19. April 2005: Die Konklave bestimmt den deutschen Kardinal Joseph Ratzinger zum Nachfolger Papst Johannes Paul II. - Papst Benedikt XVI. ist geboren - ... Foto: dpa

Seit dem 19. April 2005 sind die Deutschen Papst - doch die Zuneigung zu Benedikt XVI. ist erkaltet.

Rom/Berlin/Tübingen - Aus Freude über den Papst wurde Frust, nationaler Stolz wich zunehmend Unverständnis. Nach fünf Jahren Pontifikat haben viele Deutsche mit "ihrem Papst" gebrochen. Benedikt XVI., seit dem 19. April 2005 im Amt, findet bei den Menschen in seiner Heimat so wenig Zustimmung wie nie zuvor. Nur 31 Prozent der Menschen im Land bewerten seine Arbeit als gut oder sehr gut, ergab eine Forsa-Umfrage im März, mitten in der Diskussion über den Missbrauchsskandal. Vor drei Jahren waren es noch 70 Prozent gewesen.

Der Menschenfischer, der während des Weltjugendtags 2005 mit dem Schiff über den Rhein nach Köln fuhr und gefeiert wurde, hat im übertragenen Sinn zunehmend leere Netze. "Viele Vorstellungen waren wenig realistisch", sagt Ulrich Ruh, Chefredakteur der renommierten theologischen Fachzeitschrift "Herder Korrespondenz". "Dass Joseph Ratzinger - bei allem intellektuellen Charme - die Kirche umkrempeln würde, war nicht zu erwarten." Strukturell habe Benedikt "nichts geändert", im Vatikan nicht und nicht bei den Bischofssynoden.

Küng ruft zum Widerstand auf

Der Tübinger Theologe Hans Küng rief alle Bischöfe zum Widerstand gegen den Papst und den Vatikan auf. Zwar hätten die Bischöfe bei ihrer Weihe einen uneingeschränkten Gehorsamseid gegenüber dem Papst abgelegt, schreibt Küng in einem offenen Brief an die katholischen Bischöfe weltweit. "Aber Sie wissen auch, dass uneingeschränkter Gehorsam nie einer menschlichen Autorität, sondern Gott allein geschuldet ist." Die Bischöfe dürften sich durch ihren Eid "nicht gehindert sehen, die Wahrheit zu sagen". Konkret forderte er zum Ungehorsam im Umgang mit dem Zölibatsgesetz auf: "Ein Priester, der nach reiflicher Überlegung zu heiraten gedenkt, müsste nicht automatisch von seinem Amt zurücktreten, wenn Bischof und Gemeinde hinter ihm stehen", argumentierte Küng.