Freiwilligendienstleistende sind für ältere Menschen oft ein Segen Foto: dpa-Zentralbild

Für junge Flüchtlinge ist ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) mit Schwerpunkt Integration ein Gewinn. Dass nur so wenige von ihnen an dem Programm teilnehmen, liegt daran, dass Flüchtlinge das Angebot weder kennen noch einschätzen können, kommentiert Nils Mayer.

Stuttgart - Gerade mal 45 Flüchtlinge absolvieren in Baden-Württemberg das extra für sie angebotene FSJ Integration. Das ist mit Blick auf die große Zahl der Neuankömmlinge in den vergangenen zwei Jahren ein winziger Anteil. Dabei hätte man meinen können, die vom Sozialministerium angepeilten 100 Plätze reichen nie und nimmer aus, nachdem Flüchtlingshelfer und Träger den Tatendrang der Flüchtlinge und den daraus vermeintlich resultierenden Bedarf an Stellen geschildert hatten. Die Einschätzung war so falsch wie naiv.

Flüchtlinge können das Angebot nicht einschätzen

Dass das Programm so schleppend anläuft, liegt aber nicht daran, dass Flüchtlinge per se arbeitsscheu wären. Es gibt etliche, die arbeiten wollen, allerdings mit falschen Hoffnungen nach Deutschland kommen und keine oder nur eine geringe Qualifikation mitbringen. Institutionalisierte Angebote wie das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) sind ihnen aus der Heimat nicht bekannt. Sie können daher nicht einschätzen, welche Chance sich dahinter verbirgt. Zwar ist ein FSJ finanziell nicht lukrativ, aber es bietet jungen Flüchtlingen die Gelegenheit, sich sinnvoll in die Gesellschaft einzubringen, die sie aufnimmt. Bei den gemeinnützigen Tätigkeiten lernen sie obendrein westliche Werte und die deutsche Sprache. Und auch die Einrichtungen profitieren. Der Knackpunkt ist nur: All diese Vorteile müssen den Flüchtlingen erst noch vermittelt werden.

Für einheimische Heranwachsende ist das FSJ durch Mund-zu-Mund-Propaganda zu einer attraktiven Option nach der Schule geworden. Um das FSJ Integration bekannter zu machen, sind nun die Integrationsbeauftragten der Kommunen und die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer vor Ort gefragt. Denn ein Förderprogramm bringt nichts, wenn es so gut wie niemand kennt.

nils.mayer@stuttgarter-nachrichten.de