Die Versorgung mit Kraftstoff in Möhringen ist sicher – aber teuer. Foto: Claudia Leihenseder

Die freie Tankstelle an der Handwerkstraße in Stuttgart-Möhringen wird noch beliefert. Aber, wie der Betreiber Frank Miedtank berichtet, zu extrem hohen Preisen. Der Tankstellenbetreiber steht exemplarisch für viele Inhaber freier Tankstellen.

Möhringen - Autofahrer haben derzeit keinen Spaß beim Tanken. 80 Euro für eine Tankfüllung von 50 Litern – das treibt einem schon fast die Tränen in die Augen. Der Grund: Das Niedrigwasser am Rhein und der Großbrand in einer bayrischen Raffinerie haben die Spritpreise in den vergangenen Wochen im Süden des Landes in die Höhe schnellen lassen. Manchen Tankstellen geht teilweise sogar der Sprit aus. Bei der Freien Tankstelle an der Handwerkstraße in Möhringen ist das allerdings – noch – nicht so: „Im Moment haben wir keine Probleme“, sagt der Betreiber Frank Miedtank. Er werde beliefert, allerdings zu extrem hohen Preisen.

Damit die Kunden nicht zu sehr darunter leiden, gibt der Unternehmer zurzeit den Liter Diesel oder Sprit zu seinem eigenen Einkaufspreis weiter – und verdient dadurch mit dem Verkauf von Kraftstoff überhaupt keinen Cent. Die großen Gesellschaften – so hat er festgestellt – haben in dieser angespannten Situation einen Preiskampf angezettelt: „Die verkaufen ihren Diesel teilweise zwei bis drei Cent unter ihrem Einkaufspreis“, sagt Miedtank. Das gehe seit drei Wochen so.

Schwierige Liefersituation im Süden Deutschlands

Seit einigen Tagen staunt der Mann allerdings, denn sein eigener Einkaufspreis für Diesel ist um fünf Cent gefallen: „Warum, das weiß kein Mensch“, sagt Miedtank. Der Rohölpreis gehe nach wie vor runter. Die schwierige Liefersituation im Süden Deutschlands habe sich allerdings überhaupt nicht verändert. Denn nach wie vor regnet es nur spärlich, sodass sich der Regenmangel, der seit dem Frühjahr den Wasserstand des Rheins immer weiter sinken lässt, weiter negativ auswirkt. Der Fluss samt seiner Zuflüsse wie etwa der Neckar spielen eine wichtige Rolle für die Versorgung des Landes mit Öl. Je tiefer südlich – und damit weiter entfernt vom Meer – desto schwieriger die Lage.

Die Schiffe auf dem Rhein können wegen des Niedrigwassers nur mit einem Bruchteil der sonst üblichen Beladung fahren. So kommt nicht nur weniger Kraftstoff im Süden an den Zapfsäulen an. Er ist auch noch teurer. Den Transport auf die Schiene und Straße zu verlagern ist aufwendig und teuer. Zum Vergleich: ein normales Schiff, dass normalerweise über Rhein und Neckar den Kraftstoff bis in die Landeshauptstadt transportiert, fasst 100 bis 120 Tankwagenladungen.

Tankstellenbetreiber hat noch weitere Einnahmequellen

Frank Miedtank hat seine Konkurrenten genau im Blick. Das Internet verrät ihm auch an diesem Donnerstagmorgen: Manche Tankstellen der großen Gesellschaften in seiner Nähe verkaufen den Diesel noch immer unter dem Einkaufspreis. Andere sind wieder darüber gegangen: „Das ist tages- und auch tageszeitabhängig.“ Für Frank Mietdank ist seine freie Tankstelle sowieso nicht die einzige Einnahmequelle. „Das ist ein Geschäftszweig“, sagt Miedtank. Der Unternehmer betreibt noch einen Nutzfahrzeug-Service für Lastwagen, der sich seit dem Jahr 1958 der Reparatur und der Wartung von Nutzfahrzeugen widmet. Zu seiner Firma gehört auch eine Spezialwaschanlage für Transporter und Kastenwagen bis zu einer Höhe von 3,20 Metern. „Reich werden wir nicht mit der Tankstelle“, sagt Miedtank. Aber derzeit herrsche auch eine Ausnahmesituation.