Für den VfB hat Carlos Mané in der zweiten Liga sechs Tore in 19 Spielen geschossen. Foto: dpa

Carlos Mané war einst der Liebling der VfB-Fans, doch dann verletzte er sich schwer. Jetzt stürmt der Portugiese für den Zweitligisten Union Berlin. Es hätte auch anders kommen können.

Berlin/Stuttgart - Carlos Mané brauchte nicht lange, um die Hauptstadt in Verzückung zu versetzen. Nach rund einer Stunde wurde der Neuzugang des 1. FC Union Berlin am vergangenen Wochenende im Testspiel gegen den FC Basel (2:2) eingewechselt und demonstrierte gleich, was so alles in ihm steckt. Ein Hackentrick hier, ein Flügellauf da – „Ohs“ und „Ahs“ waren nicht nur auf den Rängen der Alten Försterei zu hören, sondern auch auf der Trainerbank. Der Schweizer Union-Coach Urs Fischer kann sein Glück kaum fassen: „Ich finde es fantastisch, dass er da ist. Alle haben sich gefreut, dass uns das gelungen ist. Kompliment an den Club!“

Auch Fortuna Düsseldorf und der 1. FC Köln hatten Interesse

Carlos Mané (24) ist also wieder in Deutschland. Dass der frühere Angreifer des VfB Stuttgart bei den Eisernen gelandet ist, gehört zu den überraschendsten Transfers dieses Winters. Fortuna Düsseldorf zeigte ebenso Interesse wie der 1. FC Köln – doch waren es die Berliner, die sich „am intensivsten um ihn bemüht haben“, wie Manés Berater Dieter Hoeneß sagt.

Bis Saisonende hat der Tabellenvierte der zweiten Bundesliga den Portugiesen von Sporting Lissabon ausgeliehen und sich eine Kaufoption in Höhe von fünf Millionen Euro gesichert. Im Spitzenspiel gegen Köln soll er am Donnerstag (20.30 Uhr) sein Debüt feiern – rund 22 Monate nach seinem letzten Zweitligaspiel, dem 3:3 des VfB gegen Dynamo Dresden, als sich Mané schwer am rechten Knie verletzte.

Es ist kein Geheimnis, dass der schnelle Flügelstürmer am liebsten nach Stuttgart zurückgekehrt wäre. Dort hat er „ die beste Zeit meiner Karriere erlebt“, wie Mané auch jetzt noch berichtet. Buchstäblich im Sturm eroberte das Leichtgewicht von 1,73 Meter Größe die Herzen der VfB-Fans, nachdem er Ende August 2016 auf den letzten Drücker vom damaligen Manager Jan Schindelmeister auf Leihbasis aus Lissabon nach Stuttgart geholt worden war.

Für den VfB erzielte Mané zum Einstand zwei Tore in vier Minuten

Bei seinem Debüt gegen die Spvgg Greuther Fürth (4:0) gelang Mané das Kunststück, in den ersten vier Minuten zwei Treffer zu erzielen. Insgesamt brachte er es in 19 Spielen auf sechs Tore sowie neun Vorlagen und war eine der großen Attraktionen der zweiten Liga. Ehe die Verletzung ihn so jäh stoppen sollte, begann der VfB bereits, sein Geld zu zählen – die mit Sporting vereinbarte Kaufoption lag bei 15 Millionen Euro.

Von solchen Summen war längst keine Rede mehr, als das Leihgeschäft mit dem VfB im vergangenen Sommer auslief. Mané, nach mehr als einem Jahr endlich wieder fit, wollte unbedingt verlängern, zumal bei Sporting das große Chaos ausgebrochen war. Die VfB-Verantwortlichen überlegten lange und wägten ab – am Ende fehlten ihnen aber wohl die Überzeugung und der Glaube daran, dass der Portugiese nach der langen Zwangspause wieder an die alten Leistungen anknüpfen kann.

Union Berlin feiert seinen Transfercoup und hofft auf den Aufstieg

In diesem Winter war Mané dann kein wirkliches Thema mehr, obwohl schnelle Außenspieler verzweifelt gesucht wurden. Für den Berliner Alexander Esswein und Steve Zuber aus Hoffenheim entschied sich VfB-Manager Michael Reschke– sehr zur Freude von Union Berlin, wo sie nun mächtig stolz sind auf ihren Transfercoup. „Er ist ein Spieler, der mit seiner Geschwindigkeit den Unterschied ausmachen kann“, sagt Trainer Fischer: „Ich habe seine Zeit in Stuttgart noch im Kopf. Da hat er schön gewirbelt. Das erhoffen wir uns von ihm.“

Ein „super Zeichen“ erkennt Union-Kapitän Christopher Trimmel in Manés Verpflichtung, denn die Berliner denken nicht daran, im Kampf um den Aufstieg den großen Favoriten aus Hamburg und Köln den Vortritt zu lassen: „Unser Ziel muss es sein, ihnen so lange wie möglich das Leben sehr schwer zu machen“, sagt Fischer.

Die Bundesliga, das ist auch das große Ziel von Carlos Mané. Eine Aufstiegsfeier hat er immerhin schon einmal miterlebt: Mit Krücken humpelte er im Mai 2017 auf dem Cannstatter Wasen über die Bühne.