Das Eventschiff am Neckar wartet auf die Genehmigung. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Seit einem halben Jahr bemühen sich die Betreiber von zwei Eventschiffen am Neckar um eine Genehmigung der Stadt. Doch immer wieder gibt es neue Auflagen. Das hat jetzt zu einem bemerkenswerten Auftritt der Wirtschaftsförderin Ines Aufrecht geführt.

Stuttgart - Viel mehr Rückenwind geht kaum: Alle Fraktionen haben sich im Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats hinter die Pläne für zwei Gastronomie- und Eventschiffe am Neckar gestellt. Sie forderten die Verwaltung auf, alles zu tun, damit die Angebote verwirklicht werden können. Vorausgegangen war auf Antrag der CDU ein Vortrag von Wirtschaftsförderin Ines Aufrecht, die über das umfangreiche Genehmigungsverfahren geklagt hatte, das letztendlich beide Projekte gefährden könne. Mit dem Votum der Stadträte hofft sie nun wie die Betreiber auf eine rasche Klärung der noch offenen Fragen im Rathaus.

Zwei Projekte wollen festmachen

An der Anlegestelle des ehemaligen Gaisburger EnBW-Kohlelagers liegt bereits das Schiff Fridas Pier, zum Betreiberteam um Benjamin Kieninger gehören auch Electronic-Music-Festival-Veranstalter Deniz Keser und Schräglage-Wirt Heiko Grelle. Auf Höhe der Schleuse Bad Cannstatt am Berger Steg plant Rainer Guist vom Club Kollektiv ein weiteres Projekt mit dem Namen Kulturschiff. Auf beiden Schiffen ist eine Gastronomie- und Veranstaltungsnutzung vorgesehen – vor allem für Firmen. Während Fridas Pier bereits vor Ort liegt und für Einzelveranstaltungen schon genutzt wurde, haben die anderen Betreiber noch kein Schiff erworben – wohl in weiser Voraussicht auf die Probleme, die das seit mehr als einem halben Jahr laufende wasser- und baurechtliche Genehmigungsverfahren mit sich bringen könnte.

Lange Genehmigungsverfahren

„Wir haben einen langen Zeitablauf“, sagte Aufrecht im Ausschuss, es seien mehr als 25 Fachbehörden von Bund, Regierungspräsidium und Stadt beteiligt. Bei Fridas Pier gibt es nach den Worten Aufrechts nach wie vor offene Fragen bei der Erschließung. Der Fuß- und Radweg an der B 10 werde vom Baurechtsamt als zu eng und zu schlecht beleuchtet eingeschätzt, damit ihn Besucher des Schiffs benutzen könnten. Zudem werde befürchtet, dass eine nötig erachtete Rettungszufahrt von der B 10 missbräuchlich von Besuchern als Aus- und Einsteigepunkt genutzt werde. Bis diese Fragen geklärt seien, habe man sich darauf geeinigt, dass zunächst Besucher vom Neckar Käpt’n von der Anlegestelle Wilhelma auf dem Wasser im Halbstundentakt zum Schiff und zurück transportiert werden. Doch auch dagegen habe es vor wenigen Tagen plötzlich ein Veto gegeben, klagte Aufrecht, Begründung: fehlende Stellplatznachweise für Autos und Räder. „Das ist doch unsinnig, wenn die Besucher per Schiff transportiert werden“, erregte sich Aufrecht.

Unverständnis bei Betreibern

Auch die Betreiber reagieren mittlerweile mit Unverständnis, wie am Rand der Sitzung deutlich wurde. Immer neue Auflagen würden erlassen, bereits gefundene Lösungen würden wieder in Frage gestellt – von Kooperation oder gar Wohlwollen sei wenig zu spüren. Wenn die Stadt weiter so reagiere, müsse man angesichts der Investitionen in Fridas Pier an andere Standorte denken.

Beim Kulturschiff-Projekt liege ein fertiger Vertrag mit der städtischen Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart vor, erklärte Aufrecht. Darin hätten die Betreiber auch akzeptiert, dass das Schiff während des Volksfestes nicht genutzt werden könne. Doch nun sollten die Schließzeiten auch auf das Frühlingsfest ausgedehnt werden. „Dann“, so Aufrecht, „ist der Betrieb des Schiffes wirtschaftlich nicht mehr leistbar“.

Fraktionen geben Rückenwind

Dabei wisse sie von Unternehmern und Veranstaltern, wie sehr Eventschiffe gewünscht würden. Die Stadt müsse diese Aktivitäten „wohlwollend begleiten“, appellierte sie an den Ausschuss für ein „deutliches Signal“. Das gaben alle Fraktionen – nicht ohne den Hinweis, dass eine Belebung im Sinn des Projekts „Stadt am Fluss“ sei.