Die Aufbauarbeiten für das Frühlingsfest sind in den letzten Zügen. Foto: dpa

An diesem Samstag beginnt das Frühlingsfest. Die Maß Bier kostet 9,90 Euro. Und die Polizei wird noch stärker vertreten sein als in den vergangenen Jahren.

Stuttgart - Mächtigere Verbündete kann man sich nicht wünschen. Bereits der Völkerbund und Papst Paul VI. haben vorgeschlagen, Ostern auf den Sonntag nach dem zweiten Samstag im April zu legen. Das wäre der Traum eines jeden Schaustellers beim Frühlingsfest. Also Auftakt an Ostern und Ende in der ersten Maiwoche. Doch weder Papst noch Völkergemeinschaft noch Beschicker können am Konzil von Nikäa rütteln. Im Jahre 325 legte man beim Konzil fest, dass Ostern am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond gefeiert wird. Es ist also ein Kreuz mit diesem Ostern, es vagabundiert durch den Kalender, schwankt zwischen dem 22. März und dem 25. April.

Obwohl Schausteller gläubige Menschen sind, würden sie doch liebend gerne arbeiten an Ostern. Es ist für sie aber leider ein seltenes Vergnügen. Als man 1993 das Frühlingsfest um eine Woche verlängert hat, legte man fest, dass das Ende des Wasenrummels in der ersten Maiwoche sein soll. Also nur wenn Ostern so spät ist wie dieses Jahr, kommen die Feiertage und die Ferien den Schaustellern zupass. Denn die Mehrzahl der 250 Beschicker verkauft nicht Bier, sondern Fahrspaß, Lose, Luftballons und andere Vergnügungen. Und das verkauft sich in den Ferien und an Feiertagen besser als an gewöhnlichen Werktagen.

23 Tage lang wird gefeiert

Heuer geht man also frohgemut in die drei Wochen Frühlingsfest. Auftakt am Karsamstag, dann gleich der Ostermontag – und der 1. Mai ist auch ein Montag. „Besser könnte es kaum sein“, freut sich Schaustellervertreter Mark Roschmann. Nun, nach dem letzten Jahr haben die Beschicker auch etwas Vorfreude verdient. Das vergangene Frühlingsfest ähnelte einem Weihnachtsmarkt. Es gab Glühwein auf dem Platz, und die Wildwasserbahn drohte gar einzufrieren. „Wir hatten an 17 von 23 Tagen schlechtes Wetter“ erinnert sich Roschmanns Kollegin Linda Brandl. Man kann ihr unbesehen glauben. Schausteller sind wetterfühliger und akkurater als Wetterfrösche und der Deutsche Wetterdienst. Hängt ihr Verdienst doch davon ab, ob es regnet oder die Sonne scheint. „Wenn das Wetter passt, klappt alles andere“, ist Schaustellervertreter Roschmann überzeugt.

Der Kühle und der Nässe war auch geschuldet, dass im vergangenen Jahr nur 1,2 Millionen Menschen kamen. Gerechnet hatte man mit 1,5 Millionen Besuchern. Andreas Kroll, Chef der Wasenveranstalterin in Stuttgart, kalkuliert zunächst einmal mit 1,2 Millionen, „sollten mehr kommen, sind wir sehr zufrieden“.

Der Liter Bier kostet 9,90 Euro

Wenn wir schon bei den Zahlen sind: Der Liter Bier kostet in den drei Festzelten 9,90 Euro, zehn Cent mehr als beim jüngsten Frühlingsfest. Das bedeutet aber immerhin keine Steigerung gegenüber dem Volksfest. Die Familie Weeber vom Wasenwirt, Karl Maier vom Göckelesmaier und Hans-Peter Grandl mit seinem Hofbräu-Zelt hatten im Herbst 2016 ebenfalls 9,90 Euro für die Maß verlangt. Damals hatten sich nur die Brüder Klauss über die Schallgrenze gewagt, bei ihnen kostete die Maß 10,20 Euro. „Das ist schon eine Barriere“, sagt Wirt Armin Weeber, „angesichts der Kosten müssten wir erhöhen, aber bis jetzt versuchen wir es so.“ Die Festwirte sprechen davon, dass das Frühlingsfest Kosten in Millionenhöhe verursache für Aufbau, Ordner, Energie, Wasser und Personal sowie Platzgelder. Die betragen für ein Kinderkarussell 1000 Euro, für ein Zelt knapp 100 000 Euro.

Die Polizei ist mit bis zu 120 Beamten im Einsatz

Steigende Kosten, steigende Preise – einer war froh, dass er einen Rückgang beaufsichtigen durfte. Thomas Engelhardt ist der Herr über die Polizisten auf dem Wasen. Und im Vorjahr registrierte die Polizei gut 620 Straftaten, ein Drittel weniger als im Vorjahr. Auf diesem Weg wolle man weitergehen, sagt er. Doch Prügeleien eindämmen, Taschendieben auf die Finger schauen und Jugendliche vom Besaufen abhalten ist nur ein Teil ihrer Aufgabe. Heuer kommt hinzu, dass man sich in den Nachbarvierteln, also am Veielbrunnenweg und rund um den Cannstatter Bahnhof, öfter zeigen will. Und darauf achten möchte, dass nicht willenlos geparkt wird und die Zecher beim Heimweg nicht überall ihre Körperflüssigkeiten hinterlassen.

Und natürlich besteht weiter „eine hohe abstrakte Gefährdungslage“, wie Engelhardt das ausdrückt. Das heißt, es gibt keine Anzeichen, dass ein Anschlag geplant wird, aber man wappnet sich und beugt vor. Das heißt, die Sicherheitsmaßnahmen bleiben so hoch, wie sie beim Volksfest waren. Es werden mehr Streifen unterwegs sein, an Wochenenden sind bis zu 120 Beamte im Einsatz, 30 mehr als beim jüngsten Frühlingsfest. Die Betonpoller sind ohnehin noch auf dem Wasen, hinzu kommen wieder mobile Sperren. Engelhardt: „Und die Besucher werden auch Polizisten mit Maschinenpistolen sehen.“ Sowie fünf Beamte mit sogenannten Bodycams, also den Körperkameras. Derzeit werden diese in Baden-Württemberg getestet, und wo sonst als auf dem Wasen könnte der Praxistest härter sein.

Die Öffnungszeiten

Das 79. Stuttgarter Frühlingsfest in Bad Cannstatt beginnt am kommenden Samstag, 15. April, um 12 Uhr. Der Wasenrummel ist montags bis donnerstags von 12 bis 23 Uhr geöffnet, freitags von 12 bis 24 Uhr, samstags und an den Sonntagen, 16. April und 30. April, von 11 bis 24 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 23 Uhr.