Liebt Farben: Karim mit einer selbst gemalten (li.) und zwei weiteren Ikonen. Foto: Funke

Mit dem Erlös aus dem Verkauf von Heiligenbildern, die in einem workshop in der Brenzkirche entstehen, soll eine Ikonen-Werkstatt in Syrien finanziert werden.

S-Nord - Vergangenes Jahr wurde Issam Abdel-Karim als Stuttgarter des Jahres 2017ausgezeichnet – ein Preis der Stuttgarter Versicherungsgruppe und Stuttgarter Zeitung für Karims ehrenamtliches Engagement für Geflüchtete. Die Ehrung ist für den Gastronom, der aus dem Libanon stammt und als Siebenjähriger mit der Mutter und den Geschwistern nach Stuttgart kam, kein Grund zum Ausruhen. Im Gegenteil: Der 48-Jährige sprudelt über vor Ideen, wie er die Welt verbessern und in Kriegs- und Krisengebieten zur Entspannung beitragen kann. Seine Überzeugung. „Wenn wir heute etwas tun, ist morgen Frieden.“ Die beste Mittel dafür sei, Menschen zusammenzubringen: egal welchen Glaubens und welcher Nationalität sie sind. Karim: „In der persönlichen Begegnung werden Grenzen überwunden, lassen sich Ängste und Misstrauen abbauen.“

Das neueste Projekt des 48-Jährigen, der selbst Muslim ist: ein Ikonen-Workshop. Von Montag bis Samstag, 29. Oktober bis 3. November, 10 bis 17 Uhr, wird die Brenzkirche zur Atelierkirche. Jeder, der Lust hat, kann bei dem Workshop mitmachen, auch ohne Erfahrung im Zeichnen und Malen. Außer Experten aus Syrien und Jordanien beteiligen sich an dem Projekt Volker Schaible und Peter Vogel, die für den Studiengang Gemälderestaurierung an Akademie der Bildenden Künste Stuttgart verantwortlich sind. Ihre Studenten bereiten für den Workshop auch die Holztafeln, das Blattgold sowie die Malutensilien für die Ikonen vor. Der Unkostenbeitrag beträgt 30 Euro pro Teilnehmer.

Die Idee für den Workshop ist ein Reisemitbringsel

Nach dem Workshop startet am Sonntag, 4. November, im Anschluss an den 11- Uhr-Abschlussgottesdienst in der Brenzkirche eine Verkaufsausstellung. „Natürlich können auch die Workshop-Teilnehmer ihre Werke kaufen“, sagt Karim. Mit dem Erlös sowie Geldspenden soll in Aleppo der Aufbau einer Ikonen-Werkstatt finanziert werden. Dort sollen die im Krieg in den Kirchen zerstörten Heiligenbilder restauriert oder ersetzt werden. „Für die Werkstatt wird nur ein Raum sowie das Material für die Ikonen-Maler benötigt. Außerdem sollen dort Ikonen-Maler ausgebildet werden“, sagt Karim und rechnet mit rund 20 000 Euro für die Anschubfinanzierung.

Auf die Idee mit dem Ikonen-Workshop ist Karim bei einer Reise nach Jordanien und Israel gekommen. Für ihn, den Muslim, drücken die christlichen Figuren und Symbole übergeordnete Werte aus, erzählen von Vertrauen und Zuversicht. Die evangelische Kirchengemeinde Stuttgart-Nord steht hinter dem Projekt und hat ein Darlehen über 5000 Euro bewilligt.