Der Plan von Bundestrainerin Steffi Jones ist nicht aufgegangen. Foto: dpa

Die Bundestrainerin Steffi Jones erlebt bei ihrem ersten Turnier ein Debakel. Das kommt nicht allzu überraschend – doch die Hessin könnte daran wachsen.

Rotterdam/Stuttgart - Dass Steffi Jones eine Frau der Tat ist, das stellte die Bundestrainerin wieder einmal am Samstagabend unter Beweis. Eigenhändig packte sie als Fluthelferin mit an, um nach kräftigen Regenfällen den Rasen im Stadion von Rotterdam von den Wassermassen zu befreien. Doch blieb ihr nimmermüder Einsatz unbelohnt: Das EM-Viertelfinale gegen Dänemark musste trotz aller Bemühungen auf Sonntagmittag verlegt worden.

Da war das Hochwasser glücklicherweise verschwunden – mit ihm aber leider auch das entschlossene Zupacken von Steffi Jones. Rat- und hilflos sah man die Bundestrainerin an der Seitenlinie stehen. Kein Mittel fand sie, ihre Mannschaft trotz der frühen Führung vor dem Untergang zu bewahren. Schon zuvor waren die Leistungen der DFB-Auswahl eher karg gewesen – blamabel nun der Auftritt im Viertelfinale. Eine krachende Pleite ist dieses jähe Aus für den erfolgsverwöhnten deutschen Frauenfußball – ein Debakel ist es für Steffi Jones, die Novizin auf der Trainerbank, die den Titelgewinn als Ziel ausgerufen hatte.

Einer Anfängerin übertrug der DFB das wichtigste Traineramt

Viel Lehrgeld musste die kommunikationsfreudige Hessin bezahlen – überraschend ist das nicht. Als Referenz genügte dem DFB auf der Suche nach einer Nachfolgerin von Silvia Neid neben der Karriere als Nationalspielerin die anschließende Arbeit als Verbandsfunktionärin. An Warnungen aus der Liga fehlte es nicht, als nach dem Olympiasieg 2016 einer Anfängerin das wichtigste Traineramt im deutschen Frauenfußball übetragen wurde.

Der Vergleich mit den ganz Großen ihrer Zunft

Die fehlende Erfahrung hielt Steffi Jones nicht davon ab, sich mit den ganz Großen zu vergleichen. Wie Pep Guardiola verschiebe sie gelegentlich Salzstreuer; wie Louis van Gaal gebe sie auch mal das Feierbiest. All das fällt ihr nun auf die Füße – genau wie ihre Idee, vor der EM allen Spielerinnen und Mitarbeitern im Team eine Comicfigur zuzuordnen. Für sich selbst wählte Steffi Jones Charlie Brown, den ewigen Verlierer und Pechvogel der „Peanuts“.

Jenseits aller Häme ist es beruhigend zu wissen: Steffi Jones, Tochter eines US-Soldaten aus dem Frankfurter Problembezirk Bonames, hat in ihrem Leben schon ungleich dramatischere Dinge überstanden als das Ausscheiden bei einer Fußball-EM. Man darf daher hoffen, dass sie aus ihrem ersten Turnier die richtigen Schlüsse zieht, dass sie aus ihren Fehlern lernt und als Trainerin wächst. Dass sie eine Kämpferin ist, hat Steffi Jones oft genug bewiesen.