Klimaaktivistin Greta Thunberg bei dem Klimastreik in Berlin Foto: dpa/Jörg Carstensen

Unter dem Motto #AlleFürsKlima gehen am Freitag Zehntausende Menschen auf die Straßen Deutschlands. Auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg war dabei – und lies kein gutes Haar an Deutschlands Klimapolitik.

Berlin - Zehntausende Menschen haben sich am Freitag in ganz Deutschland am globalen Klimastreik von „Fridays for Future“ beteiligt. Zwei Tage vor der Bundestagswahl forderte die Bewegung bei der Demonstration durch das Regierungsviertel in Berlin von Politik und Parteien, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten und den Ausstieg aus der Kohle bis 2030 umzusetzen. „Leere Worte“ müssten endlich in „konkrete Taten“ umgesetzt werden, um die Zukunft der kommenden Generationen zu schützen, hieß es. Die Polizei sprach nach ersten Schätzungen von mehr als 12.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der Hauptstadt. Bundesweit waren Aktionen an mehr als 470 Orten geplant.

Angeführt wurde der Protest in Berlin von der „Fridays for Future“-Gründerin und schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg und der deutschen Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Thunberg warnte in ihrer Rede erneut vor den ökologischen und sozialen Folgen der Erderhitzung. Deutschland sei einer der größten Emittenten weltweit und wichtiger Verursacher der Klimakrise. Sie forderte die Menschen auf, den Druck aufrecht zu erhalten, um politisch einen echten Wandel herbeizuführen und das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Zur Wahl zu gehen sei wichtig, sagte die Schwedin mit Blick auf die Bundestagswahl, doch das werde nicht reichen.

„Und wir haben gelernt, dass Widerstand Zweck hat“

„Seit 148 Wochen streiken wir“, sagte Thunbergs deutsche Mitstreiterin Luisa Neubauer: „Und wir haben gelernt, dass Widerstand Zweck hat“. Neubauer kritisierte, dass keine der Parteien in ihrem Programmen Maßnahmen vorschlägt, die das 1,5-Grad-Ziel einhält. „Es gibt keine Ausreden mehr, das wissen wir alle. 1,5 Grad ist nicht verhandelbar“, sagte die Klimaaktivstin: „Wir werden die Klimakrise nicht innerhalb unserer Komfortzone lösen, war müssen da raus und wir werden das machen.“

Unterstützt wurden die Klimaproteste von mehr als 200 Organisationen, darunter auch von den Kirchen. Das Motto lautete #AlleFürsKlima. Die Klimabewegung will nach eigenen Worten mit dem bundesweiten und globalen Klimastreik zwei Tage vor der Bundestagswahl den Druck auf die Parteien erhöhen, die Klimakrise ernst zu nehmen. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz twitterte, er sei dankbar für das Engagement von „Fridays for Future“. Die Aktivisten entgegneten, „wir wollen die gute Stimmung ja nicht zerstören - aber wir bestreiken heute Deine Regierung, Olaf“.

Größerer Andrang als erwartet in Hamburg

In Hamburg nahmen mehr als 20.000 Menschen am Klimastreik teil. Da der Andrang deutlich größer war als erwartet, musste die Versammlungsfläche vergrößert werden, wie Polizei und Veranstalter mitteilten. In München versammelten sich nach Polizeiangaben mehr als 12.000 Demonstranten. Die Veranstalter sprachen von 29.000 Teilnehmern.

In Hannover nahmen die Mitglieder des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an der Klima-Kundgebung teil, darunter der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm und Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich. Die EKD solidarisiere sich mit der Klimabewegung, ein „weiter so“ gehe nicht, erklärte Bedford-Strohm. In den kommenden Jahren müsse die Transformation zu einem nachhaltigen Leben gelingen. Bundesweit beteiligten sich nach Angaben der EKD Kirchengemeinden und kirchliche Initiativen am Klimaprotest mit Aktionen, Andachten, Gebeten, dem Läuten von Kirchenglocken oder der Teilnahme an den Demonstrationen.