heraus ein Tor zu machen. In der 45. Minute landete eine weite Freistoßflanke von Marco Bardaro bei Alexander Herzog, der das Spielgerät annahm und zum aufgerückten Außenverteidiger Christian Schwalb weiterleitete. Schwalb wiederum veredelte die Vorlage mit dem Treffer zum 1:0. Damit war auch die Frage beantwortet, was der SC-Trainer mit „Geduld“ gemeint hatte: Warten, bis sich eine Chance bietet. Denn dass Calcio seinen Druck bei 33 Grad Außentemperatur nicht ewig würde aufrecht erhalten können, lag auf der Hand. Die Stammheimer hatten dagegen in der ersten Hälfte weitaus weniger Laufarbeit zu bewältigen gehabt als ihr anrennender Gegner.

Vielleicht wäre ja alles anders gekommen, wenn nicht Marco Bardaro in der 47. Minute vor Shkemb Miftari zur Ecke gerettet hätte. Oder Jens Peringer in der 60. Minute einen Kopfball Gümüssu auf der Linie geblockt hätte. Es sollten jedenfalls die beiden letzten klaren Torgelegenheiten der mit zunehmender Spieldauer recht blutleer auftretenden Gastgeber gewesen sein. Wohingegen der SC zu diesem Zeitpunkt bereits mit 2:0 führte und mit 3:0 hätte führen müssen. In der 54. Minute hatte Tobias Oesterwinter den Ball von Josip Pranjic erobert und schnell einen Pass in die Tiefe gespielt. Yildizeli startete hinter der Mittellinie, ließ die aufgerückte Calcio-Abwehr weit hinter sich, umspielte noch Torwart Dominik Ferdek und schob zum 2:0 ein. Keine 30 Sekunden später wiederholten sich die Szene: Yildizeli, diesmal von Matthias Kassaye geschickt, hatte freie Bahn. Doch diesmal entschied sich der SC-Angreifer für einen Heber, den Ferdek noch zu entschärfen wusste. Weitere Möglichkeiten zur Resultatsverbesserung hatten Herzog, dessen Treffer wegen eines angeblichen Foulspiels von Dominick Maier nicht gegeben wurde, und der eingewechselte Schauki Djelassi, der die sich ihm bietende Gelegenheit nach einem 5:2-Überzahlspiel der Nord-Stuttgarter nicht in Zählbares ummünzen konnte. Calcio fiel dagegen nur noch in Sachen Kurzarbeit auf: Murat Babadag, in der 75. Minute eingewechselt, holte sich in der 76. Minute die erste gelbe Karte ab und konnte nach der zweiten in der 82. Minute seine sportliche Tätigkeit beenden.

„Ich würde sagen, dass die taktisch besser eingestellte Mannschaft gewonnen hat“, sagt SC-Trainer Thomas Oesterwinter. „Es war unser Plan, den Gegner kommen zu lassen, nicht zu tief zu stehen und dann schnell umzuschalten. Meine Mannschaft hat sich sehr gut an die Vorgaben gehalten.“