Thomas Schäfer spricht über Hemminger Erfahrungen Foto: factum/Archiv

Wenn Jugendliche einen Freizeitplatz wollen, aber Anwohner protestieren, könnte ein Kümmerer hilfreich sein. Der Hemminger Bürgermeister Thomas Schäfer weist auf eine Lösungsmöglichkeit hin, die in seiner Gemeinde erfolgreich erprobt wurde.

Ditzingen/Hemmingen - Auch gegen den Hemminger Familienfreizeitplatz gab es anfangs Vorbehalte. Protest, wie er jetzt gegen eine Anlage in Ditzingen laut wird. Der Hemminger Bürgermeister Thomas Schäfer weist auf eine mögliche Lösung hin.

Herr Schäfer, Kritiker haben Arges beim Familienfreizeitplatz befürchtet: Drogen, Müll, Lärm, Große vertreiben Kleine. Haben sich die Befürchtungen bewahrheitet?
Nein, die Befürchtungen haben sich zum Glück nicht bewahrheitet. Auf dem Platz findet ein gedeihliches Miteinander verschiedenster Altersgruppen statt. Ungefähr ein bis zwei unschöne Vermüllungen gibt es pro Jahr, doch im Großen und Ganzen wird der Platz doch einigermaßen ordentlich wieder verlassen. Größeren Vandalismus haben wir auch nicht zu verzeichnen. Auch die mobile Toilette ist zwischenzeitlich so gesichert, dass sie nicht mehr umgestoßen werden kann, was allerdings zweimal vorkam.
Ist die Situation auf diesem Platz anders als an anderen öffentlichen Plätzen der Gemeinde, also Spielplätzen oder Treffpunkten?
Mit dem Familienfreizeitplatz haben schon gewisse Verlagerungen stattgefunden. Zuvor waren immer wieder öffentliche Spielplätze und der Alte Schulplatz Treffpunkte im Ort – mit entsprechenden Hinterlassenschaften. Jetzt stellen wir eine gewisse Konzentrationswirkung fest und damit weniger Beschwerden aus der Bürgerschaft.

Diskussion über Mülleimer

Ein Blick auf die Anfangszeit: Gab es Probleme?
Anfänglich gab es Diskussionen über die Größe der Mülleimer. Die Öffnungen sollten mindestens so groß sein, dass ein Pizzakarton reinpasst. Andererseits war unsere Auffassung, dass hier auch nicht die Versuchung zu groß sein sollte, den privaten Restmüll zu entsorgen. Wir haben deshalb entsprechend nachgerüstet – und stellen in seltenen Fällen fest, dass der Müll trotz leerer Mülleimer nicht den Weg in selbige findet.
Eine Gruppe, später ein Verein machten sich für den Platz stark. Der Verein existiert weiterhin. Wie wichtig sind Ansprechpartner für die Verwaltung aber möglicherweise auch für die Akzeptanz in der Bevölkerung?
Für die insgesamte Akzeptanz der Idee des Familienfreizeitplatzes war es meines Erachtens sehr wichtig, durch die damalige Inter-essengemeinschaft eine gewisse Vernetzung im Ort zu haben. Ralf Horwathund Manfred Gutbrod waren und sind im Ort gut bekannt und konnten hier auch Sprachrohr der Jugendlichen sein, denen auf den ersten Blick vielleicht nicht zugetraut wird, sich mit möglichen Problemstellungen, die solch ein Platz mit sich bringen kann, auseinanderzusetzen und auch Bedenken der Bevölkerung aufzunehmen beziehungsweise zu zerstreuen.
Wie ist es heute?
Dass sich in der Folge aus der Interessengemeinschaft noch ein Verein mit bald 150 Mitgliedern gegründet hat, ist eine tolle Geschichte, und die soziale Kontrolle durch die Vereinsmitglieder hilft sicherlich auch, dass wir entgegen der Befürchtungen noch keine all zu großen Probleme hatten. Dankenswerterweise hat der Verein auch schon spontan zu Aufräumaktionen am Wochenende aufgerufen, auch wenn wir von vorneherein gesagt haben, dies sei nicht Aufgabe des Vereins, sondern des Bauhofes – der allerdings erst am Montag wieder nach dem Rechten schauen kann.