Der Sohn Agit (Mitte) spielt mit Kindern im Heim in Afrika. Foto: privat

Noemi Bansbach aus Stuttgart-Hoffeld hat mit ihrem Sohn drei Monate in Afrika gelebt. Ihre Geschichte ist gefüllt mit Freuden, schönen Erfahrungen, Heimweh und Alltagsrassismus.

Hoffeld/Tansania - Nach der Schule oder während Studium und Ausbildung ins Ausland – diesen Traum haben viele junge Leute. Auch die 22-jährige Noemi Bansbach aus Degerloch hatte diesen Traum, sie zog es nach Tansania. Dort arbeitete sie in einem Kinderheim. Mit dabei war ihr fünfjähriger Sohn Agit.

„Meine Freunde und Familie haben eigentlich alle positiv reagiert, als ich von meinen Plänen erzählt habe“, sagt Noemi Bansbach. Über eine Bekannte erfuhr sie von Freiwilligenprojekten in Afrika. „Ich wurde dann aber von vielen Organisationen abgelehnt, weil ich ein Kind habe“, sagt Bansbach. Das habe sie so geärgert, dass sie fast aus Prinzip so lange eine Organisation gesucht habe, die sie auch mit einem Kind in Afrika aufnimmt. „Erst danach wurde mir bewusst, oh je, was mache ich eigentlich?“, erinnert sich Noemi Bansbach.

Die Tage vor dem Abflug im November 2019 seien voll von Angst und Zweifeln gewesen. Jetzt, im Februar 2020, fast einen Monat nach der Rückkehr aus Afrika, sagt Noemi: „Ich bereue es keine Minute, dieses Abenteuer gewagt zu haben.“ Sie wollte am Ende gar nicht zurück nach Hause.

Die Leute haben sie angestarrt, weil sie weiß ist

Gelebt haben Noemi und ihr Sohn Agit in einer Gastfamilie. Jeden Tag hat Noemi dann in einem Kinderheim in Moshi, einer Stadt am Fuße des Kilimandscharo, gearbeitet. „Ich habe mich aber nicht gefühlt, als würde ich arbeiten. Es war, wie wenn wir Teil einer großen Familie sind“, sagt Noemi Bansbach. So habe der fünfjährige Agit trotz Sprachproblemen schnell Freunde gefunden und auch Noemi habe das Heim und die Kinder dort lieben gelernt. „Ein Kind ist mir so ans Herz gewachsen, das hätte ich am liebsten mit nach Hause genommen.“

Jedoch war die Zeit in Tansania nicht immer leicht. „Mein Sohn hatte am Anfang starkes Heimweh. Ich wusste manchmal gar nicht mehr, was ich machen sollte“, sagt die 22-Jährige. Als sie kurz davor war, alles abzubrechen und wieder nach Deutschland zu fliegen, besserte sich aber die Situation. „Auf einmal hatte Agit sein Heimweh vergessen und er spielte rund um die Uhr mit den anderen Kindern im Heim.“ Auch Noemi musste mit Problemen im Alltag kämpfen. „Am Anfang habe ich gemerkt, dass die Menschen mich aufgrund meiner Hautfarbe anstarren und über mich reden“, sagt die 22-Jährige. „Wenn ich durch die Straßen gelaufen bin, habe ich mich so unwohl gefühlt, weil alle laut ‚Weiße’ zu mir gesagt haben.“

Die Frau aus Hoffeld will weiterhin helfen

Seit ihrer Rückkehr nach Deutschland beschäftigt Noemi vor allem eins: „Mir wurde noch stärker bewusst, wie gut es mir und meinem Sohn geht.“ Deswegen möchte die 22-Jährige das Kinderheim auch in Zukunft unterstützen. „Ich habe mich dann mit meiner Vorgängerin Jessica in Verbindung gesetzt, die nach ihrer Rückkehr aus Afrika auch viele Spenden gesammelt hat.“ Diese hatte bereits 16 000 Euro gesammelt. Zusammen wollen sie jetzt einen Verein gründen, um das Kinderheim zu unterstützen. Die Geldtransaktionen seien über Verträge geregelt und über Anwälte abgesichert. „Wir sind keine naiven Mädchen, die einfach Geld nach Afrika schicken“, betont Noemi Bansbach. Das Ziel ist es, ein neues Kinderheim zu bauen, da die Miete des jetzigen Gebäudes nicht mehr bezahlbar ist. „Wir haben auch schon ein neues Grundstück gekauft und möchten auch den Bau eines neuen Hauses finanzieren“, sagt Bansbach.

Wer wie Noemi Bansbach und Jessica Meisner das Kinderheim in Moshi unterstützen möchte, kann dies mit einer Geldspende auf das Spendenkonto mit der IBAN: DE61 4945 0120 1230 6999 00 tun (Empfänger: Jessica Meisner). Außerdem sind die beiden Frauen auf der Suche nach jemandem, der für den Verein eine Website gestalten kann, und jemandem, der Flyer drucken kann. Kontakt und weitere Informationen gibt es per Mail an kinderheim-tanzania@gmx.de oder auf Instagram @spendenaktion_tanzania.