An diesem Freitag soll in Stuttgart wieder für mehr Klimaschutz demonstriert werden – allerdings coronakonform mit einem Hygienekonzept. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future ruft für diesen Freitag zum sechsten globalen Klimastreik auf. In Stuttgart sind ein Demozug und eine Kundgebung geplant. Wann und wo findet dies statt? Und was bedeutet das für den Verkehr in der Innenstadt? Ein Überblick.

Stuttgart - Rund 20 000 Menschen sind am 20. September 2019 in Stuttgart auf die Straße gegangen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Etwas mehr als ein Jahr später ruft die Klimaschutzbewegung zum sechsten globalen Klimastreik auf – mitten in der Corona-Pandemie.

Weltweit sind nach Angaben von Fridays for Future für diesen Tag Aktionen in mehr als 2500 Orten angemeldet – zum Teil nur virtuell übers Internet, an vielen Orten aber auch seit längerem wieder auf den Straßen. In Deutschland sind nach Angaben der Veranstalter insgesamt an über 450 Orten Demos und Kundgebungen geplant. Sie stehen unter dem Motto „Kein Grad weiter“. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den geplanten Aktionen in Stuttgart – und zu der Klimaschutzbewegung.

Was konkret ist für Stuttgart geplant?

In Stuttgart soll es einen großen Demozug rund um die Stuttgarter Innenstadt geben und eine Kundgebung. Offizieller Start ist um 12.30 Uhr im Stadtgarten vor der Universität Stuttgart, um 13 Uhr soll dann der Demozug losgehen: Vorbei am Hauptbahnhof, entlang der Konrad-Adenauer-Straße, anschließend über den Rotebühlplatz und die Theodor-Heuss-Straße zurück zum Stadtgarten. Der Demozug soll etwa eine Stunde dauern, anschließend gibt es bei einer Kundgebung Programm auf der Bühne im Stadtgarten. Es sind Beiträge von einer Aktivistin von Fridays for Future geplant, eine wissenschaftliche Rede, Musik, ein künstlerischer Act sowie ein Beitrag von der Black Community Foundation. Das Ganze soll nach Angaben des Stuttgarter Organisationsteams bis etwa 16 oder 17 Uhr dauern.

So groß wie vor ungefähr einem Jahr, als am 20. September etwa 20 000 Menschen demonstrierten, wird der Klimastreik dieses Mal aber nicht ausfallen. Die Stuttgarter Ortsgruppe von Fridays for Future rechnet mit 1000 bis maximal 2000 Leuten – so viele Teilnehmende sind auch angemeldet. Viele Menschen seien wegen Corona momentan noch vorsichtig.

Aktuell steigen auch hier die Corona-Infektionszahlen wieder an. Wie wird der Protest in Zeiten der Corona-Krise aussehen?

Es gibt für die Demo in Stuttgart ein Hygienekonzept, dass vorab mit dem Ordnungsamt abgestimmt wurde. Dieses Konzept gehe weiter als die offiziellen Regelungen, heißt es von Fridays for Future Stuttgart. Zum Beispiel werde explizit dazu aufgefordert, während der Demo und der Kundgebung Maske zu tragen und Abstand zueinander zu halten, sagt Anju Schnaithmann, 14, von Fridays for Future Stuttgart. Ordner sollen immer wieder an diese Regelungen erinnern.

In den sozialen Netzwerken wurden die Leute außerdem in den vergangenen Tagen dazu aufgerufen, Regenschirme zur Demo mitzubringen – einerseits sozusagen als Erkennungszeichen und andererseits, damit die Abstände besser eingeschätzt und eingehalten werden können. Man wolle sich da ganz an die wissenschaftlichen Empfehlungen halten und sei sich der Verantwortung sehr bewusst, sagt die Stuttgarter Schülerin Anju Schnaithmann.

Auch die anderen Aktionen zum globalen Klimastreik am Freitag seien coronakonform, schreibt die Pressesprecherin von Fridays for Future Deutschland. „Für alle der hunderten Demos in Deutschland gibt es Hygienekonzepte, die zum Beispiel Abstände sicherstellen.“

Ist am Freitagmittag rund um Hauptbahnhof und Charlottenplatz mit Stau und Verkehrseinschränkungen zu rechnen?

Die Stuttgarter Polizei rechnet laut einer Sprecherin am Freitagmittag durchaus mit Verkehrsbehinderungen und Staus am Cityring – also rund um den Hauptbahnhof, den Charlottenplatz und die Theodor-Heuss-Straße. Dort wird der Demozug zwischen 13 und 14 Uhr entlangführen. Man empfehle deshalb, in dieser Zeit auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, sagt die Sprecherin der Polizei.

In den letzten Monaten war es eher ruhig um Fridays for Future. Ist die Klimaschutzorganisation in der Corona-Krise abgetaucht?

Viel des Engagements und auch des Protests habe sich in den letzten Monaten ins Netz verlagert, sagt Anju Schnaitmann von Fridays for Future Stuttgart. Nicht nur die Besprechungen des Organisations-Teams in Stuttgart, sondern auch bundesweite Aktionen: So gab es zum Beispiel Vorträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Netz, Webinare zur Weiterbildung in bestimmten Bereichen, es wurden Podcasts gestartet und virtuelle Klimastreiks organisiert.

Zwischendurch gab es durchaus auch Offline-Aktionen – etwa im April, als eine Spazierroute durch Stuttgart organisiert wurde und mit Kreide Botschaften auf die Straßen geschrieben wurden. Die Stuttgarter Gruppe von Fridays for Future habe die Zeit aber auch genutzt, um sich mit anderen Gruppen zu vernetzten, sagt Jonathan Heckert. Beispielsweise mit Wissenschaftlern, mit anderen sozialen Bewegungen, aber auch mit Gewerkschaften wie verdi. So soll es etwa eine gemeinsame Kampagne mit der Gewerkschaft geben, damit strukturelle Veränderungen zugunsten des Klimaschutzes auch gleichzeitig arbeitnehmerfreundlich ablaufen.

Zwar kam der Klimaschutzbewegung in den vergangenen Monaten weniger öffentliche Aufmerksamkeit zu, doch gerade in den vergangenen Wochen habe das Organisationsteam in Stuttgart sogar nochmal Zuwachs bekommen, sagt Anju Schnaithmann. In den vergangenen Tagen und Wochen habe man sich dann der Vorbereitung der Aktionen am Freitag gewidmet: Es wurden Plakate gemalt, Flyer verteilt, Ordner gesucht und die Technik vorbereitet.

Welche Forderungen kommen denn am Freitag von der Bewegung?

In Stuttgart sind es keine neuen Forderungen, die an dem Tag vorgebracht werden sollen. „Mit der Aktion soll das Thema Klimagerechtigkeit einfach wieder stärker ins Bewusstsein und in die Öffentlichkeit kommen“, sagt Anju Schnaithmann von Fridays for Future Stuttgart. „Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Politik und Gesellschaft in der Lage dazu sind, sich an der Wissenschaft zu orientieren und entsprechend zu handeln. Wir fordern, dass die Politik das auch im Hinblick auf die Klimakrise tut, denn das ist definitiv das größte Problem in diesem Jahrhundert.“

Letztlich gehe es darum, auf jene Forderungen auch aus der Wissenschaft hinzuweisen, die schon seit Monaten auf dem Tisch liegen – also schärfere Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen, um die Pariser Klimaziele und das 1,5-Grad-Ziel auch wirklich erreichen zu können. Das Argument: Bislang geschehe hier noch viel zu wenig, der Kohleausstieg zum Beispiel komme 2038 viel zu spät, es muss einen deutlich höheren CO2-Preis geben und Deutschland müsste eigentlich schon 2035 eine Stromversorgung haben, die zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien kommt.